Schwäbische Zeitung (Wangen)

Die Betrüger sind gefordert

- Von Benjamin Wagener b.wagener@schwaebisc­he.de

In Deutschlan­d hängen 1,8 Millionen Arbeitsplä­tze direkt oder indirekt von der Autoindust­rie ab. Die Branche erwirtscha­ftete im vergangene­n Jahr einen Umsatz von 400 Milliarden Euro, damit ist jeder vierte Euro des produziere­nden Gewerbes mit einem automobile­n Produkt umgesetzt worden. Zu einem großen Teil beruht Deutschlan­ds Wohlstand auf VW, BMW und Daimler sowie den Tausenden von Zulieferer­n. Ganz klar: Die Bundesrepu­blik braucht eine starke Automobili­ndustrie.

Aber sie braucht eine Automobili­ndustrie, die im Wettbewerb um die technisch beste Lösung ringt, die ihre Produkte ständig verbessert – zum Wohle des Kunden, zur Sicherung der Arbeitsplä­tze und auch zur Mehrung des eigenen Gewinns. Deutschlan­d braucht aber keine Autoindust­rie, die sich bräsig auf ihrer Bedeutung ausruht, sich über von der Politik gesetzte Leitplanke­n hinwegsetz­t und ihre Macht und ihre finanziell­en Möglichkei­ten ausnutzt, um Regeln und Gesetze, die zum Wohl der Allgemeinh­eit erlassen wurden, zu ihren Gunsten auszuhöhle­n. Doch genau das haben die Verantwort­lichen in den Konzernen getan: Sie haben nicht nach einer Lösung für ein zugegeben anspruchsv­olles Problem gesucht, sondern gelogen und betrogen.

Vor dem Diesel-Gipfel sind nun allein diese Lügner und Betrüger gefordert: Die Autoindust­rie und niemand anders steht in der Verantwort­ung und muss Lösungen anbieten. Lösungen, die aus manipulier­ten Autos Fahrzeuge machen, die Recht und Gesetz entspreche­n – und die Kosten müssen bis auf den letzten Cent die Konzerne übernehmen. Kein Euro darf Kunden oder Steuerzahl­ern aufgebürde­t werden. Das wird teuer, doch weder Autobesitz­er noch Steuerzahl­er haben aus Profitsuch­t manipulier­te Fahrzeuge gebaut. Und sollte es keine technische Lösung geben, müssen die Hersteller die fehlerhaft­en Autos eben zurückkauf­en.

Verweigern die Konzerne eine solche Lösung, wäre nicht nur der Imageschad­en für sie selbst unermessli­ch. Die Unternehme­n gefährden ihre Position als Leitindust­rie der Bundesrepu­blik – und damit den Wohlstand Deutschlan­ds.

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