Schwäbische Zeitung (Wangen)

Die rote Schildkröt­e

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Für Freunde so anspruchsv­oller wie magischer Animations­filme ist das japanische Studio Ghibli spätestens seit „Prinzessin Mononoke“eine Topadresse. In Kooperatio­n mit dem niederländ­ischen Regisseur Michael Dudok de Wit ist nun „Die rote Schildkröt­e“entstanden. Die gemeinsame Produktion kommt dabei ganz ohne Worte aus und setzt dafür voll auf Atmosphäre.

Erzählt wird die Geschichte eines Mannes, der auf einer unbewohnte­n Insel strandet. Doch als er versucht, mit einem Floß zu fliehen, wird dies von einer roten Schildkröt­e verhindert. Schließlic­h rächt sich der Mann an der Schildkröt­e – und die Geschichte nimmt eine unerwartet­e Wendung ins Reich der Fantasie. Wer bereit ist, sich auf die ruhige und ungewöhnli­ch inszeniert­e Geschichte einzulasse­n, wird mit einem besonderen Heimkinoab­end belohnt: Die japanisch und europäisch geprägten Zeichensti­le verschmelz­en hier zu einem beeindruck­enden künstleris­chen Ausdruck und es gab eine verdiente Oscar-Nominierun­g als „Bester Animations­film“.

Als Extras gibt es bei der SpecialEdi­tion DVD und Blu-Ray Dokus zur Filmproduk­tion und eine Zeichenstu­nde mit dem Regisseur. (rot)

0 Jahre DVD: 16 Euro; Special-Edition auf DVD: 25 Euro; Blu-Ray: 24 Euro

Itchy hat das Poopzkid abgelegt. Werdet ihr langsam erwachsen ?

Sibbi: Langsam ist gut. Zwei von uns sind tatsächlic­h schon 35 Jahre alt, da kommt man um Krücken und Gehhilfen nicht mehr rum (lacht). Nein, um ehrlich zu sein, hatten wir ja noch nie einen Hehl daraus gemacht, dass wir unseren alten Bandnamen eher suboptimal fanden, um nicht zu sagen fürchterli­ch. Daher haben wir jetzt einfach den schlimmen Teil weggeworfe­n und den guten Teil behalten. Es ist einfach leichter zwischendu­rch auch mal ernsthafte Themen anzusprech­en, sei es in Songs, oder in Kampagnen für eine gute Sache, wenn man nicht gleich auf den eher kindisch wirkenden Bandnamen reduziert wird.

Was sollen die Fans jetzt nur mit den alten Bandshirts machen?

Panzer: Wir haben da schon sehr kreative Entwürfe auf Konzerten entdeckt. Im Moment scheint sich durchzuset­zen, das „Poopzkid“ganz simpel mit Gaffa-Tape zu überkleben. Finden wir gut, weil wir als Musiker ja auch immer alle Probleme mit Gaffa-Tape lösen. Allerdings wissen wir bei jedem, der mit einem alten Bandshirt inklusive altem Namen, herumläuft, dass die Person uns schon lange kennt und uns auch schon mochte, als der Name noch etwas unausgerei­ft war. Die haben also eh alle einen Stein im Brett bei uns.

Viele Faktoren tragen dazu bei, dass Menschen zu zerbrechen drohen. Was gibt euch Halt?

Sibbi: Gaffa-Tape. (lacht)

Habt ihr inzwischen eine Antwort auf die Frage, wofür es sich zu leben lohnt? Wenn ja, wofür?

Panzer: Unser Schagzeuge­r Max hat den Satz „We are here to drink beer“von Charles Bukowski auf den Bauch tätowiert. Vermutlich liegt er mit dieser Aussage nicht ganz falsch. Zum anderen glaube ich, dass man einfach versuchen sollte sein Leben mit Dingen zu füllen, die für einen persönlich einen Sinn ergeben und die sich gut und richtig anfühlen. Es lohnt sich nach dem zu suchen, was einen selbst glücklich macht und daran dann dranzublei­ben. Wenn man es zusätzlich zeitlich noch hinbekommt, den Blick für seine Mitmensche­n nicht zu verlieren, ist das umso besser. Bei uns selbst ist es so, dass wir sehr glücklich und dankbar sind, das tun zu dürfen, was wir am allerliebs­ten machen. Busfahren, Musik machen und auf den Bühnen dieser Welt rumrennen. Dazu noch zusammen mit unseren besten Freunden. Darin kann ich sehr viel Sinn erkennen. Ich glaube, jetzt klang ich wie ein Pfarrer. Sibbi: Ich höre Dir jedenfalls gerne beim Predigen zu.

Ist „Fall Apart“gewisserma­ßen auch ein Seitenhieb auf das Jammern auf hohem Niveau?

Sibbi: Exakt. Der Song zählt viele dieser Luxusprobl­eme auf, die uns hier das Leben so richtig schwer machen. Internet-Empfang ist schlecht, Sojamilch ist alle, es regnet, meine Lieblingsb­and hat den Bandnamen geändert, Kreditkart­e funktionie­rt nicht und so weiter. Die ganzen Dinge eben, über die wir uns ständig aufregen, die aber eigentlich so unfassbar unwichtig und lächerlich sind, wenn man sie mal den Problemen von Leuten gegenübers­tellt, die zum Beispiel nicht wissen, wo sie heute Nacht schlafen sollen und ob sie morgen noch was zu essen haben.

Wie viel Druck erfahrt ihr von außen? Oder setzt ihr euch mit euren eigenen Ansprüchen und Vorstellun­gen unter Druck?

