Lucha kritisiert Konkurrenz kommunaler Krankenhäuser
Minister kündigt Gespräche an – Neue Station und sanierte Geburtshilfe in Wangen eröffnet
WANGEN - Mehr ●als sieben Millionen Euro hat die Oberschwabenklinik (OSK) zuletzt in ihren Wangener Standort investiert: Eine neue Station mit 29 Betten entstand im vierten Obergeschoss. Außerdem gestaltete sie die Geburtshilfe neu. Dort entstand auch ein zusätzlicher OPRaum für Notfälle. Beim Festakt zur Eröffnung am Freitag rückte Sozialminister Manfred Lucha (Grüne) aber auch ein Problem in den Blick: die Konkurrenzsituation zwischen den beiden kommunalen Klinikverbünden der Landkreise Ravensburg und Bodensee. Lucha will deswegen die Verantwortlichen nach der Bundestagswahl an einen Tisch holen.
Doppelstrukturen in Weingarten und Ravensburg
Insbesondere in den Städten Ravensburg und Weingarten gibt es Doppelstrukturen, zwischen der OSK am Elisabethen-Krankenhaus einerseits und dem Klinikum Friedrichshafen am 14 Nothelfer andererseits. Lucha gab dazu ein klares Bekenntnis ab: „Es darf keine Kannibalisierung von Disziplinen geben“, erklärte er – besonders nicht, wenn die entsprechenden Kliniken von der öffentlichen Hand getragen werden. Bei den von Lucha angekündigten Gesprächen zu dem Problem will er im Herbst Verantwortliche von Kreisen, Städten und Kliniken an einen Tisch holen.
Die Konkurrenz kommunaler Häuser kritisierte er mit Blick auf die Aufgaben (öffentlich) getragener Kliniken: „Sie dürfen keine geborenen Verlustbringer sein und müssen schwarze Zahlen schreiben – zumindest perspektivisch.“Grundsatz entsprechender Planungen soll für Lucha die Nachfrage sein: „Wir müssen ganz genau hinschauen, welches Angebot die Menschen erreicht.“Ein Lob zollte der Minister dabei der Oberschwabenklinik: „Ihr habt Eure Hausaufgaben gemacht.“
Das dies nicht immer so war, verschwieg der frühere Ravensburger Kreisrat nicht. Das ursprüngliche Festhalten des Kreises an den Standorten Leutkirch und Isny habe sich später als falsch herausgestellt. „Da müssen wir uns ehrlich machen: Da haben wir – in bester Absicht – Geld versenkt.“
Als „absolut richtige Entscheidung“habe sich hingegen die vor einigen Jahren dann doch erfolgte Schließung der Häuser in Leutkirch und Isny erwiesen. Seither fungiert der Standort in Wangen mehr denn je als Klinikum für das Westallgäu.
Dies verdeutlichten auch mehrere weitere Redner. Wie Landrat Harald Sievers, der sich deutlich zu den bestehenden OSK-Strukturen bekannte: „Wir sind neben dem Krankenhaus Friedrichshafen die letzten kommunalen Krankenhausträger in Südwürttemberg. Wir wollen das in kommunaler Trägerschaft behalten.“Dazu passen aus seiner Sicht auch drei Adjektive, die sich die OSK zur Selbstbeschreibung gegeben hat: „Persönlich. Innovativ. Kommunal.“
Schwierige Bauarbeiten „am offenen Herzen“
Sievers und Lucha erwähnten in ihren Reden auch die schwierigen Bauarbeiten „am offenen Herzen“(Lucha) während des zurückliegenden Jahres. Vor allem die Mitarbeiter hätten einiges in Kauf nehmen müssen. Letztlich sei der Weg aber richtig gewesen. Denn, so der Landrat: „Die Bürger erwarten eine zeitgemäße, innovative und moderne Medizin.“
Mit diesen (neuen oder modernisierten) Angeboten wolle man nicht nur die Menschen in Wangen, sondern im gesamten Westallgäu erreichen, unterstrich OSK-Geschäftsführer Sebastian Wolf. