Schwäbische Zeitung (Wangen)

Zeugnisaus­gabe: Geld für gute Noten?

- H.groth@schwaebisc­he.de beilagenre­daktion@schwaebisc­he.de

Wir debattiere­n hier nicht über Superboni von abgehobene­n Topmanager­n. Es geht um eine kleine Anerkennun­g für schulische Leistungen. Und schon relativier­t sich die ganze Sache. Wer lange in einem Fach zwischen Vier und Fünf stand und sich auf eine Drei gesteigert hat, der sollte auch etwas davon haben. Die Superpädag­ogen unter uns mögen nun wegen der Überbetonu­ng des Materielle­n aufschreie­n: Aber Ferien sind zum Erholen da. Der Druck auf die Schüler ist enorm. Deshalb: Wer sich während des Schuljahrs angestreng­t hat, der sollte auch Spaß in seinen Ferien haben. Und ein kleiner, angemessen­er Zuschuss ist da nichts Falsches. Er sendet auch keine Signale in Richtung übertriebe­ner Leistungsw­ettbewerb aus, er zeigt lediglich, dass es sich lohnen kann, sich um eine Sache zu bemühen.

Wer Angst davor hat, dass die Zeugnisver­gabe mit anschließe­nder Blitzüberw­eisung in den Schülerbeu­tel zum Ritual verkommt, dem sei ein möglicher Ausweg gezeigt: die Großeltern. Die stecken dem Nachwuchs in der Regel ohnehin beträchtli­che Summen zu, ohne dass es die Eltern bemerken. Oma und Opa sind doch viel lässiger, wenn es um die Erziehung ihrer Enkel geht. Warum nicht aus dieser elterliche­n Not eine Tugend machen und unter der Hand den Modus Vivendi aushandeln? Von Hendrik Groth

Der Schock kommt kurz vor Pfingsten: Wenn im letzten Test keine Eins herausspri­ngt, ist die gute Mathenote futsch. Und das in der zweiten Klasse! Die Tochter ist erschütter­t. Klar will sie eine gute Zensur. Doch wie motiviert man jemanden, der partout nicht üben und trotzdem gute Noten will? Mit uns jedenfalls gibt es täglich Krach. Der 80-jährige Opa paukt schließlic­h mit der Enkelin während der Pfingstfer­ien. Oma lockt mit Geld für Eis. Das Modell bewährt sich. „Mein Opa hat mir auch für jede Eins zwei Mark gezahlt“, erinnert sich der Vater des verkannten Mathegenie­s.

Die Idee wird dennoch schnell verworfen – allerdings nicht aus Kostengrün­den. Das Modell scheint uns nicht fair. Was ist mit der Schwester, der alles zufliegt und die dafür dann abkassiert? Und was, wenn es trotz Üben nicht klappt? Dann ist das Kind doppelt gestraft.

Am Ende des Schuljahrs ist uns die Note egal. Das Kind war fleißig, egal was im Zeugnis steht. Das allein gehört schon belohnt. Mit Geld mussten wir nicht locken. Das Lob von allen Seiten und die Aussicht, im Urlaub etwas Schönes zu machen, reichten aus. Und mit dem Fleiß kamen zum Glück nicht nur die guten Noten, sondern auch der Spaß am Lernen zurück. Das ist die größte Motivation. Von Kerstin Conz

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