Tauschland ist für viele die einzige Lösung
Viele Landwirte mit Grundstücken entlang der B 12 sind wegen des geplanten Ausbaus unzufrieden
RUDERATSHOFEN - „Aber die wollen doch was von uns.“Dieser Satz ist an diesem Abend immer wieder aus dem Mund Allgäuer Landwirte zu hören. Es geht um den geplanten Ausbau der B 12 zwischen Kempten und Buchloe und um die Flächen, die dafür gebraucht werden. Denn obwohl der genaue Trassenverlauf noch nicht feststeht, hat das Staatliche Bauamt Kempten bereits ersten Landwirten Kaufangebote unterbreitet. Hintergrund: Die Behörde will möglichst wenig Zeit verlieren, um den von Politik und vielen Bürgern geforderten Ausbau zügig umzusetzen.
Bei einem Infoabend in Ruderatshofen (Ostallgäu) informierte der Bayerische Bauernverband Grundstückseigentümer an der B 12 über den Ablauf des Planfeststellungsverfahrens und ihre Rechte. Dabei stellte Rechtsanwalt Johannes Daseking aus München klar: Die Landwirte werden den Ausbau kaum verhindern können. Und auf die Preise, die sie für ihre Grundstücke bekommen, haben sie nur wenig Einfluss. Denn die orientieren sich an gesetzlichen Rahmenbedingungen. Ein Feilschen gebe es da nicht.
Wenig Verhandlungsspielraum
„Man spürt eine gewisse Machtlosigkeit“, ärgert sich Landwirt Manfred Schrägle. „Vor allem wenn man sieht, wie wenig Verhandlungsspielraum wir haben, wenn es um die Grundstückspreise geht.“Wie ihm geht es vielen. „Da wird über unsere Köpfe hinweg entschieden, und wir haben kaum eine Möglichkeit, Einspruch einzulegen“, sagt ein Berufskollege, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will.
Was einigen Landwirten zudem sauer aufstößt: Obwohl auf ihren Grundstücken eine Straße gebaut werden soll, werden sie nicht für teures Bauland entschädigt, sondern für landwirtschaftliche Flächen.
Erinnerungen an die 1970er-Jahre
Josef Schrägle kann sich noch an den Bau der B 12 in den 1970er-Jahren erinnern. „Vor 40 Jahren war die Landwirtschaft einfach noch mehr wert.“Heute lege das Bauamt einen Preis fest und die Bauern müssten ihn akzeptieren. Viele wollen ohnehin kein Geld. „Tauschland wäre für mich die einzig akzeptable Lösung“, sagt ein Bauer aus Mauerstetten. Dass alle ausreichend Tauschland bekommen, das glauben die Bauern nicht. Im Endeffekt müsse man sich selbst um neue Flächen kümmern – und die bekomme man nicht zu dem Preis, für den man an den Staat verkauft, sagt ein anderer. Zumal da noch die Grunderwerbssteuer dazukomme. Die Skepsis vieler rühre auch von Erfahrungen her, die sie beim Teilausbau auf drei Spuren gemacht hätten. „Da habe ich vier Euro pro Quadratmeter bekommen. Das ist ein Witz“, sagt eine Landwirtin aus Marktoberdorf.
Es sind aber nicht alle aufgebracht. Einige haben hingenommen, dass sie an der Situation nichts ändern können und wollen abwarten, ob sie überhaupt betroffen sind. Ob der Ausbau nötig ist, darüber sind sie geteilter Meinung. „Unfälle gibt es auf Autobahnen genauso. Sonst redet man immer über Umweltschutz, aber hier ist das egal“, schimpft ein Ostallgäuer. „Ich finde den Ausbau an sich richtig“, sagt dagegen Bäuerin Anne Hutter. Und Gerhard Schleich glaubt: „Auf einer vierspurigen Straße wird es weniger Unfälle geben.“