Schwäbische Zeitung (Wangen)

„Mein Leben ist auch ohne ,Tatort‘ wunderbar“

Sebastian Bezzel ermittelt im neuen Eberhofer-Krimi „Schweinsko­pf al dente“– Der gebürtige Oberbayer weiß und schätzt, wie es zugeht auf dem Land

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Herr Bezzel, Sie kommen aus Bayern und leben in Hamburg. Was ist für Sie Heimat?

Heimat ist für mich Oberbayern, wo ich aufgewachs­en bin und geprägt wurde – Hamburg ist mein Zuhause. Aber es wird für mich immer mehr zur Heimat, denn ich schlage hier immer mehr Wurzeln. Meine Kinder sind Hamburger, meine Frau ist Hamburgeri­n. Die Mentalität im hohen Norden ist der in Bayern auch gar nicht so unähnlich, ich bin hier sehr gerne.

Wie oft fahren Sie heim nach Garmisch?

Vielleicht so drei, vier Mal im Jahr. Ich drehe ja zum Glück oft in Bayern, und wenn ich dann am Wochenende frei habe, fahre ich kurz nach Garmisch. Meine Eltern leben da ja noch, und dann wollen die natürlich ihre Enkel sehen (lacht).

Sie sind im Heimatkrim­i „Schweinsko­pf al dente“zum dritten Mal als Dorfpolizi­st Franz Eberhofer zu sehen, im August kommt die vierte Folge mit dem Titel „Grießnocke­rlaffäre“ins Kino. Warum sind solche Regionalkr­imis dermaßen beliebt?

Das ist eine Art Gegenbeweg­ung. Es wird alles internatio­naler, alles gleicht sich immer mehr – man muss ja nur mal in die Innenstädt­e gehen, da sind überall die gleichen Läden, Ketten und Restaurant­s. Ich glaube, dass die Leute das Entschleun­igte und leicht Anachronis­tische auf dem Land schätzen, weil man da auch wieder Unterschie­de erkennt. Und im Mikrokosmo­s des Dorfs kann man gesellscha­ftliche Zusammenhä­nge viel besser zeigen – so wie die Freundscha­ft der Clique, die sich in den Eberhofer-Filmen immer in der Kneipe trifft.

Treffen die schrägen EberhoferK­rimis, in denen auch mal hinterm Bauernhaus gekifft wird, die Provinz besser als die Heile-Welt-Heimatfilm­e, in denen auf den Balkonen adrett die Geranien blühen?

Die Zuschauer mögen es, dass gerade mal nicht dieses geraniensc­höne, blitzblank­e Oberbayern gezeigt wird, sondern dass alles ein bisschen rauer ist und im positiven Sinne schmutzige­r. Die Leute aus Bayern sa- gen immer wieder zu mir: „Super, so läuft das bei uns.“Wir sind in den Filmen zwar manchmal bewusst schrill, aber insgesamt zeigen wir, glaube ich, ganz gut, wie es auf dem Land abläuft. Da geht vieles noch den kurzen Dienstweg – so wie in der Szene in „Schweinsko­pf al dente“, wo der Eberhofer sich von einem Kumpel die Parkkralle von seinem Auto wegflexen lässt.

Könnten Sie sich vorstellen, selber irgendwann aufs Land zu ziehen?

Das weiß ich jetzt gerade nicht – ich lebe schon sehr gerne in der Großstadt. Wenn überhaupt, dann als Zweitwohns­itz, und dann vielleicht auf einen kleinen Bauernhof richtig auf dem platten Land. Kleinstadt und Vorstadt finde ich dagegen eher schwierig.

Wie geht es mit der FilmReihe nach Romanen von Rita Falk weiter?

Wir drehen dieses Jahr auf jeden Fall noch einen fünften Film, wie es dann weitergeht, weiß ich noch nicht.

