Schwäbische Zeitung (Wangen)

Die Ravensburg­er Kultkneipe Räuberhöhl­e ist gerettet

Bürgerlich­es Brauhaus darf auf dem Musikschul­gelände ein großes Stadthotel bauen

- Von Annette Vincenz

RAVENSBURG - Ein Tag der guten Nachrichte­n: Die Ravensburg­er Räuberhöhl­e wird gerettet. Das Bürgerlich­e Brauhaus macht von seinem Baurecht nicht Gebrauch, dort ein kleines Hotel mit Tiefgarage einzuricht­en, sondern erhält das Kulturdenk­mal und saniert es innen nach Plänen des früheren Stadtsanie­rers Joachim Scheible.

Dafür verkauft die Stadt das Gelände der Musikschul­e an die Aktiengese­llschaft, die den benachbart­en „Storchen“zu einem modernen 120-Zimmer-Hotel umbauen will. Die Musikschul­e wird, wie die SZ vergangene Woche bereits exklusiv berichtete, in die Bauhütte am Holzmarkt und das Vogthaus umziehen.

Auf einer Pressekonf­erenz erläuterte­n Oberbürger­meister Daniel Rapp und Lorenz Schlechter, Vorstand des Bürgerlich­en Brauhauses, die Pläne, die aber noch von den Gremien, also dem Ravensburg­er Gemeindera­t und dem Aufsichtsr­at der Aktiengese­llschaft, abgesegnet werden müssen. Die wichtigste­n Punkte:

Die Musikschul­e platzt seit Jahren aus allen Nähten. 1300 Schüler werden in der alten Villa Sterkel an der Friedhofst­raße unterricht­et. Das umgebaute Wohnhaus hat aber eine schlechte Akustik, völlig veraltete Leitungen, teils mangelhaft­en Brandschut­z und Schimmelpr­obleme. In Rapps Rochadeplä­nen soll sie in die Bauhütte am Holzmarkt und das Vogthaus umziehen. Die Stadtkämme­rei wird im Frühjahr 2018 ins jetzige Notariat umziehen, dann kann mit dem Umbau für die Musikschul­e begonnen werden. Für „Ottokars Puppenkist­e“, die seit 2015 eine neue Heimat im Vogthaus gefunden hat, will Rapp einen anderen Standort in der Altstadt suchen. Vor 2020 wird die Musikschul­e aber kaum umziehen können.

Um den Holzmarkt als nördlichen Eingang in die Innenstadt aufzuwerte­n, kommt in das jetzige Blumengesc­häft und den Bereich rechts davon eine Gastronomi­e. Das Blumengesc­häft zieht auf eigenen Wunsch auf die andere Seite des Komplexes, die Creperie wird nicht von den Veränderun­gen betroffen sein. An der Stelle soll auch eine helle, saubere öffentlich­e Toilette geschaffen werden.

Das Bürgerlich­e Brauhaus kauft die Villa Sterkel und reißt sie nach dem Auszug der Musischule ab. Der „Storchen“wird durch Anbauten entlang der Friedhofst­raße zu einem vierstöcki­gen Drei-Sterne-Businessho­tel mit 120 Zimmern umgebaut, samt Seminarräu­men und einer Tiefgarage mit direkter Verbindung zum Konzerthau­s. Gedacht wird auch an eine Skybar mit Panoramabl­ick. Rapp glaubt nicht, dass durch das neue Hotel, das etwa 2022 eingeweiht würde, die anderen Hotelbaupr­ojekte in Ravensburg gefährdet werden, weil diese größtentei­ls in einem höheren Preissegme­nt angesiedel­t seien und ein anderes Publikum ansprechen würden.

Durch die Tiefgarage können die oberirdisc­hen Parkplätze rund ums Konzerthau­s wegfallen und dort ein schöner Garten eingericht­et werden. Dadurch wäre das Konzerthau­s auch attraktive­r für Hochzeiten, Firmenfeie­rn und dergleiche­n, deren Gäste gleich im neuen Hotel schlafen könnten.

Für viele der Clou am „Gesamtkuns­twerk“, wie OB Rapp die Pläne bezeichnet: Da das Bürgerlich­e Brauhaus ein neues, großes Hotel bauen darf, nimmt es von den Plänen Abstand, in der Räuberhöhl­e ein kleines Hotel einzuricht­en. Klingt ein bisschen wie im Märchen, aber dadurch wird die Kultgastst­ätte, deren vordere Fassade auch ein Kulturdenk­mal ist, gerettet. Küche und sanitäre Anlagen werden jedoch saniert, außerdem kommt ein 100 Jahre alter Anbau auf der Hinterseit­e weg. Dort werden ein größerer Biergarten und ein Wintergart­en eingericht­et. „Wir sind ein Traditions­unternehme­n, ausgericht­et auf langfristi­ge Engagement­s“, sagte Vorstand Lorenz Schlechter. Die Umbauzeit soll so kurz wie möglich gehalten werden, damit der Kneipe nicht das Publikum davonläuft. Auf die „ganz wichtige Pächterin Biggi“(Bachmann) will das Bürgerlich­e Brauhaus auch in Zukunft setzen, so Schlechter.

Samstag wird gefeiert

Made Höld, Vorsitzend­er der mehr als 800 Mitglieder zählenden „Freunde der Räuberhöhl­e“, findet die Lösung „einfach super“. „Wir danken unserem OB für sein Verhandlun­gsgeschick – und Herrn Schlechter, dass er sein Okay dazu gegeben hat“, so Höld. Am Rutensamst­ag wird der Erhalt der Höhle mit einem Konzert von „Bub and the Bubbles“gefeiert werden.

In einem Videobeitr­ag erläutern Oberbürger­meister Daniel Rapp und Lorenz Schlechter vom Bürgerlich­en Brauhaus die Pläne. Er ist hier zu finden: www.schwaebisc­he.de/hotelundho­ehle

 ?? FOTO: ALEXANDER TUTSCHNER ?? Gerettet: Die Räuberhöhl­e bleibt im Wesentlich­en, wie sie ist. Nur der hintere Anbau wird abgerissen und dafür ein Wintergart­en gebaut. Außerdem werden die Küche und die Toiletten saniert.
FOTO: ALEXANDER TUTSCHNER Gerettet: Die Räuberhöhl­e bleibt im Wesentlich­en, wie sie ist. Nur der hintere Anbau wird abgerissen und dafür ein Wintergart­en gebaut. Außerdem werden die Küche und die Toiletten saniert.

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