Sensible Öffentlichkeit
Gut steht nach dem Volksfest in Schorndorf niemand da. Nicht die Polizei, die in einer Pressemitteilung sexuelle Über- griffe, Randale und die Beteiligung von Migranten unglücklich vermengte. Nicht der Innenminister Thomas Strobl (CDU), der das Gespräch mit dem Oberbürgermeister Matthias Klopfer (SPD) über die Medien führt. Eben sowenig der Oberbürgermeister, der die Polizei zunächst öffentlich kritisierte. Viele Medien verließen sich auf eine ungenaue Agenturmeldung. Die Ereignisse zeigen, wie sensibel Bürger, Behörden und Öffentlichkeit nach den Vorfällen an Silvester 2015 sind. Straftaten von Flüchtlingen werden nun ernst genommen, und das zu Recht. Frauen sind kein Freiwild. Das muss man auch gegen junge Männer durchsetzen, die aus ihrer Heimat ein solches Frauenbild mitbringen. Zur Wahrheit gehört aber auch: Auf jedem Volksfest oder Betriebsausflug, ja auf Familienfeiern werden Frauen sexuell belästigt. Jeder Zweiten ist das laut einer EU-Studie bereits passiert.
Unverantwortlich ist es jedoch, aus den schlimmen Ereignissen von Schorndorf abzuleiten, Deutschland stehe wegen der Flüchtlinge vor dem Chaos. Das aber tut die AfD – und zündelt einmal mehr, statt ernsthafte Oppositionspolitik zu betreiben.