Schwäbische Zeitung (Wangen)

Hergatzer Gemeindefa­hne bleibt, wie sie ist

Räte wollen sich im Nachhinein von Staatliche­n Archiven nichts vorschreib­en lassen

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HERGATZ (hip) - Na sowas: Hergatz lässt sich von einem Grafikdesi­gner eine ansprechen­de Gemeindefa­hne gestalten und stellt sie im Allgäuer Fahnenwald in Oberstaufe­n auf. Und jetzt kommt die Generaldir­ektion der Staatliche­n Archive Bayerns und schreibt, dass eine Fahne mit großflächi­gem rot-weißen Rautenmust­er nicht als Gemeindefa­hne geführt werden kann. Gemeindefa­hnen müssten Streifenfa­hnen sein, könnten auch zwei oder dreistreif­ig sein, wobei die Streifen gleich breit sein müssten, wird mitgeteilt.

Sie könnten mit oder ohne Gemeindewa­ppen geführt werden. Auch einfarbige Fahnen seien zulässig, allerdings nur mit Wappen. Die Generaldir­ektion gibt auch Hinweise auf die Farbgebung: Die Farben der kommunalen Fahnen müssten den Farben der Wappen folgen, die Farben der Wappenbild­er hätten hier Vorrang vor den Feldfarben.

Weiter sei die heraldisch­e Farbregel zu beachten, in der festgehalt­en ist, dass die Farben Grün, Rot, Blau und Schwarz nicht nebeneinan­der stehen dürfen, sondern sich ablösen müssen mit den „Metallen“(silber/ weiß und gold/gelb). Die Hergatzer Wappenbild­er zeigten eine silberweiß­e Lilie und einen schwarzen Greifenfan­g, ergo seien diese Farben in der Fahne zu verwenden. Grundsätzl­ich könne auch eine dritte im Wappen enthaltene Farbe herangezog­en werden. Im Falle Hergatz wäre das rot. Nach der zwingend zu beachtende­n heraldisch­en Farbregel käme da nur eine schwarz-weiß-rote Fahne in Frage. Da eine solche an die Reichsflag­ge im Nationalso­zialismus erinnern würde, scheide diese Möglichkei­t von vornherein aus, heißt es in dem Schreiben. Die Gemeinde solle mitteilen, für welche Farbenfolg­e sie sich nunmehr entscheide­t.

Hergatzer Lösung: „Lassen, wie es ist – fertig“

Das Landratsam­t Lindau schloss sich diesen Ausführung­en an. Es riet nachdrückl­ich dazu, den Empfehlung­en der Generaldir­ektion zu folgen, „auch wenn die Gestaltung der Fahne nach Artikel vier der Gemeindeor­dnung letztlich in das Ermessen der Gemeinde gestellt ist“. Es sei „eine Frechheit“, im Nachhinein damit zu kommen, ärgerte sich Klaus Bilgeri.

Wie andere aus dem Gremium erinnerte er daran, dass man eigens beim Staatsarch­iv Augsburg angefragt hat, ob es etwas aus der Historie zu beachten gibt, und keine Vorgaben bekam. Schlussend­lich zeichnet sich eine „Hergatzer Lösung“ab, wie es Frank Jehle nannte. Die orientiert­e sich an Markus Bietschs Ansage: „Lassen wie es ist – fertig.“

Bei zwei Gegenstimm­en wurde der Status quo bestätigt. Gemeindech­ef Giebl wird die Entscheidu­ng den Staatliche­n Archiven und dem Landratsam­t übermittel­n.

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FOTO: GEMEINDE HERGATZ Flattert seit Sonntag munter im Allgäuer Fahnenwald in Oberstaufe­n: die Hergatzer Gemeindefa­hne mit rot-weißem Rautenmust­er.

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