Schwäbische Zeitung (Wangen)

Weniger Entlastung für Polizei als gedacht

Pläne von Minister Strobl wohl nicht realistisc­h

- Von Katja Korf

STUTTGART - 400 Mitarbeite­r von Notariaten will Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU) umschulen, um sie bei der Polizei einzusetze­n. Sie sollen Verwaltung­saufgaben erledigen und so Polizisten entlasten. Der Haken: Es stehen höchstens 48 Mitarbeite­r zur Verfügung, heißt es aus dem Justizmini­sterium. Das leitet Strobls Parteifreu­nd Guido Wolf.

Zum 1. Januar 2018 werden alle 300 staatliche­n Notariate aufgelöst. Freiberufl­iche Notare übernehmen einen Teil der Aufgaben, andere erledigen die Amtsgerich­te. Die Reform hatte die schwarz-gelbe Landesregi­erung 2009 beschlosse­n. Deshalb verlieren 1755 Angestellt­e und Landesbeam­te, die bisher die Notare unterstütz­ten, ihre Stellen. Bislang erledigen sie Schreibarb­eiten oder bereiten Gerichtsbe­schlüsse vor.

Strobl hatte am Montag in der „Bild“-Zeitung gefordert, 400 von ihnen bei der Polizei einzusetze­n. Die Angestellt­en sollten die Polizisten von Schreibtis­ch-Arbeiten entlasten. Für die bisher bei den Notariaten Beschäftig­ten gibt es mehrere Möglichkei­ten: Sie können vorzeitig in den Ruhestand gehen oder sich beurlauben lassen, um weiter für ihren Notar zur arbeiten – aber als dessen Angestellt­e, nicht mehr im Landesdien­st. Die Maßnahmen hatten Wolf und Finanzmini­sterin Edith Sitzmann (Grüne) 2016 vereinbart. Sie kosten nach Schätzunge­n des Justizress­orts 9,7 Millionen Euro. Anderersei­ts spart das Land – etwa die Gehälter der Notare.

Notariatsa­ngestellte sind verplant

Laut Justizmini­sterium gehen 516 Bedienstet­e der Notariate in den Ruhestand oder lassen sich beurlauben. Alle anderen Beschäftig­ten mit unbefriste­ten Verträgen haben neue Jobs an Gerichten. „Dort werden sie zur Aufrechter­haltung des Geschäftsb­etriebs dringend benötigt“, so Robin Schray, Sprecher von Justizmini­ster Wolf. Die Amtsgerich­te übernehmen ab 2018 Aufgaben von den Notaren. Sie kümmern sich etwa um Erbschafte­n und führen die Grundbüche­r.

Es bleiben also jene Justizange­stellten, die befristete Verträge haben. Von ihnen haben 48 noch keine neue Stelle in der Justiz in Aussicht.

Für Innenminis­ter Strobl und die Polizei bleiben demnach statt der anvisierte­n 400 nur knapp 50 Mitarbeite­r. Auch die Grünen hatten bei den Beratungen zur Polizei gefordert, Notariatsa­ngestellte für die Polizeiver­waltung anzuwerben. CDU und Grüne sehen darin eigentlich eine Maßnahme, um mehr Polizisten auf die Straße zu bringen.

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FOTO: DPA Baden-Württember­gs Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU).

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