Einseitige Diagnose
Es erinnert fast an ein Ritual wenn DIHK-Präsident Eric Schweitzer zur Jahresmitte wieder sorgenschwer auf den Ausbildungsmarkt blickt. Die Demografie und der Trend zum Studium mache es den Betrieben immer schwerer, Azubis zu finden. Fast jedes dritte Unternehmen hierzulande – so steht es in der aktuellen DIHK-Ausbildungsumfrage geschrieben – könne deshalb seine offenen Ausbildungsplätze nicht besetzen. So weit, so bekannt.
Geflissentlich ignoriert wird dabei: Viele Betriebe schließen einen großen Teil der Schulabgänger von vornherein aus. Wenn Ausbildungsplätze vergeben werden, dann bevorzugt man die höchstqualifizierten Bewerber. Hauptschüler hingegen kommen immer schwerer unter. Einer Studie des Deutschen Gewerkschaftsbunds zufolge bleiben fast zwei von drei Ausbildungsangeboten auf der bundesweiten IHK-Lehrstellenbörse Hauptschülern verschlossen. Die Betriebe lassen offene Ausbildungsplätze eher unbesetzt, als Hauptschüler einzustellen – obwohl diese doch im klassischen Sinne für den Arbeitsmarkt ausgebildet werden.
Vor dem Hintergrund seit Jahren rückläufiger Ausbildungszahlen kommen die Unternehmen nicht umhin, diese Bestenauslese zu beenden und das Potential der Schulabgänger besser auszuschöpfen.