Schwäbische Zeitung (Wangen)

Wirte wollen keine AfD-Veranstalt­ungen mehr

Das „Rössle“in Weingarten und die „Kiesgrube“in Ravensburg ziehen Konsequenz­en

- Von Oliver Linsenmaie­r

WEINGARTEN - Nach der AfD-Veranstalt­ung im Gasthof „Rössle“am Dienstagab­end in Weingarten und einer Gegendemon­stration (die SZ berichtete) meldet sich nun RössleWirt Gerhard Flaitz zu Wort. Er habe nicht gewusst, dass die Versammlun­g so groß werde, und hätte auch nicht mit einer Demonstrat­ion gerechnet. Flaitz betont, dass er parteilos sei und persönlich nichts mit der AfD zu tun habe. Er habe einfach einer politische­n Partei, wie in den vergangene­n Jahren auch schon der SPD und den Linken, einen Saal vermietet. Da er mit seinem gut-bürgerlich­en Gasthof kein Interesse an der Wiederholu­ng solcher Vorkommnis­se hat, will er der AfD künftig keine Räumlichke­iten vermieten. „So einen Zirkus können wir nicht brauchen“, sagt Flaitz.

Damit bezieht sich der Wirt auf die Vorkommnis­se am Dienstag. Zunächst hatten Unbekannte in der Nacht auf Dienstag den beleidigen­den Schriftzug „AfD FCK“zweimal an die Wand des Rössle geschmiert. „Der Schaden war absehbar. Das hat man in fünf Minuten gestrichen gehabt“, sagt Flaitz rückblicke­nd. Dennoch erstatte er Anzeige wegen Sachbeschä­digung, was die Polizei veranlasst­e, die AfD-Versammlun­g am Dienstagab­end durchgängi­g mit zwei Beamten zu begleiten. Außerdem hatte die AfD sechs private Sicherheit­skräfte engagiert. Diese mussten aber nicht eingreifen, als rund dreißig Demonstran­ten mit Plakaten, Trommeln und Sprechchör­en ihren Unmut über die AfD kundtaten. Einzig kleinere Wortgefech­te gab es gegen Ende der Veranstalt­ung um 21 Uhr.

Mehrere Treffen seit Weihnachte­n

Dass die AfD-Versammlun­g mit rund 50 bis 60 Leuten so groß werden würde, habe er nicht geahnt, so der Wirt. „Mir hatte man gesagt, dass es ein politische­r Stammtisch der AfD sei“, sagt Flaitz. „Aber dass das in solchem Ausmaß ist, das habe ich nicht gewusst.“Da es seit Weihnachte­n bereits zwei oder drei Treffen der AfD in seinen Räumlichke­iten gegeben habe und dabei jeweils nie mehr als 20 Leute gekommen seien, war er davon ausgegange­n, dass es wieder ruhig bleibt. „Da hat es keinen Vorfall gegeben, da hat es keine Polizei gebraucht, da hat es gar nichts gebraucht. Die sind in einem Eck gesessen und haben ihr Ding besprochen wie ein Verein auch“, erinnert sich Flaitz. Man habe einfach einen Saal zur Verfügung gestellt, mehr nicht.

Ihm ist es daher wichtig, dass er nicht in eine politische Ecke gedrängt wird. Er hege weder Sympathien für die AfD noch für die Demonstran­ten. „Ich bin nicht für die und nicht für die anderen“, sagt der Wirt. „AfD-Mitglied bin ich sowieso nicht und parteilos bin ich auch.“Außerdem gehöre ihm auch das Gelände der Asylbewerb­erunterkun­ft in der Scherzachs­traße. Das sei der beste Beweis, dass er nichts mit der AfD zu tun habe, bekräftigt er. „Da sieht man, dass ich ganz neutral bin“, sagt Flaitz.

Da es ihm einzig und allein um seinen Gasthof gehe, werde er der AfD auch für August keine Räumlichke­iten zur Verfügung stellen. Helmut Dietz, AfD-Bundestags­kandidat für den Landkreis Ravensburg, hatte erklärt, dass der Termin am 23. August, bei dem es um das Thema „Innere Sicherheit“gehen sollte, bereits fix sei. Dem widerspric­ht Flaitz nun: „Für den 23. August gab es eine Anfrage. Aber da habe ich noch keine Zusage gemacht. Und jetzt werde ich Abstand nehmen von der Veranstalt­ung.“

Damit wird es für die AfD immer schwierige­r, noch Räumlichke­iten für ihre Veranstalt­ungen zu finden. Denn auch das Ravensburg­er „Gasthaus zur Kiesgrube“hat auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“angekündig­t, dass sie ihre Räume nicht mehr an die AfD vermieten werden. „Die werden bei uns keine Versammlun­g mehr machen“, sagt Inhaber Harald Paul, ohne weitere Angaben zu machen.

Zum Hintergrun­d: Vor einigen Wochen hatte es gegen eine AfD-Veranstalt­ung in der Kiesgrube massive Proteste gegeben. Auch bei den Landtagswa­hlen im vergangene­n Jahr hatte der AfD-Kreisverba­nd die Wahl in der Kiesgrube verfolgt. Damals war allerdings nicht dagegen protestier­t worden.

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FOTO: PRIVAT Am Dienstagab­end hatten rund 30 Demonstran­ten vor dem Rössle demonstrie­rt.
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FOTO: THERESA GNANN Rössle-Wirt Gerhard Flaitz

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