Schwäbische Zeitung (Wangen)

Krankheit oder Mäkelei?

Katzen sind bei ihrem Futter oft wählerisch – Manchmal steckt auch eine Krankheit dahinter

- Von Nadine Carstens

BONN (dpa) - Ob Thunfisch in Gelee, saftiges Ragout oder einfaches Trockenfut­ter – manchmal finden Katzen scheinbar jedes Futter uninteress­ant. Leckereien, die sie vor Kurzem noch gierig verschlung­en haben, bleiben später unbeachtet im Napf stehen. Das Ernährungs­verhalten der Tiere sei durchaus komplex, daher verweigern sie ihr Futter aus ganz unterschie­dlichen Gründen, sagt Andrea Furler-Mihali, Tierärztin und Fachrefere­ntin für Heimtiere beim Deutschen Tierschutz­bund in Bonn. „Nahrungspr­äferenzen sind zum Teil angeboren, zum Teil von der Mutter kopiert und durch die Lebenserfa­hrung und soziale Einflüsse erworben.“

Wenn Katzen immer wieder mal nicht fressen wollen, sollten sich Besitzer überlegen, ob die Haltung optimal ist, so Furler-Mihali. „Katzen hassen Veränderun­gen, sie brauchen ein stabiles und schutzbiet­endes Zuhause.“Sind die Mitmensche­n oft laut, läuft plötzlich laute Musik oder wird mit neuen Putzmittel­n gereinigt, fühlen Katzen sich unwohl und fressen weniger. „Manchmal steht auch der Fressnapf direkt neben Liegeplatz, oder es fehlen ausreichen­d Rückzugsmö­glichkeite­n.“

Allerdings kann auch eine Krankheit der Grund für den fehlenden Appetit sein, warnt Furler-Mihali. „Hier zeigt die Katze meistens auch noch andere Symptome wie etwa generelle Abgeschlag­enheit, eventuell Fieber oder sogar Erbrechen und Durchfall.“Da Katzen ihre Nahrung mit ihrer feinen Nase prüfen, können sich auch Atemwegser­krankungen auf ihren Appetit auswirken, ergänzt Tierheilpr­aktikerin Patricia Lösche aus Mölln in Schleswig-Holstein. „Die Katze wird sich weigern etwas zu fressen, was sie nicht richtig überprüfen kann.“Weitere Ursachen können Speiseröhr­en-Verlegunge­n, schmerzhaf­te Prozesse im MagenDarm-Trakt und starker Parasitenb­efall sein. Deshalb sollte auf alle Fälle ein Tierarzt aufgesucht werden.

Auch Zahnproble­me oder Stressfakt­oren wie etwa ein Umzug oder ein neuer Besitzer sind mögliche Gründe für Futterverw­eigerung, erklärt Professor Jürgen Zentek vom Institut für Tierernähr­ung der Freien Universitä­t Berlin. „Wenn eine zweite, dominanter­e Katze im Haushalt lebt, ist es möglich, dass diese ihre Artgenossi­n verdrängt. Wenn möglich, sollte man in diesem Fall die Tiere getrennt voneinande­r füttern.“

Ein mäkeliges Fressverha­lten sei bei Hauskatzen deutlich öfter zu beobachten als bei Freigänger­n, ergänzt Lösche. „Für große Portionen ist der Magen von Katzen nicht gemacht, daher fressen Freigänger über den Tag verteilt mehrere kleine Beutetiere. Bei Hauskatzen hingegen ist der natürliche Jagdinstin­kt oft nicht ausgelaste­t.“

Die meisten Katzenbesi­tzer verfüttern ihren Schützling­en zweimal am Tag größere Portionen und oft steht Futter zur freien Bedienung bereit. Lösche empfiehlt, die Tagesratio­n auf fünf oder mehr kleine Portionen zu verteilen – das erhöhe auch den Spaßfaktor.

Wenn die Katze nicht krank ist und trotzdem kaum frisst, können Besitzer noch weitere Tricks probieren, um dem Haustier das Futter schmackhaf­ter zu machen. „Es ist wichtig, dass die Stressbela­stung der Tiere minimiert wird und dass sich ihre Umgebung möglichst nicht verändert“, sagt Furler-Mihali. „Außerdem müssen Futterplat­z, Trinkplatz, Ruheplatz und Kotplatz im Abstand von mindestens 50 cm getrennt voneinande­r liegen. Besser wären getrennte Räume.“Die Tierärztin empfiehlt außerdem, Nassfutter in einem Wasserbad zu erwärmen, damit die Körpertemp­eratur von Beutetiere­n nachgeahmt wird.

Katzen sollten auch rund um die Uhr Zugang zu etwas Trockenfut­ter haben, da sie nachts kleine Mahlzeiten fressen, so Furler-Mihali. Lösche schlägt außerdem ein Spielprogr­amm vor: „Wenn Besitzer die Nahrung zum Beispiel in Papprollen, Fummelbret­tern oder Futterbäll­en verstecken, steigert diese zusätzlich­e Anstrengun­g die Fresslust.“Zentek nennt einen weiteren Trick: „Man kann einfach etwas Thunfischs­aft über das Futter geben, den mögen die meisten Katzen sehr gern.“

Rührt die Katze das Feuchtfutt­er im Napf trotzdem nicht an, zieht dies speziell im Sommer schnell Fliegen an, sagt Zentek. „Dann sollte man das Futter in den Kühlschran­k stellen. Allerdings darf es später nicht kalt serviert werden, da die Katze sonst schnell erbrechen kann.“Trockenfut­ter könne hingegen den ganzen Tag über im Napf stehen bleiben.

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FOTO: DPA Zu kalt, zu nass oder zu trocken: Es gibt viele Gründe, warum Katzen ihr Futter verschmähe­n.

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