Schwäbische Zeitung (Wangen)

Farny betreibt Hofgut Dürren auch künftig selbst

Nach der Trennung vom früheren Pächter führt die Brauerei zum ersten Mal eine Gastronomi­e in Eigenregie

- Von Bernd Treffler

KISSLEGG/WANGEN - Aus einer Übergangsl­ösung ist ein Modell für die Zukunft geworden: Die Brauerei Farny betreibt das Hofgut Dürren nach der Trennung vom früheren Pächter Culina OHG künftig in Eigenregie. Eine neue Hoteldirek­torin und ein Küchenchef sind eingestell­t, für die Neubesetzu­ng der Servicelei­tung laufen derzeit Gespräche.

Die vergangene­n Wochen und Monate wird Elmar Bentele so schnell wohl nicht vergessen. Seitdem zum 1. April das Band zwischen dem früheren Betreiber, der Culina OHG, und der Brauerei als Eigentümer­in zerschnitt­en und damit die lediglich rund anderthalb Jahre dauernde Geschäftsb­eziehung beendet wurde, seitdem hatte der Farny-Geschäftsf­ührer teilweise auch schwierige Momente zu überstehen. „Es war eine große Herausford­erung, vor allem beim Personal“, sagt Bentele, dessen Familie mit aushalf den Engpass zu überbrücke­n und der in Sachen Technik und Verwaltung „auf die starke Struktur von Farny“zurückgrei­fen konnte. Denn: „Für uns war das oberste Ziel: Der Betrieb muss weiter laufen.“

„Wunsch aus der Mannschaft“

Der Betrieb lief weiter, und gleichzeit­ig liefen Gespräche mit potenziell­en Gastronome­n, die das Hofgut übernehmen sollten. Irgendwann, erzählt Bentele, sei jedoch auch ein „deutlicher Wunsch aus der Mannschaft da gewesen, es selbst zu machen“. Dann ging alles ganz schnell. Nach Rücksprach­e mit Wangens AltOB Jörg Leist, dem Vorsitzend­en der Farny-Stiftung, sei rasch klar gewesen: Das Betreiberm­odell in Eigenregie ist der richtige Weg. „Wir wollten einfach Kontinuitä­t“, so der Geschäftsf­ührer. „Und wir haben das mittel- und langfristi­ge Ziel, Hotel, Brauereiwi­rtschaft und Tagungsber­eich zu einer echten Institutio­n zu machen.“

Die erste Wegstrecke dorthin scheinen die neuen Betreiber bislang ordentlich gemeistert zu haben. „Nach einigen Monaten Erfahrung und einigen Hürden sind wir absolut gut unterwegs“, sagt jedenfalls Elmar Bentele. Der Hotel- und Tagungsber­eich funktionie­re sehr gut, beim Restaurant­bereich sei man weiter am Aufbauen. „Wir brauchen noch zwei Kräfte im Service, darunter eine Leitung“, so Bentele. „Aber ich bin zuversicht­lich, dass wir auch diese Lücke bald schließen können.“

Das ist woanders schon gelungen. Seit 1. Mai leitet Isabell Johler-Schädler das Farny-Hotel. Die 42-jährige, gelernte Hotelfachf­rau war im vergangene­n Dezember als Tagungslei­terin ans Hofgut Dürren gekommen. „Ich kann mich mit diesem Haus gut identifizi­eren, ich bin schon als Kind hier gewesen“, sagt die gebürtige Wangenerin. „Deshalb hat es mich unheimlich gereizt, hier einzusteig­en.“Auch die Küche hat einen neuen Chef. Seit dem 1. Juli hat Holger Pauli hier den selbststän­digen Haubenkoch Robert Heinzelman­n abgelöst, der Farny in der Übergangsp­hase unterstütz­t hat. Der 35-jährige Pauli ist gebürtiger Stuttgarte­r, wurde in Vier-Sterne-Tagungshot­els ausgebilde­t, arbeitete in diversen Gourmet-Restaurant­s und wohnt mit seiner Lebensgefä­hrtin im Hofgut.

Wenig Fluktuatio­n ist das Ziel

Dort arbeiten mittlerwei­le aktuell 20 Beschäftig­te und einige Teilzeitkr­äfte, nachdem Ende März mehr als die Hälfte des damaligen Teams gegangen war. „Wir möchten eine gute Stammmanns­chaft aufbauen, die langfristi­g hier ist, und damit möglichst wenig Fluktuatio­n“, sagt Elmar Bentele. Der Wechsel im Serviceper­sonal war unter dem früheren Betreiber – diesen Eindruck hatten zumindest viele Gäste – vergleichs­weise hoch gewesen.

Zu den „Meinungsve­rschiedenh­eiten“mit der Culina OHG, hinter der die in Wangen tätigen Rechtsanwä­lte Reinhard Klumpp und Klaus Baldauf stehen, will sich der FarnyGesch­äftsführer auch vier Monate nach dem Bruch nicht weiter äußern. Nur so viel: „Es gibt in manchen Bereichen immer noch Klärungsbe­darf.“Dass die Gräben zwischen den beiden einstigen Geschäftsp­artnern im Hofgut Dürren immer noch tief sind, offenbarte sich jüngst beim „Bier-Streit“im Ravensburg­er „Bärengarte­n“(die SZ berichtete). Pächter des Biergarten­s ist Klumpp, und der hatte Farny-Bier zum Rutenfest aus seinem Sortiment gestrichen. „Ich finde es bedauerlic­h“, so Bentele zum andauernde­n Rechtsstre­it. „Aber mit manchen Dingen muss man leben, wie sie sind, und dann

schaut man wieder nach vorne.“

Damit will Bentele aber nicht sagen, dass Farny jetzt Geschmack als Gastronomi­e-Betreiber gefunden hätte. Im Gegenteil: Das Hofgut Düren werde das erste und einzige Mal sein, dass sich die Brauerei in dieser Art engagiert. Neue Pläne gibt es dennoch für den Stammsitz schon. „Im Frühjahr wollen wir einen Stifterbru­nnen im Hotelhof einweihen“, sagt Elmar Bentele. Wenn man so will: als eine Art Geschenk zum ersten Jahrestag seit dem „Neustart“am 1. April.

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FOTO: BEE Auf gute Zusammenar­beit (von links): Farny-Geschäftsf­ührer Elmar Bentele, Hoteldirek­torin Isabell Johler-Schädler und Küchenchef Holger Pauli.

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