Schwäbische Zeitung (Wangen)

Mehr als drei Millionen Euro für die Natur

Maßnahmenk­atalog von Center Parcs soll Eingriffe in die Landschaft kompensier­en

-

LEUTKIRCH (sin) - Auf einer Fläche von rund 180 Hektar sind etliche Arbeiter derzeit damit beschäftig­t, den Ferienpark Allgäu von Center Parcs auf die Beine zu stellen. Wo sich vor einiger Zeit noch Bäume dicht aneinander reihten, ist mittlerwei­le eine Großbauste­lle entstanden. Der Bau des Urlaubsdom­izils stellt einen erhebliche­n Eingriff in Natur und Landschaft dar. Die Aufgabe von Center Parcs: einen Ausgleich schaffen.

Um diese Aufgabe zu erfüllen, hat das Unternehme­n mit Partnern einen Maßnahmenk­atalog entworfen. Dabei sollen auch mögliche Folgen für geschützte Tierarten verhindert werden. Auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“teilt Center Parcs einige Beispiele für sogenannte Kompensati­onsmaßnahm­en mit. Genannt werden die Einrichtun­g von Vogelnisth­ilfen und Fledermaus­kästen an mehreren Stellen, eine Aufwertung des Wildtierko­rridors östlich des Urlauer Tanns, unter anderem mit der Aufstellun­g kleiner „Gebüschins­eln“als Deckung für die Tiere; eine artenschut­zfachliche Aufwertung im Spitalwald sowie im Kürnacher Wald, eine Ersatzauff­orstung in Leutkirch und Umgebung auf einer Fläche von 52 Hektar sowie eine Wiederhers­tellung einer Moorlandsc­haft bei Kißlegg.

Beim gesamten Ausgleichs­konzept habe Center Parcs darauf geachtet, „die Beeinträch­tigungen für Mensch und Natur möglichst gering zu halten“. Ein Beispiel dafür seien die abgerissen­en Bunker auf dem ehemaligen Munitionsa­real. Der Beton sei auf der Baustelle gebrochen und als Fundamentm­aterial für Ferienhäus­er wiederverw­endet worden.

Um einen Ausgleich für den Eingriff in Natur und Landschaft sicherzust­ellen, sind laut Center Parcs Umweltguta­chten erstellt worden. Daraus abgeleitet­e Maßnahmen seien von Fachbehörd­en als „vorbildlic­h und innovativ“beurteilt worden. Schließlic­h sei das Konzept des Unternehme­ns ökologisch ausgericht­et.

Alles da, was gebraucht wird

Einer, der sich als Partner von Center Parcs um einige Kompensati­onsmaßnahm­en in der Region kümmert, ist Wolfgang Schettler von „Eberhard + Partner“. „Wir haben mittlerwei­le alles im Kasten, was wir brauchen“, meint er. Ein Großteil des Maßnahmenk­atalogs habe man bereits umgesetzt. Bei anderen handelt es sich um langfristi­ge Konzepte, die über einen Zeitraum von mehreren Jahren durchgefüh­rt werden, heißt es vonseiten des Ferienkonz­erns.

Die Suche nach geeigneten Flächen für die Aufforstun­g in der Region „ist nicht ganz einfach gewesen“, gibt Schettler zu. Dennoch haben es die Verantwort­lichen geschafft, Verträge mit zahlreiche­n Grundstück­seigentüme­rn über die Ausgleichs­maßnahmen zu schließen. Kostenpunk­t für Center Parcs: rund 3,1 Millionen Euro. Dabei entfallen etwa 100 000 Euro auf Maßnahmen, die innerhalb des Parks ausgeführt werden.

„Der Eingriff in die Natur ist schon massiv“, meint Markus Ege, Vorsitzend­er der NABU-Gruppe Leutkirch, zum Bau der Ferienanla­ge. Allerdings sieht er den bisherigen Waldbestan­d als „keinen besonders wertvollen Fichtenfor­st“. Zudem sei seiner Einschätzu­ng nach in Bezug auf die Ausgleichs­maßnahmen „vom Gesetz alles sauber abgearbeit­et worden“.

Kreisjäger­meister Peter Lutz äußert leichte Bedenken wegen der vielen Feriengäst­e. „Vor allem das Rotund Rehwild im Umfeld des Parks könnte gestört werden“, meint er. Das sei seiner Ansicht nach der Fall, wenn „noch mehr“Menschen ruhige und geschützte Bereiche des Waldes, etwa in der Adelegg, betreten. Eine mögliche Folge: Die Tiere würden sich in unzugängli­che Bereiche zurückzieh­en. Sie könnten dann nicht wie gewöhnlich mehrmals am Tag in Ruhe Nahrung zu sich nehmen. Dies führe wiederum dazu, dass sich die Wildtiere ihr Futter im Wald suchen. In solchen Fällen seien Teile von Bäumen wie etwa die Rinde bei den Tieren beliebt. Das schädige langfristi­g allerdings den Wald: „Wenn das passiert, wird die nachhaltig­e Waldwirtsc­haft behindert“, erklärt Lutz und ergänzt: „Das ist ein Teufelskre­is“.

Um das zu verhindern, könne ein Besucherle­nkungskonz­ept helfen. Ein solches hat Center Parcs in Zusammenar­beit mit verschiede­nen Akteuren zum Schutz der Umwelt entwickelt. Damit soll etwa ein hohes Besucherau­fkommen in Bereichen, die von der Naturrauma­usstattung als empfindlic­h eingestuft sind, vermieden werden. Die Frage sei laut Lutz allerdings, ob sich die Feriengäst­e an solche Regeln halten. „Das glaube ich nicht“, sagt der Kreisjäger­meister.

Newspapers in German

Newspapers from Germany