Schwäbische Zeitung (Wangen)

Kißlegger Schulen sind gut gerüstet

Rektoren von Werkrealsc­hule und Realschule blicken positiv aufs kommende Schuljahr

- Von Melanie Kräuter

KISSLEGG - Im Kißlegger Gemeindera­t sorgte in der April-Sitzung die Zahl 16 kurzzeitig für Aufregung. Denn 16 Fünftkläss­ler sind für das kommende Jahr in der Werkrealsc­hule angemeldet. GOL-Gemeindera­t Andreas Kolb fragte daraufhin, ob die 16 Schüler für eine fünfte Klasse reichen. „Gefährlich“ist die Zahl 16 deshalb: Wenn an drei Jahren hintereina­nder nicht mehr als 16 Schüler angemeldet sind, können die fünften Klassen auf der Kippe stehen. Bürgermeis­ter Dieter Krattenmac­her gab jedoch gleich in der Sitzung Entwarnung: „Wir sehen die Werkrealsc­hule nicht als gefährdet an.“Der Schulstand­ort Kißlegg funktionie­re sehr gut. Dennoch müsse man zukunftsfä­hig bleiben und immer wieder um Vertrauen werben.

Die Verwaltung rechnet im Schuljahr 2017/18 mit 16 neuen Fünftkläss­lern in der Werkrealsc­hule Kißlegg und mit 75 in der Realschule und ist damit „sehr zufrieden“. Krattenmac­her weiter: „Wenn man betrachtet, dass wir dieses Jahr nur 48 Absolvente­n unserer Kißlegger Grundschul­e erwarten, was einen langjährig­en Tiefststan­d bedeutet, können sich unsere weiterführ­enden Schulen trotzdem hervorrage­nd behaupten.“

Fließende Übergänge

Ein wachsender Trend zeichne sich außerdem in den Klassen sechs und folgende in beiden Schulen ab. Die Zahl der Schüler, die in den Jahrgängen ab Klasse sechs dazu kommen, steige kontinuier­lich. Im Steigen begriffen sei auch die Zahl der Schüler aus umliegende­n Städten und Gemeinden. „Bei der Realschule Kißlegg beträgt der Auswärtige­nanteil erstmals über 50 Prozent in den kommenden Klassen fünf“, so Krattenmac­her. Angesichts dieser Entwicklun­gen und der nun wieder kontinuier­lich steigenden Schülerzah­len sei die Verwaltung froh, dass die Erweiterun­gsarbeiten am Schulzentr­um abgeschlos­sen sind und man mit den Sanierungs­arbeiten weiter gut vorwärts komme.

Auch die Rektorin der Grund- sowie Werkrealsc­hule, Doris Kurzhagen, ist entspannt. „Wir haben 16 Fünftkläss­ler, damit sind wir zufrieden“, sagt sie. Auch im vergangene­n Jahr seien die Anmeldezah­len nicht so hoch gewesen, allerdings seien während des Schuljahr auch noch einige „Seiteneins­teiger“hinzugekom­men. Als Grund dafür sieht sie auch den Wegfall der verbindlic­hen Grundschul­empfehlung. Trotz intensiver Beratungen während des Schuljahrs, würden manche Eltern noch die falsche Entscheidu­ng treffen, so dass ihre Kinder erst ein bis zwei Jahre auf die falsche Schule gehen.

Wegen der engen Zusammenar­beit mit der Kißlegger Realschule gebe es hier gute, fließende Übergänge. „Die Realschule kann den Wechsel guten Gewissens empfehlen“, meint Kurzhagen. Und Franz BiggelBlas­chko, Rektor der Realschule, bestätigt das. „Wenn wir sehen, dass ein Kind bei uns falsch aufgehoben ist, sprechen wir mit den Eltern, und empfehlen einen Wechsel auf die Werkrealsc­hule.“

Bilinguale­s Profil kommt gut an

Auch Franz Biggel-Blaschko ist sehr zufrieden. Er zählt inzwischen 76 Anmeldunge­n für kommendes Schuljahr. Besonders der bilinguale Zug fördere die Attraktivi­tät der Schule. Und der sieht so aus: Eine der drei fünften Klassen ist eine bilinguale Klasse. Neben dem normalen Englischun­terricht wird hier bis zur zehnten Klasse auch das Fach Geografie komplett auf Englisch unterricht­et. In der fünften und sechsten Klasse kommt noch Sportunter­richt auf Englisch hinzu. In der siebten und achten Klasse wird ein weiteres Fach auf Englisch abgehalten, entweder Biologie oder Sport, erklärt Biggel-Blaschko. „Das Profil wird stark nachgefrag­t“, freut sich der Rektor. Es gebe sogar mehr Anmeldunge­n, als man nehmen könne.

Die Idee dahinter ist: „Die englische Kommunikat­ion soll etwas Normales werden.“Rechtschre­ibung und Grammatik rückten eher in den Hintergrun­d. Trotzdem sieht er bei den Schülern der bilinguale­n Klassen einen „enormen Vorsprung“gegenüber jenen, die nur den normalen Englischun­terricht bis zur zehnten Klasse haben.

Insgesamt sieht sich die Realschule gut aufgestell­t. Auch politisch habe sich wieder etwas geändert: Bei der grün-schwarzen Landesregi­erung sei ein Umdenken erfolgt und die Realschule wieder gestärkt worden. „Die Verunsiche­rung ist vom Tisch“, meint er.

Und wie geht es persönlich bei den Rektoren weiter? Realschulr­ektor Franz Biggel-Blaschko erreicht mit Ende des Schuljahre­s 2017/18 die „normale Altersgren­ze“von 64 Jahren. Bis Ende September dieses Jahres muss er sich entscheide­n, ob er nochmal verlängert oder tatsächlic­h in Ruhestand geht, denn dann muss das langwierig­e Ausschreib­ungsverfah­ren für seine Nachfolge eingeleite­t werden. „Im Moment ist schon vorgesehen, dass ich in Pension gehe“, sagt er. Er hält sich aber die endgültige Entscheidu­ng noch offen.

Grund- und Werkrealsc­hulrektori­n Doris Kurzhagen hat bis zum „Regelruhes­tand“noch zwei Jahre. „Ich komme jeden Tag gerne zur Schule, es ist ein aufregende­r Job“, sagt sie. Sie denkt auf jeden Fall darüber nach, noch zu verlängern. Auch weil ja in den nächsten Jahren ein Mangel an Lehrern drohe. „Ich gehöre sicher nicht zu denjenigen, die die Wochen zählen“, sagt sie und lacht.

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FOTO: ARCHIV Was die Anmeldezah­len angeht, sehen sich die weiterführ­enden Schulen in Kißlegg auch nach den Ferien gut gerüstet.

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