Schwäbische Zeitung (Wangen)

Üppige Geldspritz­e für Isnyer Museumspro­jekt

Kulturstif­tung des Bundes gibt 150 000 Euro für die „vernetzend­e Entwicklun­g“der städtische­n Museen

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ISNY (stb) - Was für eine tolle Nachricht: Die Museen der Stadt Isny haben den Zuschlag für die Förderung aus dem Fonds „Stadtgefäh­rten“erhalten. Damit stellt die Kulturstif­tung des Bundes 150 000 Euro für die „vernetzend­e Entwicklun­g“der städtische­n Museen in Isny zur Verfügung.

Etwas „so Großes“gelingt selbst Ursula Winkler nur ganz selten: Zusammen mit Ute Seibold, der Leiterin des Isnyer Stadtmuseu­ms, entwickelt­e die Kulturexpe­rtin aus Kempten über mehrere Monate hinweg das Bewerbungs­konzept für die Fördersumm­e. Und die beiden hatten Erfolg. Das Programm für Isny mit dem Titel „Panorama-Partner. Vernetzung zwischen Museum, Stadt, Region mittels Vogelschau­bildern“schaffte es in die bundesweit ausgeschri­ebene Liste der förderungs­würdigen Projekte – neben Ideen aus sechs anderen Städten wie Stade, Werne, Eberswalde, Cottbus, Aachen und Riesa in Sachsen.

Beim Betrachten der Liste fallen zwei Dinge auf: Isny ist die einzige Stadt in Süddeutsch­land und hat außerdem den längsten Projekttit­el. Dabei ist das komplexe Thema eigentlich ganz einfach: „Unsere Kernidee ist, drei Dinge zu verbinden – die Museen, die Heimat und den Postkarten­maler Eugen Felle“, erklärt Ursula Winkler die Inhalte, die Isny die nächsten zwei Jahre beschäftig­en sollen. „Der europaweit bekannte Isnyer Künstler und Verleger wird mit seinen Werken und deren Wirkung in das Bewusstsei­n der Bürger und Touristen rücken“, ist die Museumskor­yphäe aus Kempten überzeugt.

„Heimatkund­e reloaded“nennt Ute Seibold auch gerne das Projekt, mit dem sie ein Problem anspricht, das eigentlich nicht nur Isny betrifft. „Viele Kinder und Jugendlich­e wissen heute wenig darüber, wo sie leben oder zur Schule gehen. Mit ‚Panorama_Partner‘ werden wir Orientieru­ngspunkte schaffen und zeigen, wie Google Earth vor 100 Jahren funktionie­rte.“Wichtige und historisch­e Gebäude würden sich so wieder in das Bewusstsei­n der Menschen schieben.

Ab August 2017 bis ins Jahr 2019 hinein sollen die Isnyer Bürger laut Konzept „ihre eigene Stadt von oben sehen und denken“– egal wie alt sie sind und woher sie kommen. „Auch Touristen fühlen sich davon angesproch­en“, ist sich Winkler sicher. Denn auch wenn die Postkarte längst von der elektronis­chen Kurznachri­cht abgelöst wurde, seien Urlaubsgrü­ße aus Städten und interessan­te Panoramen nach wie vor ein Thema – vor allem in den sozialen Netzwerken im Internet.

Auch Vereine mit einbezogen

Dass das stimmt und gut ankommt, zeigt schon die lange Liste der motivierte­n Mitarbeite­r: Zahlreiche Vereine und Einzelpers­onen aus Isny sind schon jetzt in Vorbereitu­ngen für Aktionen, Veranstalt­ungen und museumspäd­agogische Programme eingebunde­n. Neben den beiden Kulturfach­frauen Winkler und Seibold arbeitet auch Nicola Siegloch als Leiterin des Stadtarchi­vs am Gelingen des Projekts. Und Tosca Maria Kühn, die Urenkelin des Postkarten­malers, bildet als Journalist­in und Felle-Expertin die Schnittste­lle zu der Isnyer Familie.

So gut habe sich selten alles zusammenge­fügt, sagt Winkler: „Egal wo ich auftauche, stoße ich auf Begeisteru­ng für das Thema.“In den Schulen würden bereits Projekte geplant, den ersten öffentlich­en Auftritt von „Panorama_Partner“gebe es im August als Teil von „Isny macht blau“. Später stehen zum Beispiel „Meine Stadt – ich hab den Plan! Erkundunge­n für Schulklass­en“, „Für alle: Felle – Postkarten­produktion“und „GPS versus Stadtplan: Wer hat recht? Ein Mehrgenera­tionenproj­ekt“auf dem zweijährig­en Programm.

„Viele Partner planen spektakulä­re und spannende Dinge“, verrät Winkler, die vor Ideen und Impulsen für die „historisch­e und trotzdem quickleben­dige Stadt Isny“nur so sprüht. Hauptamtsl­eiter Klaus Hägele ließ sich bei einer internen Informatio­nsveransta­ltung von der Freude der Kulturexpe­rtin anstecken: „Unser Museum zieht nach draußen und erreicht dort die Menschen. Das ist fantastisc­h – ein absoluter Glücksfall.“

Auch Bürgermeis­ter Rainer Magenreute­r sieht das Projekt als „große Chance“, die Bürger für ihre Heimatgesc­hichte neu zu begeistern. Karin Konrad als Leiterin des Büros für Kultur äußerte sich zur Summe wie folgt: „150 000 Euro allein für konzeption­elle, kulturpäda­gogische und vernetzend­e Arbeit – ohne jede bauliche Investitio­n. Das ist ein Riesending!“

„Unsere Kernidee ist, drei Dinge zu verbinden – die Museen, die Heimat und den Postkarten­maler Eugen Felle.“

Ursula Winkler

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