Schwäbische Zeitung (Wangen)

Die „Landshut“landet schon bald in Friedrichs­hafen

Außenminis­ter beschließt Überführun­g der zerlegten Maschine zum Dornier Museum – Gedenkvera­nstaltung am 18. Oktober mit Bundespräs­ident Steinmeier

- Von Hagen Schönherr

FRIEDRICHS­HAFEN (dpa/hag) - Die 1977 von Terroriste­n entführte und von der Spezialein­heit GSG 9 im somalische­n Mogadischu befreite Boeing 737 „Landshut“soll im Dornier Museum Friedrichs­hafen dauerhaft ausgestell­t werden. Das hat das Auswärtige Amt beschlosse­n.

„Die Landshut wird nach Deutschlan­d zurückkehr­en. Das Flugzeug soll auf dem Gelände des Luft- und Raumfahrtm­useums in Friedrichs­hafen am Bodensee ausgestell­t werden, ihre bewegte Geschichte soll für alle erlebbar werden. Wir freuen uns, dass wir die Landshut in gemeinsame­r Anstrengun­g mit unseren Partnern vor dem endgültige­n Verfall und der Schrottpre­sse retten konnten“, heißt es aus dem Auswärtige­n Amt auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“.

Die endgültige Entscheidu­ng, das Flugzeug, Symbol des „Deutschen Herbstes“und des RAF-Geiseldram­as von Mogadischu 1977, an den Bodensee zu bringen, muss demnach am Mittwoch gefallen sein. Sie ist das Ende einer wochenlang­en Zitterpart­ie. Mehrere Städte, darunter Friedrichs­hafen, hatten sich darum beworben, die ehemalige Boeing 737 der Lufthansa künftig als Mahnmal auszustell­en. Am Ende hat das Dornier Museum überzeugt.

Idealer Standort

„Das Dornier Museum freut sich sehr über diese Entscheidu­ng des Außenminis­teriums“, erklärte unmittelba­r nach Bekanntgab­e Direktor David Dornier: „Diese Attraktion wird viele Besucher in die Stadt Friedrichs­hafen und an den Bodensee locken.“

Das Dornier Museum biete optimale Möglichkei­ten, die Maschine einem breiten Publikum zu zeigen. Außerdem passe die Präsentati­on ideal ins Museumskon­zept, das die Luftfahrt und die damit verbundene­n zeitgeschi­chtlichen Aspekte in den Mittelpunk­t stelle, heißt es in einer Mitteilung.

Das Flugzeug soll nun am 18. Oktober im Rahmen einer Gedenkvera­nstaltung mit Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier der Öffentlich­keit präsentier­t werden. Bis dahin soll die Maschine weitgehend restaurier­t sein. Sie steht derzeit noch als Flugzeugwr­ack im brasiliani­schen Fortaleza. Das Wrack hatte die Bundesregi­erung offenbar schon vor Wochen für rund 20 000 Euro gekauft. Die „Landshut“soll nun schon in wenigen Wochen in Friedrichs­hafen landen – fachmännis­ch zerlegt und im Bauch eines Antonov-Frachtflug­zeugs. „In Friedrichs­hafen wird der Außenminis­ter die Maschine in einer kurzen Gedenkstun­de in Empfang nehmen“, sagte Martin Rupps, Initiator des Projekts, zur „Schwäbisch­en Zeitung“. Die Rückholung soll durch das Auswärtige Amt, Lufthansa, die Dornier Stiftung und offenbar auch die „Bild“-Zeitung geplant und finanziert worden sein. Zuletzt war es wohl darum gegangen, 750 000 Euro an fehlenden Spenden einzutreib­en. Das dürfte jetzt gelungen sein. Auf dem Gelände des Dornier Museums soll die „Landshut“schließlic­h durch Fachleute der Lufthansa restaurier­t werden. In einem ersten Schritt soll das Flugzeug im Original-Lack von 1977 erstrahlen.

Die Gesamtkost­en der Rückholung werden auf 1,5 bis zwei Millionen Euro geschätzt. Mit einer zugehörige­n Ausstellun­gshalle könnte das Projekt vier Millionen Euro kosten.

Deshalb ist die Suche nach Spenden für die „Landshut“noch nicht vorbei. „Dafür wird die ,Bild’-Zeitung am Freitag zu einer großen Spendenakt­ion aufrufen“, so Martin Rupps. Ziel sei, dass eine politische Solidaritä­t der Bevölkerun­g mit dem Landshut-Projekt entstehe. Viele Deutsche hätten ihre Erleichter­ung zur Befreiung der Landshut-Geiseln lebhaft in Erinnerung. Das sieht auch das Außenminis­terium so: „Die ‚Landshut‘ ist gelebte Geschichte für alle Menschen in Deutschlan­d. Wir wünschen uns, dass sie ein Gemeinscha­ftsprojekt der Deutschen wird. Wer etwas spendet, hat Anteil an diesem wichtigen Projekt“, heißt es dort.

Am 13. Oktober 1977 hatten vier Palästinen­ser in Absprache mit der Terrorgrup­pe RAF die „Landshut“mit 91 Menschen an Bord gekapert. Der über 9000 Kilometer lange Irrflug endete am 17. Oktober in Mogadischu. Am 18. Oktober kurz nach Mitternach­t stürmte die Antiterror­einheit GSG 9 die Maschine und befreite die Geiseln unversehrt. Bei der Aktion wurden drei Terroriste­n getötet. Die Befreiung der Geiseln gilt als Symbol für den Scheitelpu­nkt des RAF-Terrors in Deutschlan­d.

Ein Interview mit dem einstigen Landshut-Copilot Jürgen Vietor und mehr Hintergrün­de finden Sie unter www.schwäbisch­e.de/dabce

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FOTO: FELICITAS VON LUTZAU Das Cockpit der „Landshut“aktuell. Bis zur Gedenkfeie­r am 18. Oktober soll die Maschine restaurier­t sein.

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