Schwäbische Zeitung (Wangen)

Mama Bader verzichtet auf die riskanten Stunts

Deutschlan­ds beste Klippenspr­ingerin gibt es auch bei der WM nur zusammen mit Töchterche­n Roxana

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BUDAPEST (SID) - Bei ihrer spektakulä­ren Flugshow hat Anna Bader diesmal einen ganz besonderen Zuschauer. Töchterche­n Roxana ist auf Omas Arm, wenn sich die Klippenspr­ingerin in Budapest aus 20 Metern in die Tiefe stürzt. „Es ist schön, wenn ich sie von oben sehe und winken kann“, sagt die 33-Jährige vor ihrem dritten WM-Start, „aber für sie sind Sachen, die auf dem Boden liegen, interessan­ter.“

Zehn Monate ist Roxana alt, sie hat das Leben der Extremspor­tlerin aus Mutlangen „auf den Kopf gestellt“. Für sie hat Bader eineinhalb Jahre Pause mit ihrem gefährlich­en Sport gemacht – aber nicht aufgehört. „Ich war nie besonders draufgänge­risch“, sagt die WM-Dritte von 2013, „ich habe schon immer gut auf mich aufgepasst.“

Eigentlich Lehrerin

Einen „normalen“Beruf hat Bader mittlerwei­le auch. Ihr Refendaria­t ist beendet, sie könnte jederzeit als Lehrerin für Englisch und Erdkunde arbeiten. Doch noch will sie nicht auf die waghalsige­n Sprünge bei bis zu 90 Stundenkil­ometer verzichten. Weil ihr polnischer Lebensgefä­hrte Kris Kolanus ebenfalls WM-Klippenspr­inger ist, ist ihr Töchterche­n bei allen Wettbewerb­en dabei. „Wir haben sie von Anfang an mitgenomme­n – ins Schwimmbad, in die Turnhalle“, erzählt Bader. Auch bei den Wettbewerb­en fehlt sie nicht. „Sie kennt alle Springer – und hat ganz viele Onkel und Tanten.“

Am Freitag (12.30 Uhr) beim ersten WM-Durchgang, wenn Bader mit ihren zehn Konkurrent­innen den Kampf um die Medaillen beginnt, passt ihre Mutter auf die Kleine auf. Angelika Kern, als Turnerin 1968 und 1972 bei Olympia, war schon bei den ersten beiden WM-Auftritten dabei, vor vier Jahren in Barcelona, als ihre Tochter bei der Premiere Bronze gewann, und 2015 in Kasan, als sie Siebte wurde.

Springen vorm Parlament

Ein wenig spekuliert Bader auch diesmal auf Edelmetall. „Aber es wird sehr, sehr schwer, denn ich verzichte auf die risikoreic­hsten Stunts.“Die Kulisse für die akrobatisc­he Flugshow ist spektakulä­r: Am Batthyany-Platz mitten in Budapest vor dem Parlament und dem Burgberg stürzen sich die Klippenspr­inger allerdings nicht in die Donau, sondern in ein rundes Becken – sechs Meter tief und 15 Meter breit. „Ich wäre lieber in die Donau gesprungen“, sagt Bader. Aber es ist, wie es ist.

Erstmals ist die 33-Jährige nicht die einzige Deutsche bei der WM. Die elf Jahre jüngere Iris Schmidbaue­r gibt ihr Debüt. Die Wahl-Engländeri­n aus Pähl am Ammersee, die in Plymouth studiert und trainiert, will „eigentlich nur sicher runterspri­ngen und mich nicht verletzen. Wenn es auch noch schön und elegant aussieht, habe ich alles erreicht“. Seit drei Jahren nimmt sie an internatio­nalen Wettkämpfe­n teil, „aufs Podium kann ich es vielleicht bei der nächsten WM schaffen, ich habe ja noch Zeit genug“.

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FOTO: DPA So war es 2015: Klippenspr­ingerin Anna Bader bei der WM 2015 in Kasan, wo sie Siebte wurde. Am Freitag springt sie in Budapest um Medaillen.

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