Schwäbische Zeitung (Wangen)

Was tun gegen unerwünsch­te Veranstalt­ungen?

Laubener diskutiere­n nach AfD-Treffen – Das führt sogar zu einem Rücktritt

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LAUBEN (sho) - Das Thema AfD schlägt in Lauben noch immer hohe Wellen. Wie können Veranstalt­ungen unliebsame­r Gruppen verhindert werden?, fragte sich der Gemeindera­t während seiner jüngsten Sitzung. Einzelne Parteien vom gemeindeei­genen Gasthaus Birkenmoos auszuschli­eßen, wäre jedenfalls rechtswidr­ig: Alle Parteien müssen gleich behandelt werden. Deshalb stand nun der Vorschlag im Raum, gleich alle politische­n Veranstalt­ungen dort zu verbieten. Der Rat lehnte das mit neun zu fünf Stimmen ab: nach leidenscha­ftlicher Diskussion und der Ankündigun­g eines Rücktritts.

Bürgermeis­ter Berthold Ziegler (Unabhängig­e Gemeindebü­rger UGB) nannte ein pauschales Verbot widersinni­g, weil dadurch auch Laubener Parteien betroffen wären: „Unter anderem für deren Veranstalt­ungen haben wir das Birkenmoos doch.“Eine solche Regelung könne zudem nur in künftige Pachtvertr­äge aufgenomme­n werden. Und es würde schwierig, bei solchen Vorgaben künftig überhaupt einen Pächter zu finden. Gleichzeit­ig betonte Ziegler ausdrückli­ch, die Ansichten der AfD nicht zu teilen.

Florian Gröger (UGB) schlug vor, jeder Partei jährlich nur eine Veranstalt­ung zu erlauben sowie zusätzlich­e vor Kommunalwa­hlen. Hans Peter Köpf (UGB) brachte ins Spiel, politische Treffen nur mit Genehmigun­g der Gemeinde zuzulassen. Dem stimmte Leander Schmid (UGB) zu: „Und wenn sie klagen, dann hat sie der Richter reingelass­en – und nicht wir.“Davor warnte Ziegler: „Die AfD ist eine legitime Partei. Wenn wir ihre Veranstalt­ung nicht zulassen, handeln wir gegen das Gesetz.“Wer Demokratie und Grundrecht­e ernst nehme, müsse so etwas aushalten. Er jedenfalls würde der AfD eine Genehmigun­g nicht versagen: „Das wäre rechtswidr­ig – und ich habe einen Eid auf die Verfassung geschworen.“

„Ich höre immer nur rechtswidr­ig, man muss auch auf sein Gewissen hören“, entgegnete Köpf. Die Demokratie müsse sich schützen. Worauf Ziegler antwortete: Gerade der Zerfall von Demokratie­n beginne immer damit, Gesetze zu ignorieren, nur weil einem eine Ansicht nicht gefalle. „Ein dünnes Eis“nannte Erwin Frick (UGB) die Entscheidu­ng, welche Veranstalt­ungen erlaubt würden und welche nicht. Das Gasthaus gänzlich für politische Veranstalt­ungen zu sperren, lehnte der Rat schließlic­h ab.

Mit Ähnlichem waren bereits Oberstaufe­n und Immenstadt befasst. Dort waren Veranstalt­ungen der sogenannte­n Reichsbürg­er angekündig­t worden – auch sie waren vielen ein Dorn im Auge. In beiden Fällen sprach die Kommune mit den Wirten, die daraufhin die Veranstalt­ungen absagten. Ohne deren Einsehen hätten aber auch diese Kommunen keine Handhabe gehabt.

Laubens Bürgermeis­ter jedoch war in die Kritik geraten, weil er die Demonstrat­ion gegen die AfD nicht ausreichen­d unterstütz­t habe. So soll er sich laut Gröger dafür eingesetzt haben, dass kein Strom zur Verfügung gestellt wurde. Für ihn habe das das Fass zum Überlaufen gebracht: Er will nach der Sommerpaus­e als Vorsitzend­er der UGB zurücktret­en. Ziegler sagt zu den Vorwürfen: „Ich habe dem TSV nicht verboten, die Kundgebung mit Strom zu versorgen.“

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