Kulturbetrieb am Pranger
Ich und Kaminski (Arte, Fr., 20.15 Uhr) –
Eines zur Klärung vorneweg: Den Maler Manuel Kaminski gibt es nicht. Doch diese Kunstfigur aus der Feder von Autor Daniel Kehlmann gewinnt in dem Film von Regisseur Wolfgang Becker („Good Bye, Lenin!“) so viel Eigenleben, dass man geneigt ist, seine Vita zu googeln. Verständlich, denn Becker stellt dem Drama einen fiktiven, scheinbar dokumentarischen Lebenslauf in Schwarz-Weiß-Fotos und wackeligen Filmaufnahmen voran. Das allein ist schon ein starker Start. Dann aber kommt der unverschämte Kulturjournalist Zöllner (Daniel Brühl) ins Spiel. Er will den alten Kaminski in dessen Bergeinsamkeit zu einem Interview überreden. Es ist als Krönung einer Biografie gedacht, die erst nach dem Tod des Künstlers gewinnbringend veröffentlicht werden soll.
Brühl glänzt in der Rolle des gewissenlos-profitlichen Schreiberlings, der sich trotz der Nähe zum Objekt seiner Recherche immer weiter von seinem literarischen Ziel entfernt. Denn der Maler (Jesper Christensen) ist nicht der gebrechlich-senile Greis, den Zöllner erwartet. Auf der hindernisreichen Fahrt zu Kaminskis alter Liebe erlebt der Journalist dann auch eine überraschende Läuterung. Das alles ist mit Witz und ironischen Seitenhieben auf den Kulturbetrieb gefilmt – und wenn immer wieder Menschen und Landschaften wie auf Gemälden verharren, verschmelzen Kunst und Kino wunderbar.