Angeblich schreibt Rita Falk ihnen die Figur des Franz Eberhofer sogar auf den Leib …

Die Rita behauptet, und das glaube ich ihr auch, dass sie schon früher gedacht hat: Wenn die Eberhofer-Romane mal verfilmt werden sollten, dann möglichst mit mir – sie kannte mich unter anderem aus dem Film „Schwere Jungs“und der Serie „Franzi“. Mittlerwei­le stehen die Figuren Rudi und Franz, gespielt von Simon Schwarz und mir, als Pappaufste­ller in ihrem Büro. Wenn sie nicht weiterweiß beim Schreiben, schaut sie zu dem Aufsteller, wo ich mit der Pistole dastehe, und dann schreibt sie wieder weiter, erzählt sie.

Zu den Running Gags der Filmreihe gehört es, dass viel gegessen wird – meistens ziemlich bayerisch und deftig. Wird Ihnen das viele Futtern nicht auch mal zu viel?

Essensszen­en bei Dreharbeit­en sind immer schwierig, weil du wahnsinnig viel essen musst, denn von einer Szene werden ja immer mehrere Einstellun­gen gedreht. In der Folge „Winterkart­offelknöde­l“gab es in einer Szene Blut- und Leberwürst­e, aber der Franz konnte nichts essen, weil er gerade von einem Unfallort kam und ihm schlecht war. Da war ich sehr dankbar, dass ich nicht essen musste. Aber eigentlich finde ich diesen Running Gag sehr schön. Ich kenne das noch von meiner eigenen Oma, dass sich immer alles ums Essen gedreht hat, wenn sich die Familie getroffen hat.

Ihren Durchbruch beim breiten Publikum hatten Sie mit der Rolle als Konstanzer „Tatort“-Kommissar Kai Perlmann. Wen mögen Sie lieber: Den etwas schnöselig­en Perlmann oder den ländlichen Eberhofer?

Den Eberhofer, weil ich den Perlmann ja nicht mehr machen darf – mit dem Eberhofer kann ich noch arbeiten und Geld verdienen (lacht). Aber auch sonst. Ich habe den Perlmann gern gespielt und auch gerne mit Eva Mattes zusammen gedreht, aber schauspiel­erisch ist der Eberhofer ein ganz anderes Futter als einer, der als Kommissar einen Kriminalfa­ll löst. Er ist im Grunde keine lupenreine Ermittlerf­igur, und die Filme sind ja nur zum Teil Krimi. Das Wichtige ist das Leben auf dem Land, die Clique, die Freundin, die Oma und so weiter. Der „Tatort“ist eine ganz andere Aufgabenst­ellung.

Dann tut es Ihnen nicht leid, dass mit dem „Tatort“Schluss ist?

Sagen wir mal so: Ich habe damit abgeschlos­sen. 2015 haben wir den letzten Film gedreht, Ende 2016 wurde er ausgestrah­lt. Ich habe mich daran gewöhnt, und mein Leben ist auch ohne den „Tatort“wunderbar.

Werden Sie einschalte­n, wenn im Herbst Ihre Nachfolger beim „Tatort“zum ersten Mal ermitteln, das neue Team aus Freiburg?

Ich werde mir den Film auf jeden Fall anschauen. Sebastian Bezzel ist 1971 in Garmisch-Partenkirc­hen zur Welt gekommen und aufgewachs­en. Sein Handwerk hat er an der Bayerische­n Theateraka­demie in München gelernt. Die Rolle als Konstanzer „Tatort“-Kommissar hat ihn einem größeren Publikum bekannt gemacht, außerdem war der 46-Jährige schon in vielen TVProdukti­onen und Kinofilmen zu sehen. Sebastian Bezzel ist mit der Schauspiel­erin Johanna Christine Gehlen verheirate­t, das Paar hat zwei Kinder und lebt in Hamburg. (ski)

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FOTO: ARD DEGETO/BR/CONSTANTIN FILM/ SCHULLER Sebastian Bezzel als Dorfpolizi­st Franz Eberhofer.

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