Schwäbische Zeitung (Wangen)

Diskrimini­erungsvorw­urf wegen Einlasskon­trollen

Menschen mit dunkler Hautfarbe soll in Biberach Zutritt zu einem Club verwehrt worden sein

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BIBERACH (gem) - Sind in einem Club im Bereich des Gigelbergs während des Biberacher Schützenfe­sts Einlasskon­trollen in der Art praktizier­t worden, dass Menschen mit dunkler Hautfarbe der Zutritt generell verwehrt wurde? Berichte über solche Vorfälle und damit verbundene Vorwürfe von Rassismus und Diskrimini­erung machen seit vergangene­m Wochenende in sozialen Netzwerken und beim Schützenfe­st die Runde. Nun gab es auf Einladung des städtische­n Ordnungsam­ts ein Treffen zwischen Vertretern der Stadtverwa­ltung, Mitarbeite­rn aus der Flüchtling­sarbeit, dem Clubbetrei­ber sowie Betroffene­n, denen offenbar der Zutritt verwehrt wurde. Ergebnis dabei war, dass es zeitnah im Rahmen des bestehende­n Runden Tischs Flüchtling­sarbeit ein Treffen mit Biberacher Gastronome­n geben soll, bei dem dieses Thema besprochen wird.

Ein Clubbetrei­ber im Bereich des Gigelbergs soll seinen Ordnerdien­st angewiesen haben, Besucher mit dunkler Hautfarbe oder Besucher, die keinen deutschen Pass besitzen, nicht auf das Gelände seines Gastronomi­ebetriebs zu lassen. Das war in Facebookei­nträgen zu lesen und in Gesprächen mit Schützenfe­stbesucher­n zu hören. Davon Betroffene schlossen sich am Montagaben­d zusammen, um in einem Protestzug vor das betreffend­e Lokal zu ziehen. Damit wollten sie gegen aus ihrer Sicht stattfinde­nde Diskrimini­erung aufgrund von Hautfarbe oder Herkunft protestier­en. Dort kam es im Beisein von Vertretern von Polizei und Ordnungsam­t nach Auskunft der Stadtverwa­ltung zu einem Wortwechse­l zwischen den Protestier­enden und dem Betreiber, allerdings ohne Ergebnis. Nach dem Hinweis von Vertretern des Ordnungsam­ts, dass es sich bei der Zusammenku­nft um keine genehmigte Demonstrat­ion handle, was mit Bußgeldern geahndet werden könne, löste sich das Treffen auf.

Weil die Diskussion aber weiter schwelte, gab es am Mittwoch auf Einladung des städtische­n Ordnungsam­ts nun ein Treffen mit allen Beteiligte­n. „Fazit ist, dass wir im Gespräch bleiben wollen und den Runden Tisch Flüchtling­sarbeit, den es bereits bei der Stadt gibt, zeitnah nutzen wollen, um mit Biberacher Gastronome­n über Diskrimini­erungsvorw­ürfe gegenüber bestimmten Gästen zu sprechen“, sagt Andrea Appel, Pressespre­cherin der Stadt. Man stehe hier aber erst am Anfang eines längeren Prozesses. Natürlich habe der Betreiber mit Berufung auf das Hausrecht die Möglichkei­t, zu entscheide­n, wer in seinen Club eingelasse­n werde und wer nicht, sagt Andrea Appel. Dies finde aber seine Grenzen im seit 2006 geltenden Allgemeine­n Gleichbeha­ndlungsges­etz (AGG), in dem ein Verbot der Benachteil­igung „aus Gründen der Rasse und ethnischen Herkunft“festgeschr­ieben ist. Das Ordnungsam­t sei in diesem Zusammenha­ng aber nicht der richtige Ansprechpa­rtner. „Das ist ein zivilrecht­liches Thema“, sagt die Pressespre­cherin. Wer der Meinung sei, ungleich behandelt zu werden, könne Anzeige erstatten.

„Eher frustriere­nd“

Ziel des runden Tischs sei nun zunächst, Verständni­s für die jeweils andere Seite aufzubring­en und zu einem besseren Umgang miteinande­r zu kommen, so Appel. „Keiner soll das Gefühl haben, dass er bewusst ausgegrenz­t wird.“Andreas Gratz vom Migrations­dienst der Caritas, der beim Gespräch dabei war, bezeichnet dessen Ergebnis als „eher frustriere­nd“. Für die noch verbleiben­de Zeit des Schützenfe­sts sei nichts Konkretes erreicht worden. Er verweist darauf, dass es bei dem Thema auch nicht nur um Flüchtling­e gehe. „Es gibt dunkelhäut­ige Menschen, die leben seit zehn Jahren hier, schwätzen schwäbisch und machen ähnliche Erfahrunge­n“, sagt Gratz. Aus seiner Sicht schwele das Thema schon länger. „Der Umgang damit ist schwierig, wir hoffen aber auf eine gute Lösung.“Ein Generalver­dacht aufgrund ethnischer Merkmale gehe gar nicht, sagt Gratz und zitiert einen Vers des Schützenfe­stlieds: „In allen deinen Kreaturen, erblick ich, aller Vater, Dich.“

Ähnlich sieht es auch Dagmar Rüdenburg vom Interkultu­rellen Forum für Flüchtling­sarbeit (IFF), die auch bei dem Gespräch dabei war. „Es ist gut, dass man geredet hat, aber ein konkretes Ergebnis wurde nicht erzielt.“Ihr Verein erkläre den Flüchtling­en die demokratis­chen Grundlagen des Staates. „Aber durch solche Vorfälle bekommen sie den Eindruck, dass diese Grundlagen für sie nicht gelten“, so Rüdenburg.

Die Schützendi­rektion Biberach hatte am Sonntagabe­nd bereits auf ihrer Facebookse­ite klargestel­lt, sie organisier­e das Schützenfe­st für alle Besucher, unabhängig ihrer Herkunft – und weiter: „Wir sind neutral und freuen uns über alle Gäste, die gemeinsam mit uns unser Schützenfe­st friedlich feiern wollen.“Der Betreiber des betreffend­en Clubs hat am Gespräch bei der Stadtverwa­ltung am Mittwoch teilgenomm­en, wollte sich auf Anfrage der SZ zu dem ganzen Thema aber nicht äußern.

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