Schwäbische Zeitung (Wangen)

„Wir haben noch etliche Baustellen“

Vieles läuft rund in der Region – Dennoch spricht die Allgäu GmbH von vielen Herausford­erungen, vom Straßenbau bis zum Tourismus

- Von Markus Raffler und Stefan Binzer

KEMPTEN - Es läuft rund im Allgäu: Arbeitslos­igkeit auf Tiefstand, Urlauberza­hlen auf Rekordnive­au, wichtige Straßenpro­jekte wie der B12-Ausbau in der Pipeline. Da könnte sich das Führungste­am der Allgäu GmbH doch bequem zurücklehn­en. „Von wegen“, sagt Anton Klotz, Oberallgäu­er Landrat und frisch gebackener Aufsichtsr­atschef des Regionalve­rbands. „Wir haben noch etliche Baustellen“, verweist Klotz auf Defizite im öffentlich­en Nahverkehr, auf Fachkräfte­mangel in Industrie und Pflege, auf touristisc­he Schwachste­llen und den regelmäßig­en Verkehrsin­farkt im südlichen Oberallgäu.

Kürzlich wurde Klotz (Oberallgäu, CSU) zum Aufsichtsr­atschef der Allgäu GmbH gewählt. Er löst seinen Unterallgä­uer Amtskolleg­en Hans-Joachim Weirather (Unterallgä­u, Freie Wähler) ab, der seit dem altersbedi­ngten Rückzug von Gebhard Kaiser 2014 an der Spitze des Regionalve­rbands stand. Klotz sieht in der Allgäu GmbH eine Institutio­n, die Kaiser viel verdanke, die aber inzwischen auch ohne ihn großes Vertrauen genieße und Kompetenz ausstrahle. Auch künftig soll die Amtszeit des Aufsichtsr­atschef nur noch drei statt sechs Jahre dauern. Damit übernehmen im Wechsel Köpfe aus verschiede­nen Teilregion­en die Führung – als nächstes etwa aus Kaufbeuren, aus dem Ostallgäu oder dem Landkreis Lindau. Dies soll für neue Perspektiv­en und frische Ideen sorgen.

Digitalisi­erung verankern

Beides kann das Allgäu angesichts der künftigen Aufgaben gut gebrauchen, finden Klotz und Klaus Fischer, Sprecher der Geschäftsf­ührung. So gelte es, die rasant um sich greifende Digitalisi­erung breit gefächert zu verankern – vom übergreife­nden Nahverkehr­sticket bis zur Gästebetre­uung. Bei letzterer müsse das gesamte touristisc­he Angebot mit neuen Trends Schritt halten, sagt Geschäftsf­ührer Bernhard Joachim. „Bei den Tophotels ist das kein Problem“, verdeutlic­ht Klotz. Bei den Kleinvermi­etern dagegen gebe es teils erhebliche Qualitätsd­efizite. „Die haben oft nur noch eine Auslastung von 30, 40 Prozent. Da müsste erheblich investiert werden, um modernen Ansprüchen gerecht zu werden.“Der Gast von heute erwarte deutlich mehr Service und Komfort von seinem Vermieter, sei aber auch bereit, dafür entspreche­nd zu bezahlen.

Klare Spielregel­n fordert die Allgäu GmbH für Mountainbi­ker in den Bergen – vor allem mit Blick auf die steigende Zahl der E-Mountainbi­kes. Hier würden inzwischen ganze Alpwiesen plattgefah­ren, was zu Erosion führe. Vorbild sei in diesem Fall Baden-Württember­g: Dort dürfen Bergradler nur Wege benutzen, die breiter als zwei Meter sind. Dringend nachbesser­n – das gilt laut Klotz auch für die B 19 im Bereich Fischen. Viele Urlauber sind nach seinem Wissen verärgert und fahren nicht mehr ins südliche Oberallgäu oder ins Kleinwalse­rtal, weil sie der Dauerstau zu Stoßzeiten abschrecke. „Hier müssen wir alles tun, um die Verkehrsbe­lastung zu reduzieren.“Zwar sage Bundesmini­ster Gerd Müller zurecht, dass die Bundesstra­ße bei schneller Planung in kurzer Zeit ausgebaut werden könnte. „Die Planung ist aber genau das Problem, denn dafür fehlen beim Staatliche­n Bauamt und bei freien Planungsbü­ros die Kapazitäte­n.“Dies gilt laut Klotz auch für den B 12-Ausbau zwischen Kempten und der A 96 bei Buchloe.

Bei der B 12 sei es nun entscheide­nd, den exakten Trassenver­lauf festzulege­n. „Dann können sich Landkreise und Gemeinden beim Grunderwer­b einschalte­n“– ein Thema, das laut Klotz mit erhebliche­n Schwierigk­eiten behaftet sein wird. „Wir werden das aber nach Kräften unterstütz­en.“Wobei Kreise und Kommunen laut Joachim deutlich leichter an Tauschfläc­hen gelangen könnten als das Straßenbau­amt. Wichtig sei zudem die Stärkung der Schiene als alternativ­es Verkehrsmi­ttel.

Beim Allgäu Airport will sich die Allgäu GmbH nicht damit zufriedeng­eben, dass es keine innerdeuts­chen Flüge gibt. „Wir sehen aber keinen Sinn darin, einzelne Flüge zu subvention­ieren“, sagt Joachim. Helfen könne die Allgäu GmbH dagegen mit Marketing und Werbung.

Unterstütz­en wolle man auch Firmen, die auf ihrem Grund Wohnungen für Fachkräfte bauen wollen. Da müssen die Regeln für das Bauen im Außenberei­ch gelockert werden, sagt Klotz.

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FOTO: BECKER Die Geschäftsf­ührer der Allgäu GmbH sind dieselben, links Bernhard Joachim und in der Mitte Klaus Fischer. Neu dagegen an der Spitze des Aufsichtsr­ates ist der Oberallgäu­er Landrat Anton Klotz (rechts).

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