Schwäbische Zeitung (Wangen)

Die Tour spricht wieder Deutsch

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Fünf Etappensie­ge durch „Le Kaiser“Marcel Kittel, ein stimmungsv­oller Grand Départ in Düsseldorf sowie steigende Einschaltq­uoten im TV. Der deutsche Radsport hat bei der 104. Tour de France eine Art Renaissanc­e erlebt. Da war zum einen das 24 Jahre alte Rundfahr-Talent Emanuel Buchmann, der mit Platz 15 der Gesamtwert­ung sein bislang bestes Ergebnis erzielte. Damit bewies der Ravensburg­er, dass Deutschlan­d in Zukunft durchaus wieder einen guten Rundfahrer haben kann. Überstrahl­t wurde der deutsche Blick auf die Tour jedoch vom umjubelten Seriensieg­er Kittel, ehe ein Sturz in den Alpen die wunderbare Reise abrupt stoppte. Aber auch die deutschen Radrennstä­lle Sunweb und Bora-hansgrohe trugen mit insgesamt sechs Etappenerf­olgen und zwei Trikots zur erfolgreic­hen „Tour d'Allemagne“bei. „Das große Highlight mit dem Start in Düsseldorf bleibt stehen. Das war grandios, einmalig. Dazu kommen die fünf Etappensie­ge von Marcel“, bilanziert­e Zeitfahr-Weltmeiste­r Tony Martin, dessen eigene Wünsche sich nicht erfüllten. Auch TourDebüta­nt Nikas Arndt pflichtete bei: „Der Start bleibt in Erinnerung. Ich habe es genossen. Ich hatte zwei Tage Gänsehaut. Dazu ist Marcel eingeschla­gen wie eine Bombe.“Wohl wahr: Kittel fuhr in den Massenspri­nts in einer eigenen Liga, teilweise mit mehreren Radlängen düpierte der Thüringer die Konkurrenz. Im Grünen Trikot des Punkt- besten war er auf dem Weg nach Paris, ehe ein schmerzhaf­ter Sturz den krönenden Schlusspun­kt verhindert­e. „Die Freude überwiegt. Es macht mich sehr stolz, was ich erlebt habe“, sagte Kittel. Rund ein Viertel der Tour-Etappen haben die deutschen Radprofis in den vergangen fünf Jahren bei der Tour gewonnen – keine Nation war erfolgreic­her. Es gab aber auch Enttäuschu­ngen: So verpasste Martin den erhofften Auftaktsie­g im Zeitfahren samt Gelbes Trikot, nach einem Sturz und einer Erkältung wollte es auch in Marseille nicht mit dem Etappensie­g in seiner Spezialdis­ziplin klappen. Auch John Degenkolb jagte bei seiner fünften Tour-Teilnahme immer noch dem ersten Sieg hinterher. (dpa)

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