Keinen Waffenladen neben der Psychiatrie
Ravensburger Verwaltung hält Standort in Weißenau für ungeeignet und erhebt Einwand
RAVENSBURG - Die Stadt Ravensburg hat Einwand gegen den geplanten Western- und Waffenladen in Weißenau erhoben. Denn der Shop soll in unmittelbarer Nachbarschaft des Zentrums für Psychiatrie (ZfP) Südwürttemberg und der Grundschule Weißenau entstehen. Die Stadt hält den Standort nicht für geeignet. Nun muss das Regierungspräsidium Tübingen über den Bauantrag entscheiden.
Wie berichtet, wollte Gabriele Jöst mit ihrem Laden „Western, Guns and More“noch im Frühjahr von der Höll nach Weißenau umziehen. Ihr Vermieter in der Höll hatte der 54Jährigen wegen Eigenbedarfs gekündigt. In Weißenau hatte Jöst am Torplatz, neben dem Dönerladen, neue Räumlichkeiten für ihren Westernund Waffenshop gefunden. Doch aus dem Umzug wurde noch nichts. Und ob er überhaupt genehmigt wird, ist fraglich.
Gewaltanreiz befürchtet
Der Grund für die Verzögerung: Gegen das Baugesuch gab es verschiedene „Einwendungen“, wie es im Fachjargon heißt. Mit anderen Worten: Die Anlieger gingen auf die Barrikaden – darunter auch die Stadt Ravensburg, die wegen des Heimatmuseums als Grundstücksnachbar gilt. Schon nachdem im April die Nachricht die Runde gemacht hatte, dass am Weißenauer Torplatz ein Waffenladen einziehen soll, war die Empörung groß. Vor allem ZfP-Mitarbeiter äußerten Bedenken, dass das Geschäft einen Anreiz zur Gewalt schaffen könnte.
Damals hatte sich die Stadt Ravensburg zur Realisierung des Waffenladens so geäußert: „Wegen der allgemeinen Gewerbefreiheit wird der Betrieb erlaubt werden, sofern alle Ordnungsvorschriften eingehalten sind. Polizei und Stadtverwaltung würden es aber begrüßen, wenn die Geschäftsinhaberin – wegen der besonderen örtlichen Lage des Betriebs – von sich aus auf den Verkauf von erlaubnisfreiem Zusatzsortiment (also Pfeffersprays, Schreckschusswaffen oder Messer) verzichten würde.“Mittlerweile hat sich die Stadt umentschieden und möchte den Laden an dieser Stelle gar nicht haben. So teilt Pressesprecher Alfred Oswald mit: „Nach vielen Gesprächen ist die Stadt zur Überzeugung gelangt, dass der Standort für die gewünschte Nutzung nicht geeignet ist. Insofern hat die Stadt ihre erste Einschätzung korrigiert.“
Der Bauantrag liegt nun beim Regierungspräsidium (RP) Tübingen. Das Bauordnungsamt der Stadt kann über den Antrag wegen Befangenheit nicht mehr entscheiden. „Das wäre eine Interessenkollision“, erklärt Oswald. Beim RP wird nun unter anderem geprüft, ob einer Nutzungsänderung stattgegeben werden kann. Zur Erklärung: Früher befand sich ein Friseur – also ein Dienstleister – in den Räumlichkeiten am Torplatz, der Western- und Waffenshop läuft aber als Einzelhandel. Das RP hat inzwischen weitere ergänzende Planunterlagen angefordert.
Lizenz an Räume gebunden
Das Verfahren dauert Gabriele Jöst zu lange. Da gehe etwas nicht mit rechten Dingen zu, argwöhnt sie. Im August, spätestens September, muss sie aus dem Gebäude in der Höll raus. „Dann stehe ich mit meinen Waffen auf der Straße“, sagt sie. Ein Zwischenlager habe sie nicht und wenn, dann müsse es vom Ordnungsamt abgesegnet werden. Verkaufen könne sie ihre Waffen in der Zwischenzeit auch nicht. Die Lizenz erlischt mit dem Auszug. Jöst erläutert: „Die Lizenz ist immer an die Räume gebunden.“Für ihre Schusswaffen, die sie nur gegen Vorlage einer gültigen Waffenbesitzkarte oder eines Jagdscheins herausgibt, seien besondere Sicherheitsauflagen notwendig. Und die seien nicht von heute auf morgen umsetzbar. „Die Zeit
drängt“, so Jöst.
Gegen einen alternativen Standort zu dem in Weißenau hat die Ladenbesitzerin eigenen Angaben zufolge nichts. „Aber die Stadt Ravensburg konnte mir nichts Vergleichbares bieten“, so die 54-Jährige. Nun hat Jöst Angst um ihre Existenz. Sie sei bereits auf dem Arbeitsamt gewesen, um Hartz IV anzumelden, erzählt sie. „Es kann doch nicht das Ziel gewesen sein, mich kaputt zu machen?“, fragt sie resigniert.
„Dann stehe ich mit meinen Waffen auf der Straße.“ Gabriele Jöst von „Western, Guns and More“über ihre Zukunftsängste