Kaum ein Gastwirt vermietet noch an AfD
Von traditionellen Gasthäusern wäre nur der Ravensburger „Bärengarten“gesprächsbereit
WEINGARTEN - Eine Veranstaltung der AfD im Gasthof „Rössle“in Weingarten hat unlängst für jede Menge Aufregung gesorgt. Rund um die Versammlung hatte es eine Gegendemonstration gegeben, die Polizei war durchgehend anwesend, und das „Rössle“war in der Nacht mit Anti-AfD-Parolen beschmiert worden. Daraufhin entschied sich „Rössle“-Wirt Gerhard Flaitz dafür, der Partei künftig keine Räumlichkeiten mehr zu vermieten. Auch der Ravensburger Gasthof „Zur Kiesgrube“, wo es schon einige AfD-Veranstaltungen gegeben hatte, zog mit der gleichen Entscheidung nach. Doch damit sind die Wirte nicht allein. Beinahe alle gängigen Lokale und Kneipen in Ravensburg und Weingarten wollen keine AfD-Versammlungen beherbergen – mit einer Ausnahme.
Denn die Betreiber des Ravensburger „Bärengartens“erklärten auf Nachfrage, dass nichts gegen eine Vermietung an die AfD spreche, solange sie eine demokratische Partei sei. Doch damit hat der „Bärengarten“ein Alleinstellungsmerkmal. Bis auf den „Schinderhannes“in Weingarten, deren Betreiber sich nach eigener Aussage nicht politisch engagieren und derzeit nicht sagen können, ob man eine Versammlung der AfD zulassen würde oder nicht, erklärten alle anderen Gasthäuser auf SZ-Nachfrage, dass sie nicht an die AfD vermieten wollen. Die Gründe unterschieden sich dabei von Haus zu Haus. Während einige Wirte die Partei wegen ihrer politischen Ausrichtung ablehnen, scheuen manche Aufregung wie die, die es bereits im Umfeld des „Rössles“gab.
Das „Weinhaus Betz“in Weingarten etwa wäre nicht dazu bereit, die AfD zu bewirten. Sie möchten sich auf keine Seite stellen, wollen neutral bleiben. Abgesehen davon gebe es sowieso keinen Raum für größere Versammlungen, heißt es. Auch die Blues-Rock-Kneipe „Linde“in Weingarten würde Versammlungen der Partei ebenfalls ablehnen. Allerdings wollen die Betreiber keine Gründe angeben. Nicht willkommen wäre die AfD auch im Gasthof „Alt. Ochsen“in Weingarten. Die politischen Ansichten entsprechen nicht der Kultur, die im Gasthaus gelebt werde, so die Wirte.
Kein Verständnis für die AfD
In der „Kuppelnauwirtschaft“in Ravensburg stößt die AfD ebenfalls auf wenig Zustimmung. Inhaberin Otti Reck-Strehle gehört den Grünen an und sitzt im Ravensburger Stadtrat. Allein aus diesem Grund bezweifelt sie, dass die AfD zu ihnen kommen würde. Sie sei tolerant, doch für diese Partei fehle ihr das Verständnis, so Reck-Strehle. Der „Weissenauer Hof“in Ravensburg gibt Platzmangel als Grund an, der AfD keinen Raum zur Verfügung zu stellen.
Und auch der „Lumperhof “in Ravensburg würde das nur ungern tun. Obwohl man eher neutral sei, widerspreche es der politischen Einstellung, der AfD eine Plattform zu bieten. Und auch in der Ravensburger Gaststätte „Humpis“wäre die AfD fehl am Platz. Die Belegschaft vertrete nicht dieselbe politische Meinung wie die Partei. Daher komme eine Vermietung nicht infrage. Das gilt auch für die „Räuberhöhle“in Ravensburg. Die Partei sei zu extrem, zu rechts und passe einfach nicht zur „Räuberhöhle“, heißt es auf Nachfrage. Auf eben diese nicht äußern wollte sich das Wirtshaus „Mohren“in Ravensburg.
Situation hat sich verschärft
Für den Kreisverband der AfD selbst ist das ganze Thema höchst ärgerlich. Seit den Vorfällen in Weingarten „hat sich das noch einmal verschärft“, sagt Bundestagskandidat Helmut Dietz. „Jetzt kriegen wir keine Kneipen mehr.“Dennoch wolle man sich nicht unterkriegen lassen und werde künftig außerhalb Ravensburgs und Weingarten nach Gaststätten suchen oder öffentliche Räumlichkeiten bei den Städten, wie den „Schwörsaal“oder das „Kulturund Kongresszentrum“anfragen. Sollte sich ein Gasthof bereit erklären, die AfD zu bewirten, werde man das nicht mehr öffentlich bewerben. Schließlich sorge das für zu viel Aufsehen rund um das jeweilige Lokal. „Das kann man den Wirten nicht zumuten. Ich würde das auch nicht machen“, sagt Dietz.