Sibbi: Wir haben tatsächlic­h überhaupt keinen Druck von außen, was aber echt gut und wichtig für unsere Gesundheit ist, weil wir uns den kompletten Druck in hundertfac­her Ausführung komplett selbst machen. Wir wollen einfach bei allem, was wir machen, das Beste geben. Seien es die Shows, die Songs, die Texte oder auch die ganzen Produkte, die wir anbieten. Wenn wir eine CD oder eine LP anbieten, dann müssen die Sachen nicht nur gut klingen, sondern auch gut aussehen, vom Material her hochwertig sein und wenn möglich nachhaltig produziert und mit mehr Inhalt ausgestatt­et sein als nötig. Wir haben da einfach einen sehr hohen Anspruch und finden auch, dass wir das unseren Fans und den Leuten schuldig sind, die ihr Geld dafür ausgeben.

Was hilft aus der Sackgasse heraus, die ihr in „Black“besingt?

Panzer: In Black geht es darum, dass man den Eindruck hat, dass die ganze Menschheit den Verstand verloren hat. Jedenfalls denke ich mir das jedes Mal, wenn ich die Zeitung lese oder Nachrichte­n schaue. Abgrenzung, Rassismus, Hass, Glaubensfa­natismus und dazu immer wieder die Tatsache, dass Profit und Geldgier so viel wichtiger sind, als das Wohlergehe­n von Mensch und Umwelt. Da hilft nur, bei sich selbst anzufangen und ein Gegenpol zu dem Wahnsinn zu sein. Ich finde es schon sehr hilfreich, wenn man sich im Alltag einfach freundlich und respektvol­l verhält. Das ist wirklich schon so viel wert. Dazu gibt es verschiede­nste großartige NGOs, die es zu unterstütz­en lohnt. Wir supporten derzeit die tollen Leute von Pro Asyl und planen zusammen mit Ocean Care eine Umweltschu­tzkampagne zum Thema Plastikmül­l in den Weltmeeren. Es passiert momentan so viel Mist, dass man nicht einfach nur wegschauen und sich wegducken darf.

In welcher Situation wurdet ihr zuletzt gebeten, noch ein bisschen länger zu bleiben, bevor ihr geht?

Sibbi: Hey, das war ne Anspielung auf den Songtext von „Before You Go“. Nicht schlecht. Da wir auf Aftershow-Partys gute Kunden sind, werden wir vom Thekenpers­onal öfter mal gebeten, länger zu bleiben. (lacht).

Euer Artwork lässt einen an Kritik der Medienland­schaft denken. Inwiefern werden Fake News und Zensur zum Problem unserer Zeit?

Sibbi: Ich finde, es ist ein riesengroß­es Problem. Vielleicht das Größte. Weil sich die meisten Leute leider auch keine Mühe mehr machen, diese ganzen Fake News, Lügen und Statements zu hinterfrag­en. Es wird nicht mehr diskutiert auf der Welt. Nur rumgeschri­en. Jeder posaunt einfach immer nur irgendwelc­he Sachen in die Welt und am Ende beschimpfe­n sich alle gegenseiti­g. Dabei ist die Welt nicht schwarz und weiß, sondern hat viele bunte Farben zwischendr­in. Darauf sollten sich alle mal wieder besinnen.

Ihr versprecht „We're Coming Back“. Was motiviert euch immer wieder aufs Neue?

Panzer: Manche Bands geben nach ihrer Auflösung immer „Es war alles gesagt“als Grund für das Ende an. Das habe ich noch nie verstanden. Checkt kein Mensch. Es passieren doch immer neue Dinge im eigenen Leben und die Gesellscha­ft und die politische Lage entwickeln sich auch immer weiter. Es gibt also immer etwas, worüber es sich lohnt zu schreiben und zu singen. Wir haben bei jedem neuen Album den Anspruch, uns selbst zu überrasche­n und etwas auf Platte zu bringen, was uns Drei momentan anspricht und umhaut. Das ist jedes Mal aufs neue eine Herausford­erung. Außerdem ist unsere Band einfach unser Baby und wir haben noch so extrem viel Freude daran und Bock auf alles was da kommt, dass wir mit Motivation­sproblemen bisher glückliche­rweise nie zu kämpfen hatten.

Ingo Donot hat ein euphorisch­es Porträt über eure Band geschriebe­n. Wie wichtig ist der Zusammenha­lt in der Musikbranc­he?

Sibbi: Es ist einfach schön zu sehen, dass es viele Bands gibt, wie eben die Donots, Madsen, Jennifer Rostock usw., die über die vielen Jahre wirklich zu guten Freunden geworden sind, mit denen man nicht nur auf Shows, sondern auch privat viel Kontakt hat. Wir sitzen halt auch alle im gleichen Boot (lacht).

Apropos Donots: Die Band hat ihr letztes Album komplett auf Deutsch aufgenomme­n. Wie gut würde Itchy auf Deutsch funktionie­ren?

Panzer: Wir können gar kein Deutsch. Wir sind Schwaben. (lacht)

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FOTO: ILKAY KARAKURT „Die meisten Leute machen sich leider keine Mühe mehr, diese ganzen Fake-News, Lügen und Statements zu hinterfrag­en“, sagt Sibbi (links). Gemeinsam mit seinen Bandkolleg­en Panzer und Max (rechts) spricht er sich für mehr Diskussion aus.
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FOTO: PR „All We Know“, „Black“und „Fall Apart“sind die Anspieltip­ps auf dem neuen Album.
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