„Wir haben noch etliche Baustellen“
Vieles läuft rund in der Region – Dennoch spricht die Allgäu GmbH von vielen Herausforderungen, vom Straßenbau bis zum Tourismus
KEMPTEN - Es läuft rund im Allgäu: Arbeitslosigkeit auf Tiefstand, Urlauberzahlen auf Rekordniveau, wichtige Straßenprojekte wie der B12-Ausbau in der Pipeline. Da könnte sich das Führungsteam der Allgäu GmbH doch bequem zurücklehnen. „Von wegen“, sagt Anton Klotz, Oberallgäuer Landrat und frisch gebackener Aufsichtsratschef des Regionalverbands. „Wir haben noch etliche Baustellen“, verweist Klotz auf Defizite im öffentlichen Nahverkehr, auf Fachkräftemangel in Industrie und Pflege, auf touristische Schwachstellen und den regelmäßigen Verkehrsinfarkt im südlichen Oberallgäu.
Kürzlich wurde Klotz (Oberallgäu, CSU) zum Aufsichtsratschef der Allgäu GmbH gewählt. Er löst seinen Unterallgäuer Amtskollegen Hans-Joachim Weirather (Unterallgäu, Freie Wähler) ab, der seit dem altersbedingten Rückzug von Gebhard Kaiser 2014 an der Spitze des Regionalverbands stand. Klotz sieht in der Allgäu GmbH eine Institution, die Kaiser viel verdanke, die aber inzwischen auch ohne ihn großes Vertrauen genieße und Kompetenz ausstrahle. Auch künftig soll die Amtszeit des Aufsichtsratschef nur noch drei statt sechs Jahre dauern. Damit übernehmen im Wechsel Köpfe aus verschiedenen Teilregionen die Führung – als nächstes etwa aus Kaufbeuren, aus dem Ostallgäu oder dem Landkreis Lindau. Dies soll für neue Perspektiven und frische Ideen sorgen.
Digitalisierung verankern
Beides kann das Allgäu angesichts der künftigen Aufgaben gut gebrauchen, finden Klotz und Klaus Fischer, Sprecher der Geschäftsführung. So gelte es, die rasant um sich greifende Digitalisierung breit gefächert zu verankern – vom übergreifenden Nahverkehrsticket bis zur Gästebetreuung. Bei letzterer müsse das gesamte touristische Angebot mit neuen Trends Schritt halten, sagt Geschäftsführer Bernhard Joachim. „Bei den Tophotels ist das kein Problem“, verdeutlicht Klotz. Bei den Kleinvermietern dagegen gebe es teils erhebliche Qualitätsdefizite. „Die haben oft nur noch eine Auslastung von 30, 40 Prozent. Da müsste erheblich investiert werden, um modernen Ansprüchen gerecht zu werden.“Der Gast von heute erwarte deutlich mehr Service und Komfort von seinem Vermieter, sei aber auch bereit, dafür entsprechend zu bezahlen.
Klare Spielregeln fordert die Allgäu GmbH für Mountainbiker in den Bergen – vor allem mit Blick auf die steigende Zahl der E-Mountainbikes. Hier würden inzwischen ganze Alpwiesen plattgefahren, was zu Erosion führe. Vorbild sei in diesem Fall Baden-Württemberg: Dort dürfen Bergradler nur Wege benutzen, die breiter als zwei Meter sind. Dringend nachbessern – das gilt laut Klotz auch für die B 19 im Bereich Fischen. Viele Urlauber sind nach seinem Wissen verärgert und fahren nicht mehr ins südliche Oberallgäu oder ins Kleinwalsertal, weil sie der Dauerstau zu Stoßzeiten abschrecke. „Hier müssen wir alles tun, um die Verkehrsbelastung zu reduzieren.“Zwar sage Bundesminister Gerd Müller zurecht, dass die Bundesstraße bei schneller Planung in kurzer Zeit ausgebaut werden könnte. „Die Planung ist aber genau das Problem, denn dafür fehlen beim Staatlichen Bauamt und bei freien Planungsbüros die Kapazitäten.“Dies gilt laut Klotz auch für den B 12-Ausbau zwischen Kempten und der A 96 bei Buchloe.
Bei der B 12 sei es nun entscheidend, den exakten Trassenverlauf festzulegen. „Dann können sich Landkreise und Gemeinden beim Grunderwerb einschalten“– ein Thema, das laut Klotz mit erheblichen Schwierigkeiten behaftet sein wird. „Wir werden das aber nach Kräften unterstützen.“Wobei Kreise und Kommunen laut Joachim deutlich leichter an Tauschflächen gelangen könnten als das Straßenbauamt. Wichtig sei zudem die Stärkung der Schiene als alternatives Verkehrsmittel.
Beim Allgäu Airport will sich die Allgäu GmbH nicht damit zufriedengeben, dass es keine innerdeutschen Flüge gibt. „Wir sehen aber keinen Sinn darin, einzelne Flüge zu subventionieren“, sagt Joachim. Helfen könne die Allgäu GmbH dagegen mit Marketing und Werbung.
Unterstützen wolle man auch Firmen, die auf ihrem Grund Wohnungen für Fachkräfte bauen wollen. Da müssen die Regeln für das Bauen im Außenbereich gelockert werden, sagt Klotz.