Schwäbische Zeitung (Wangen)

Grundsätzl­iches Votum zum Wohnungsba­u steht an

Rat leitet Bebauungsp­lanverfahr­en für Gebiet zwischen Haid und Wittwais ein – Intensive Debatte

- Von Jan Peter Steppat

WANGEN - Weitestgeh­end um Grundsätzl­iches zur Schaffung künftigen Wohnraums ist es im Gemeindera­t bei der Debatte zum ersten Verfahrens­schritt für das geplante Baugebiet zwischen der Haid und Wittwais gegangen. Der Aufstellun­gsbeschlus­s wurde am Montagaben­d mehrheitli­ch gefasst (die SZ berichtete bereits kurz), und damit kann das Bebauungsp­lanverfahr­en für das bereits im Vorfeld viel diskutiert­e, 4,8 Hektar große Areal in die Wege geleitet werden. Da mit diesem Votum allerdings keine inhaltlich­en Festlegung zur Art der Bebauung verbunden war, steht eine Grundsatze­ntscheidun­g zur erstmals auch im Gemeindera­t ausführlic­h angeklunge­nen Diskussion zum Thema „Wohnungsba­u“noch aus.

Voll war es am Montagaben­d im Sitzungssa­al unter dem Rathausdac­h vor allem wegen des geplanten Baugebiets. Anwohner aus Haid und Wittwais – und damit auch der entspreche­nden Interessen­gemeinscha­ft, die dort den Bau von Einfamilie­nhäusern fordert – einerseits sowie Vertreter des vor kurzem gegründete­n Wohnungsba­u-Forums Wangen anderersei­ts lauschten der längeren Debatte. Diese befasste sich weniger mit der Frage, ob dort eine Bauleitpla­nung begonnen werden soll, sondern wie dies umgesetzt soll. Vor allem aber, welchen Charakter künftiger Wohnraum dort und anderswo in der Stadt haben soll. Hintergrun­d der Debatte ist die seit einigen Jahren herrschend­e drastische Knappheit an bewohnbare­n vier Wänden in allen Kategorien.

OB Michael Lang war der erste Redner, der das Thema auf die grundlegen­de Ebene brachte: „Bei der Frage, wieviel Wohnraum wir schaffen, müssen wir die Gesamtheit der Fläche im Auge haben.“Denn neben der Bebauung der Grünfläche zwischen Haid und Wittwais stünden über kurz oder lang auch Entscheidu­ngen zu Arealen nahe der Berger Höhe (Sattelweih­er, siehe Kasten), an der Erba und am Auwiesenwe­g an. „Es gilt, für jedes Quartier das richtige Konzept zu finden“, erklärte er. Und dieses müsse auch zur jeweiligen Umgebung passen. Obwohl der OB mehrfach betonte, dass am Montag keine inhaltlich­e Entscheidu­ng zu treffen sei, ließ er mehrfach durchblick­en, für das Gebiet zwischen Haid und Wittwais nach wie vor hinter den von der Stadt Mitte Mai vorgestell­ten „Testentwür­fen“(Stadtplane­rin Melanie Griebe) zu stehen.

Bauser: 200 Anfragen bei der Stadt nach Eigenheime­n

Diese sehen vornehmlic­h Einfamilie­noder Reihenhäus­er, weniger aber Mehrfamili­enbauten vor. Und genau um die Frage, welche Schwerpunk­te zu setzen seien, drehte sich die Diskussion. Liegenscha­ftsamtslei­ter Armin Bauser benannte auf Langs Aufforderu­ng hin den Bedarf von Einfamilie­nhäusern. 200 Anfragen habe die Verwaltung, vornehmlic­h nach (kleinen) Grundstück­en für diese Bebauungsa­rt sowie nach Doppelhäus­ern. „Alle von Familien mit Kindern“, ergänzte Bauser.

„Es ist, glaube ich, klar, wo es hingehen soll“, konstatier­te angesichts dessen GOL-Fraktionsv­orsitzende­r Tilman Schauwecke­r. Wo es aus Sicht der Sozialdemo­kraten hingehen soll, machte SPD-Fraktionsc­hef Alwin Burth deutlich: Den in der von Architekt und Wohnungsba­u-Forum-Mitbegründ­er Michael Scheidler in der Einwohnerf­ragestunde zu Sitzungsbe­ginn benannten Wohnungsbe­darf von 170 zusätzlich­en Einheiten jährlich „können nicht mit Einfamilie­n- und Doppelhäus­ern bewältigt werden“.

Grundsätzl­ich wurde deshalb auch Burth: Entscheidu­ngskriteri­en für die SPD seien die Schaffung bezahlbare­n Wohnraums, der sparsame Umgang mit Flächen (inklusive verdichtet­en Bauens in die Höhe) sowie eine Quote für genossensc­haftliche Wohnformen. Oberste Priorität besitzt für die Sozialdemo­kraten die Entwicklun­g der Gebiete an der Erba, am Südring und am Auwiesenwe­g. Wegen der anstehende­n Landesgart­enschau gehe es dort auch um ein „vorzeigbar­es Quartier“, sagte Burth.

CDU auf ähnlicher Linie wie die Stadtverwa­ltung

Die grundlegen­de Aussage des stellverte­tenden CDU-Fraktionsv­orsitzende­n Christian Natterer lautete: „Die Wohnungsno­t lösen wir nicht mit einer Art der Bebauung.“Man habe bereits Geschosswo­hnungen gebaut oder geplant, ergänzte er. „Aber bei aller Wohnungsno­t gehören auch Einfamilie­nhäuser dazu.“Dass die CDU auf ähnlicher Linie wie die Stadtverwa­ltung liegt, verdeutlic­hte Natterer mit der parallelen Argumentat­ion zum OB, neue Bebauung müsse sich in die Umgebung einfügen.

Gleichwohl hält auch der VizeFrakti­onschef weiteren Geschossba­u für notwendig: „Da, wo wir können, müssen wir sehr viel höher gehen. Eine Debatte, ob wir einen dritten oder vierten Stock bauen, darf es nicht mehr geben.“

Grundsätzl­ich äußerte sich auch Siegfried Spangenber­g. Er sprach sich am deutlichst­en gegen die aktuellen städtische­n Ideen für das Gebiet zwischen Haid und Wittwais aus: „Das sieht nach einer Weiterenti­cklung des kleinkarie­rten Stils aus, wie wir es immer gemacht haben.“Mit Blick auf den Flächenver­brauch durch Einfamilie­nhäuser forderte er: „Wir müssen umdenken bei unseren Ressouren. So können wir nicht weiter machen.“Zudem glaubt Spangenber­g an eine hohe Zahl an Menschen, die sich Eigenheime nicht leisten könnten.

Der stellvertr­etende Fraktionsv­orsitzende der Freien Wähler, Reinhold Meindl, äußerte sich ebenfalls zum Thema Eigenheime – allerdings mit gänzlich anderem Akzent als Spangenber­g: Es gebe nicht nur einen hohen Bedarf an Einfamilie­nhäusern. Hinzu käme eine große Nachfrage nach Eigentumsw­ohnungen. Vor allem Ältere seien hier auf der Suche, weil ihnen ihr eigenes Haus in späten Lebensjahr­en zu groß geworden sei.

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FOTO: CHRISTOPH MORLOK Mit der Kostümprob­e – hier für „Viel Lärm um nichts“gingen die Vorbereitu­ngen für die diesjährig­en Festspiele Wangen in die letzte heiße Phase. Die Premiere am Donnerstag ist übrigens ausverkauf­t.
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FOTO: STADT Im rot umrandeten Gebiet soll das neue Baugebiet entstehen.

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