Zeugnisausgabe: Geld für gute Noten?
Wir debattieren hier nicht über Superboni von abgehobenen Topmanagern. Es geht um eine kleine Anerkennung für schulische Leistungen. Und schon relativiert sich die ganze Sache. Wer lange in einem Fach zwischen Vier und Fünf stand und sich auf eine Drei gesteigert hat, der sollte auch etwas davon haben. Die Superpädagogen unter uns mögen nun wegen der Überbetonung des Materiellen aufschreien: Aber Ferien sind zum Erholen da. Der Druck auf die Schüler ist enorm. Deshalb: Wer sich während des Schuljahrs angestrengt hat, der sollte auch Spaß in seinen Ferien haben. Und ein kleiner, angemessener Zuschuss ist da nichts Falsches. Er sendet auch keine Signale in Richtung übertriebener Leistungswettbewerb aus, er zeigt lediglich, dass es sich lohnen kann, sich um eine Sache zu bemühen.
Wer Angst davor hat, dass die Zeugnisvergabe mit anschließender Blitzüberweisung in den Schülerbeutel zum Ritual verkommt, dem sei ein möglicher Ausweg gezeigt: die Großeltern. Die stecken dem Nachwuchs in der Regel ohnehin beträchtliche Summen zu, ohne dass es die Eltern bemerken. Oma und Opa sind doch viel lässiger, wenn es um die Erziehung ihrer Enkel geht. Warum nicht aus dieser elterlichen Not eine Tugend machen und unter der Hand den Modus Vivendi aushandeln? Von Hendrik Groth
Der Schock kommt kurz vor Pfingsten: Wenn im letzten Test keine Eins herausspringt, ist die gute Mathenote futsch. Und das in der zweiten Klasse! Die Tochter ist erschüttert. Klar will sie eine gute Zensur. Doch wie motiviert man jemanden, der partout nicht üben und trotzdem gute Noten will? Mit uns jedenfalls gibt es täglich Krach. Der 80-jährige Opa paukt schließlich mit der Enkelin während der Pfingstferien. Oma lockt mit Geld für Eis. Das Modell bewährt sich. „Mein Opa hat mir auch für jede Eins zwei Mark gezahlt“, erinnert sich der Vater des verkannten Mathegenies.
Die Idee wird dennoch schnell verworfen – allerdings nicht aus Kostengründen. Das Modell scheint uns nicht fair. Was ist mit der Schwester, der alles zufliegt und die dafür dann abkassiert? Und was, wenn es trotz Üben nicht klappt? Dann ist das Kind doppelt gestraft.
Am Ende des Schuljahrs ist uns die Note egal. Das Kind war fleißig, egal was im Zeugnis steht. Das allein gehört schon belohnt. Mit Geld mussten wir nicht locken. Das Lob von allen Seiten und die Aussicht, im Urlaub etwas Schönes zu machen, reichten aus. Und mit dem Fleiß kamen zum Glück nicht nur die guten Noten, sondern auch der Spaß am Lernen zurück. Das ist die größte Motivation. Von Kerstin Conz