„Expansive Geldpolitik als Gefahr einer neuen Finanzkrise“
BERLIN - Der Ökonom André Tomfort (Foto: privat) befürchtet, dass die Zentralbanken einer neuen Finanzkrise Vorschub leisten. Tomfort lehrt und forscht als Professor für Finanzökonomie an der Hochschule für Wirtschaft und Recht in Berlin. Hannes Koch hat mit ihm gesprochen.
Nicht wenige Bundesbürger fürchten, dass uns die Europäische Zentralbank (EZB) in die nächste Finanzkrise reißt. Ist das übertrieben?
Ich mache mir ebenfalls Sorgen. Nicht nur die EZB betreibt eine überaus expansive Geldpolitik, sondern auch die Notenbanken der USA, Chinas und Japans. Wenn das so weitergeht, besteht tatsächlich die Gefahr einer neuen Finanzkrise. Seit dem vergangenen Crash ab 2008 wuchs das globale Geldangebot in den wichtigsten Industriestaaten um knapp 50 Prozent, wogegen die Wirtschaft nur sehr moderat zulegte. Daraus resultiert ein gewaltiger Geldüberhang, der das Potenzial für eine erneute Preisblase darstellt.
Die EZB möchte genau das erreichen, was Sie kritisieren: Die Kreditvergabe der Banken an die Unternehmen soll steigen, damit mehr Arbeitsplätze entstehen.
Das erscheint zunächst als sinnvoller Ansatz. Denn die wirtschaftliche Lage in Ländern wie Italien und Griechenland kann dadurch gestützt werden. Andererseits muss die EZB darauf achten, was weltweit passiert. Und da stellen wir fest, dass die Geldmenge viel stärker zulegt als das Bruttoinlandsprodukt (BIP). Auf die Dauer ist das gefährlich.