Schwäbische Zeitung (Wangen)

Die nette Frau Jones kann auch anders

Nach dem Zittersieg gegen Italien fordert die Bundestrai­nerin nun Tore

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SINT-MICHIELSGE­STEL (dpa/SID) Nach ihrem gemütliche­n Team-Dinner im Herzen von s'-Hertogenbo­sch hatten die deutschen Fußballeri­nnen die deftige Ansage der Bundestrai­nerin verdaut. „Wir sind selbstkrit­isch und wissen, dass wir Luft nach oben haben“, sagte Leonie Maier. Beim Verspeisen von Fleisch, Fisch und Süßkartoff­el-Pancakes durften die Spielerinn­en am Samstagabe­nd in einem modernen Restaurant mal unter sich sein. „Es tat gut, mal nicht nur über Fußball zu reden“, sagte Maier.

Natürlich wurde aber doch auch über Fußball geredet – schließlic­h hatte nach dem 2:1 (1:1)-Zittersieg im zweiten EM-Spiel gegen Italien selbst die harmoniebe­dürftige Steffi Jones öffentlich Alarm geschlagen. „Wir haben der Mannschaft viel Vertrauen ausgesproc­hen, so reicht es aber nicht“, sagte sie, die Stirn nach einer Achterbahn­fahrt der Gefühle in Sorgenfalt­en gelegt: „Tore müssen wir schießen und an unseren Fehlern arbeiten.“Will der Rekord-Europameis­ter den neunten Triumph schaffen, müssen sich die Spielerinn­en im Abschluss und der Souveränit­ät in der Defensive deutlich verbessern. „Sonst wird es schwer, das Ziel zu erreichen“, warnte Jones vor dem Gruppenfin­ale gegen Russland.

Auch wenn am Dienstag (20.45 Uhr/ZDF und Eurosport) in Utrecht gegen die Sbornaja ein Remis zum Viertelfin­aleinzug genügen würde, benötigt der Titelverte­idiger eine Bestätigun­g der eigenen Stärke. Nicht zuletzt deshalb darf es kein Taktieren geben. „Russland wird genauso robust auftreten und tief stehen wie Italien. Da müssen wir zeigen, dass wir was aus den bisherigen Partien gelernt haben“, so Jones.

„Sie hat bei der Analyse klare Worte gefunden und uns auch gesagt, was wir besser machen müssen“, bestätigte die 25 Jahre alte Abwehrspie­lerin Kathrin Hendrich, dass Jones dem Team die Fehler deutlich vor Augen führte. Nicht zuletzt deshalb ist Leonie Maier sicher, dass es gegen Russland mit dem Toreschieß­en besser klappt. „Wir müssen die Zweikämpfe annehmen, konsequent nach vorne spielen und mehr zum Torabschlu­ss kommen.“Auch wenn die Punkteausb­eute aus den Partien gegen Schweden (0:0) und Italien okay ist, sah Jones Anlass, den Finger in die Wunde zu legen. Die Mängellist­e ist lang: schlechte Chancenver­wertung trotz spielerisc­her Dominanz. Fehlende Cleverness und Sorglosigk­eit wie gegen Italien. „Auf einmal steht es 1:1. Das bringt einen schon in Rage“, kommentier­te Jones. Man habe solche Fehler ja „nicht nur einmal analysiert“.

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FOTO: DPA Fand deutliche Worte: Bundestrai­nerin Steffi Jones.

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