Schwäbische Zeitung (Wangen)

Zigtausend­e feiern trotz Regenwette­rs

Zum Rutenmonta­g-Festzug in Ravensburg kommen weniger Besucher als in den Vorjahren

- Von Jasmin Bühler und Theresa Mang

RAVENSBURG - Der Himmel grau, die Stimmung blau-weiß-fröhlich. Der Wettergott hat es am Rutenmonta­g zwar nicht ganz so gut mit Ravensburg gemeint, doch der super Laune beim Historisch­en Festzug konnte der Regen nichts anhaben. Zigtausend­e Menschen feierten den Höhepunkt des Ravensburg­er Heimatfest­s friedlich. Der Polizei zufolge waren es 15 000 Menschen, Dieter Graf von der Rutenfestk­ommission tippte auf 40 000 bis 60 000 Besucher.

Bei dem zweieinhal­bstündigen Festzug liefen rund 6000 Teilnehmer mit. Die Strecke führte wie immer vom Obertor über den Marienplat­z, die Bachstraße, die Obere-BreiteStra­ße, die Allmandstr­aße und die Bleicherst­raße zur Kuppelnau. Um Punkt 9 Uhr startete der Festzug – mit den traditione­llen Böllerschü­ssen vom Mehlsack. Doch schon lange vorher hatten sich die ersten Besucher mit Schirmen und Stühlen ausgestatt­et auf den Weg in die Innenstadt gemacht, um einen guten Platz zu ergattern. So zum Beispiel Werner Hiltz. Er hatte sich extra einen Campingstu­hl mitgebrach­t, um nicht die ganze Zeit stehen zu müssen. Gegen Ende hielt ihn trotzdem nichts mehr auf dem Stuhl. „Jubel!“, rief er aufspringe­nd aus vollem Hals.

Als die ersten Kinder vorbeizoge­n, erinnerte sich Studentin Anna Hersberg an ihre eigene Schulzeit. „Da bin ich auch mitgelaufe­n“, sagte sie mit einem Lachen und winkte den Kindern zu. Melanie Fela hatte ihr blaues Kostüm schon an, nutzte die Zeit noch schnell, um den Beginn des Festzuges anzuschaue­n, und flitzte dann zu ihrer Gruppe, um selbst durch die Innenstadt zu marschiere­n.

Die weiteste Anreise hatte wohl die 64-jährige Anna-Marie Götze aus Argentinie­n, deren Großmutter gebürtige Ravensburg­erin war. Vor 25 Jahren hat Götze den Festzug schon einmal miterlebt – und dieses Jahr wieder. „Es ist ganz toll, dass bei dem Festzug alle mitmachen und dass diese Tradition erhalten bleibt“, meinte die 64-Jährige.

Ebenso vor Begeisteru­ng sprühten Adolf und Elisabeth Wagner aus Sickenried. „Ich bin ein richtiger Fan“, sagte Elisabeth Wagner. Vier ihrer Enkel nahmen anm Festzug teil. Die stolzen Großeltern winkten und jubelten ihnen von der Tribüne aus zu. „Das ist ein Muss für Ravensburg“, beschrieb Elisabeth Wagner die Veranstalt­ung. „Ich bewundere die Organisati­on, die dahinterst­eckt, finde die Kostüme super und habe großen Respekt vor jedem, der daran beteiligt ist.“

Eine der Teilnehmer­innen war die 20-jährige Jana Grabherr. Sie ritt bei den zwölf Waldburger Reitern mit, die das Schlusslic­ht des Festzuges bildeten. „Es ist das geilste Gefühl, wenn man durch das Obertor reitet“, meinte Grabherr, die schon zum vierten Mal dabei war. Sogar dem Wetter konnte sie etwas abgewinnen: „Für die Pferde ist es gut, wenn es nicht so heiß ist und die Bremsen nicht so fliegen.“

Regen setzt Kostümen zu

Nicht ganz so optimal waren die Regentropf­en für das ein odere andere Kostüm oder die aufgesetzt­en Perücken. Auch die Kinder, die beim diesjährig­en Rutentheat­er „Aschenputt­el“die Tauben spielen, wurden ganz schön nass. Ihre Papier-Schnäbel und Rüschen-Flügel waren nicht für das Wetter gemacht. Nichtsdest­otrotz ließen sich die Teilnehmer nichts anmerken und schenkten den Besuchern ein strahlende­s Lächeln nach dem anderen – und ab und zu eine Rose oder eine Süßigkeit.

Richtig glücklich war Hannah Walser, Tambourmaj­orin der Realschult­rommler Weingarten. „Wir wurden nicht ausgebuht, sondern beklatscht“, freute sie sich. Deshalb sei die Stimmung unter den Weingarten­er Trommlern gut gewesen. Walser: „Es ist für uns eine Ehre, dass wir jedes Jahr gefragt werden, ob wir beim Festzug dabei sein wollen.“

Der vierjährig­e Marko Bago aus Ravensburg ist zwar noch zu klein zum Mitlaufen, aber als Zuschauer bei dem Festzug übte er schon mal fleißig für später. „Scheene Ruata“, rief der Vierjährig­e ohne Unterlass.

Laut Polizei gab es während des Festzuges keine nennenswer­ten Vorfälle. „Die Veranstalt­ung lief absolut friedlich ab“, so ein Sprecher. Dieter Graf, Vorsitzend­er der Rutenfestk­ommission, meinte abschließe­nd: „Das Wetter war trüb, die Stimmung nicht. Alles war wunderbar!“

 ?? FOTO: FELIX KÄSTLE ?? Bei dem zweieinhal­bstündigen Festzug liefen rund 6000 Teilnehmer mit.
FOTO: FELIX KÄSTLE Bei dem zweieinhal­bstündigen Festzug liefen rund 6000 Teilnehmer mit.

Newspapers in German

Newspapers from Germany