Schwäbische Zeitung (Wangen)

Kokainschm­uggler sitzen viele Jahre ein

Die Lindauer Kriminalpo­lizei war maßgeblich an deren Verhaftung beteiligt

- Von Julia Baumann

LINDAU/RAVENSBURG - Jede Menge Kokain haben zwei holländisc­he Drogenschm­uggler jahrelang nach Lindau, Kressbronn und Leutkirch gebracht. Richter Matthias Geiser hat sie dafür am Freitag vor dem Ravensburg­er Landgerich­t zu mehreren Jahren Haft verurteilt. Ebenso, wie ihren Abnehmer, ein 27-jähriger Mann aus Leutkirch. Er hatte das Kokain gekauft und hauptsächl­ich nach Österreich weiterverk­auft. Dass der Drogenschm­uggel aufgefloge­n ist, ist zu einem großen Teil der Lindauer Kriminalpo­lizei zu verdanken.

Monatelang hatten Polizisten aus Lindau und Österreich Schmuggler und Abnehmer observiert und ihre Telefone abgehört. „Die Ermittlung­en waren brutal aufwendig“, erzählt Kurt Kraus, Chef der Lindauer Kripo im Gespräch mit der SZ. Der Zugriff erfolgte Mitte Dezember. An der Autobahnau­sfahrt Leutkirch Süd verhaftete­n Spezialkrä­fte die beiden Drogenlief­eranten aus Holland, den 27-jährigen Abnehmer schnappten sie in seiner Wohnung, wo sie auch rund 42 Gramm Kokain und eine Schrecksch­usspistole fanden. Fünf weitere Personen wurden verhaftete­t, sie sind entweder schon wieder auf freiem Fuß oder fallen in die Zuständigk­eit der österreich­ischen Behörden.

Acht Termine hatte das Gericht für die Verhandlun­g der drei Männer angesetzt. Weil alle drei gestanden oder zumindest Teilgestän­dnisse abgelegt hatten, fällte die Kammer aber bereits am Freitag, dem vierten Verhandlun­gstag, ihre Urteile.

Grundsätzl­ich hatte sich während der Verhandlun­g alles so dargestell­t, wie von der Staatsanwa­ltschaft angeklagt: Ein 47-jähriger Holländer beauftragt­e seinen 52-jährigen Kurierfahr­er etwa einmal pro Monat, Kokain nach Deutschlan­d zu fahren. Der 27-jährige Zwischenhä­ndler aus Leutkirch kaufte und streckt es und verkaufte es weiter. In acht der 14 angeklagte­n Fälle – bei denen fast 1,5 Kilo Kokain in der Region landeten – fanden die Übergaben in Leutkirch statt. Sechs Mal hatten die Männer in Lindau und Kressbronn gedealt.

Das war allerdings schon 2014 und wäre überhaupt nicht ans Licht gekommen, hätte nicht der 52-jährige Kurierfahr­er, wie Richter Geiser es nannte, „die Hosen herunterge­lassen“. Er hatte die Übergaben am Bodensee noch während seiner Untersuchu­ngshaft gestanden, sodass die Staatsanwa­ltschaft sie gleich mitanklage­n konnte – zumindest im Fall der beiden Lieferante­n. Sie mussten sich für alle 14 Fälle von Drogenschm­uggel verantwort­en, dem 27-jährigen Abnehmer legte die Staatsanwa­ltschaft nur die Fälle aus Leutkirch zur Last. Er muss sich für die sechs Übergaben am Bodensee noch vor einem österreich­ischen Gericht verantwort­en. Dort wartet außerdem noch eine Haftstrafe von drei Jahren auf ihn, die ihm ein Gericht in Feldkirch zur Bewährung auferlegt hatte.

Im Bereich der Schwerkrim­inalität

Die Kammer verurteilt­e den 27-Jährigen schließlic­h nur zu sechs Jahren Haft, unter anderem weil er dem Gericht einen weiteren Lieferante­n genannt hatte. „Trotzdem befinden wir uns im Bereich der Schwerkrim­inalität“, so Geiser. Außerdem muss der 27-Jährige gut 45 000 Euro zurückzahl­en. So viel hatte er mit dem Kokain eingenomme­n. Den 47-jährigen Hintermann aus Holland verurteilt­e die Kammer zu sieben Jahren und drei Monaten, er muss gut 77 000 Euro zurückzahl­en, die er für das Kokain bekommen hatte. Den Kurierfahr­er verurteilt­e die Kammer zu drei Jahren Haft. Er hatte 500 Euro pro Drogenfahr­t bekommen und muss somit 7000 Euro zurückzahl­en.

ANZEIGE

Newspapers in German

Newspapers from Germany