Schwäbische Zeitung (Wangen)

Die Mitschuld der Autokanzle­rin

- Von Benjamin Wagener b.wagener@schwaebisc­he.de

Noch ist das Kartell zur Optimierun­g des Betrugs nicht bestätigt. Noch ist nicht klar, ob es stimmt, dass die Autobauer Daimler, Volkswagen, BMW, Porsche und Audi sich abgesproch­en haben, wie sie geltendes Gesetz am einfachste­n umgehen. Um im Anschluss zu besprechen, wie sie ihre Gaunereien vertuschen können. Auch für Abgas tricks er gilt die Unschulds vermutung, so unwahrsche­inliches auch sein mag, dass an dem Verdacht nichts dran ist. Klar ist aber, dass noch nie eine gesamte Branche so schnell, so umfassend und so grundlegen­d das lange Jahre in sie gesetzte Vertrauen verspielt hat. Die deutschen Autobauer galten hierzuland­e und weltweit als Qualitäts- und Technologi­e führer. Das ist vorbei, die Konzerne werden Jahrzehnte brauchen, um ihre Glaubwürdi­gkeit nur halbwegs wiederzuer­langen.

Bewahrheit­en sich die Vorwürfe, wäre endgültig erwiesen, dass die Konzerne nicht nur ein wenig gemogelt und löcherige Regeln für sich ausgenutzt, sondern mit kriminelle­r Energie gegen Gesetze verstoßen hätten – zu ihrem eigenen Nutzen und zur Profit maximierun­g. Und zulasten ihrer Kunden und den Menschen, die dieunge säuberten Gase aus den manipulier­ten Auspuffanl­agen einatmen müssen.

Doch der Verweis auf die kriminelle Energie der Konzerne darf auf keinen Fall verschleie­rn, dass Kanzler amt und Bundes verkehrs ministeriu­m ebenfalls einen große Schuld an der Dieselaffä­re auf sich geladen haben. Die Autokanzle­rin Angela Merkel und ihre Verkehrsmi­nister sind es gewesen, die die löcherigen Gesetze gemacht haben, die strenge Regeln aus Brüssel aufgeweich­t haben und die den Lobby einflüster­ungen der Industrie immer wieder auf den Leim gegangen sind. Das Ziel mag gewesen sein, die Autoindust­rie und mit ihr Millionen von Arbeitsplä­tzen zu schützen, die Mittel waren allerdings mehr als fragwürdig.

Wirt schafts unternehme­n ticken nicht moralisch, sie agieren gewinnorie­ntiert und werden schwammige Regeln immer für sich ausnutzen. Die Konsequenz ist eindeutig: Die Bundesregi­erung muss endlich eindeutige Gesetze erlassen, und die Autoindust­rie muss diese befolgen.

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