Grundsätzliches Votum zum Wohnungsbau steht an
Rat leitet Bebauungsplanverfahren für Gebiet zwischen Haid und Wittwais ein – Intensive Debatte
WANGEN - Weitestgehend um Grundsätzliches zur Schaffung künftigen Wohnraums ist es im Gemeinderat bei der Debatte zum ersten Verfahrensschritt für das geplante Baugebiet zwischen der Haid und Wittwais gegangen. Der Aufstellungsbeschluss wurde am Montagabend mehrheitlich gefasst (die SZ berichtete bereits kurz), und damit kann das Bebauungsplanverfahren für das bereits im Vorfeld viel diskutierte, 4,8 Hektar große Areal in die Wege geleitet werden. Da mit diesem Votum allerdings keine inhaltlichen Festlegung zur Art der Bebauung verbunden war, steht eine Grundsatzentscheidung zur erstmals auch im Gemeinderat ausführlich angeklungenen Diskussion zum Thema „Wohnungsbau“noch aus.
Voll war es am Montagabend im Sitzungssaal unter dem Rathausdach vor allem wegen des geplanten Baugebiets. Anwohner aus Haid und Wittwais – und damit auch der entsprechenden Interessengemeinschaft, die dort den Bau von Einfamilienhäusern fordert – einerseits sowie Vertreter des vor kurzem gegründeten Wohnungsbau-Forums Wangen andererseits lauschten der längeren Debatte. Diese befasste sich weniger mit der Frage, ob dort eine Bauleitplanung begonnen werden soll, sondern wie dies umgesetzt soll. Vor allem aber, welchen Charakter künftiger Wohnraum dort und anderswo in der Stadt haben soll. Hintergrund der Debatte ist die seit einigen Jahren herrschende drastische Knappheit an bewohnbaren vier Wänden in allen Kategorien.
OB Michael Lang war der erste Redner, der das Thema auf die grundlegende Ebene brachte: „Bei der Frage, wieviel Wohnraum wir schaffen, müssen wir die Gesamtheit der Fläche im Auge haben.“Denn neben der Bebauung der Grünfläche zwischen Haid und Wittwais stünden über kurz oder lang auch Entscheidungen zu Arealen nahe der Berger Höhe (Sattelweiher, siehe Kasten), an der Erba und am Auwiesenweg an. „Es gilt, für jedes Quartier das richtige Konzept zu finden“, erklärte er. Und dieses müsse auch zur jeweiligen Umgebung passen. Obwohl der OB mehrfach betonte, dass am Montag keine inhaltliche Entscheidung zu treffen sei, ließ er mehrfach durchblicken, für das Gebiet zwischen Haid und Wittwais nach wie vor hinter den von der Stadt Mitte Mai vorgestellten „Testentwürfen“(Stadtplanerin Melanie Griebe) zu stehen.
Bauser: 200 Anfragen bei der Stadt nach Eigenheimen
Diese sehen vornehmlich Einfamilienoder Reihenhäuser, weniger aber Mehrfamilienbauten vor. Und genau um die Frage, welche Schwerpunkte zu setzen seien, drehte sich die Diskussion. Liegenschaftsamtsleiter Armin Bauser benannte auf Langs Aufforderung hin den Bedarf von Einfamilienhäusern. 200 Anfragen habe die Verwaltung, vornehmlich nach (kleinen) Grundstücken für diese Bebauungsart sowie nach Doppelhäusern. „Alle von Familien mit Kindern“, ergänzte Bauser.
„Es ist, glaube ich, klar, wo es hingehen soll“, konstatierte angesichts dessen GOL-Fraktionsvorsitzender Tilman Schauwecker. Wo es aus Sicht der Sozialdemokraten hingehen soll, machte SPD-Fraktionschef Alwin Burth deutlich: Den in der von Architekt und Wohnungsbau-Forum-Mitbegründer Michael Scheidler in der Einwohnerfragestunde zu Sitzungsbeginn benannten Wohnungsbedarf von 170 zusätzlichen Einheiten jährlich „können nicht mit Einfamilien- und Doppelhäusern bewältigt werden“.
Grundsätzlich wurde deshalb auch Burth: Entscheidungskriterien für die SPD seien die Schaffung bezahlbaren Wohnraums, der sparsame Umgang mit Flächen (inklusive verdichteten Bauens in die Höhe) sowie eine Quote für genossenschaftliche Wohnformen. Oberste Priorität besitzt für die Sozialdemokraten die Entwicklung der Gebiete an der Erba, am Südring und am Auwiesenweg. Wegen der anstehenden Landesgartenschau gehe es dort auch um ein „vorzeigbares Quartier“, sagte Burth.
CDU auf ähnlicher Linie wie die Stadtverwaltung
Die grundlegende Aussage des stellvertetenden CDU-Fraktionsvorsitzenden Christian Natterer lautete: „Die Wohnungsnot lösen wir nicht mit einer Art der Bebauung.“Man habe bereits Geschosswohnungen gebaut oder geplant, ergänzte er. „Aber bei aller Wohnungsnot gehören auch Einfamilienhäuser dazu.“Dass die CDU auf ähnlicher Linie wie die Stadtverwaltung liegt, verdeutlichte Natterer mit der parallelen Argumentation zum OB, neue Bebauung müsse sich in die Umgebung einfügen.
Gleichwohl hält auch der VizeFraktionschef weiteren Geschossbau für notwendig: „Da, wo wir können, müssen wir sehr viel höher gehen. Eine Debatte, ob wir einen dritten oder vierten Stock bauen, darf es nicht mehr geben.“
Grundsätzlich äußerte sich auch Siegfried Spangenberg. Er sprach sich am deutlichsten gegen die aktuellen städtischen Ideen für das Gebiet zwischen Haid und Wittwais aus: „Das sieht nach einer Weiterenticklung des kleinkarierten Stils aus, wie wir es immer gemacht haben.“Mit Blick auf den Flächenverbrauch durch Einfamilienhäuser forderte er: „Wir müssen umdenken bei unseren Ressouren. So können wir nicht weiter machen.“Zudem glaubt Spangenberg an eine hohe Zahl an Menschen, die sich Eigenheime nicht leisten könnten.
Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler, Reinhold Meindl, äußerte sich ebenfalls zum Thema Eigenheime – allerdings mit gänzlich anderem Akzent als Spangenberg: Es gebe nicht nur einen hohen Bedarf an Einfamilienhäusern. Hinzu käme eine große Nachfrage nach Eigentumswohnungen. Vor allem Ältere seien hier auf der Suche, weil ihnen ihr eigenes Haus in späten Lebensjahren zu groß geworden sei.