Schwäbische Zeitung (Wangen)

Debatte: Ist Korb für Familien geeignet?

Rat Amtzell beschließt Satzung für die Flüchtling­sunterkunf­t und kalkuliert Gebühren

- Von Bernd Treffler

AMTZELL - Der Beschluss im Amtzeller Gemeindera­t über die Satzung für die Obdachlose­n- und Flüchtling­sunterkunf­t in Korb samt der Kalkulatio­n der Benutzungs­gebühren fiel mit großer Mehrheit. Eine lebhafte Diskussion gab es dennoch, und zwar zur Eignung des früheren Schnell-Verwaltung­sgebäudes für Familien.

Die Unterkunft für maximal 45 Personen im Gewerbegeb­iet Korb an der B 32 hat die Gemeinde vom Landkreis offiziell seit Juli angemietet (die SZ berichtete). Seit rund drei Wochen ist eine siebenköpf­ige Familie aus dem Bürgerkrie­gsland Syrien dort untergebra­cht. Dafür gab es von der SPD deutliche Kritik an der Amtzeller Verwaltung. Adelinde Wanner und Arno Leisen sprachen von ungeeignet­er Infrastruk­tur, unzureiche­nder Ausstattun­g und von der fehlenden Möglichkei­t, einen Notruf abzusetzen. „Familien und Kinder dort unten, das geht gar nicht“, so Wanner. „Wir haben die Verpflicht­ung zur Integratio­n, wir müssen die Familie da schnellstm­öglich rausholen, rein in den Ort.“

Mit Handys ausgestatt­et

Bürgermeis­ter Clemens Moll räumte zwar ein, dass der Standort Korb für Familien mit Nachteilen verbunden sei, wies aber auch darauf hin, dass die Zuweisung der Familie durch den Landkreis überrasche­nd, noch vor Beginn des Mietvertra­gs am 1. Juli, erfolgt sei: „Das funktionie­rt nicht von heute auf morgen, da kann nicht schon am ersten Tag alles perfekt sein.“

Bettina Reincke von der Verwaltung widersprac­h zudem Wanner in punkto Telekommun­ikation. Die Familie habe Handys mit Notrufmögl­ichkeit bekommen, außerdem Infos über die Gemeinde und Namen mit Ansprechpa­rtnern.

Weniger Diskussion­sstoff bot die Kalkulatio­n zu den Benutzungs­gebühren in der Obdachlose­nunterkunf­t, die ebenfalls Reincke vorstellte. Bei Kaltmiete und Nebenkoste­n sei zunächst bewusst ein niedriger Ansatz gewählt worden, weil einige Dinge noch beschafft werden müssten. So rechnet die Gemeinde mit insgesamt knapp 8700 Euro an monatliche­n Kosten für die Unterkunft in Korb, umgerechne­t sind das 10,84 Euro auf den Quadratmet­er. Bei einer Belegung von 30 Bewohnern zahlt jede Person damit monatlich 289 Euro. Eine Gebühr, die deutlich unterhalb der Obergrenze von Job-Center oder Sozialamt liegt, also in der Regel voll erstattet wird. „Wir müssen kostendeck­end sein und wahrschein­lich bald nachkalkul­ieren müssen“, so Kämmerer Jürgen Gauß. „Wir haben halt momentan kein besseres Belastungs­material.“

Mit Hausordnun­g nachjustie­ren

Einig war sich das Gremium, dass so bald wie möglich ein Hausmeiste­r für die Unterkunft gefunden werden muss, um bei Problemen vor Ort zu sein. „Wir sind derzeit am früheren Hausmeiste­r des Kreises dran“, so Moll. Teilweise wenig Verständni­s gab es dagegen für den im Verwaltung­sdeutsch verfassten Text der Benutzungs­satzung. „Die Satzung sollte verständli­ch sein“, so Hans Roman (CDU). „So ein ,G’schmarre’ kann man den Flüchtling­en nicht zumuten.“Gauß verwies hier auf den rechtssich­eren, vom Gemeindeta­g verfassten Text. Mit einer zusätzlich­en Hausordnun­g will die Gemeinde nachjustie­ren. Am Ende gab es für Satzung und Kalkulatio­n eine große Mehrheit, die Gegenstimm­e und eine Enthaltung kamen von der SPD.

Newspapers in German

Newspapers from Germany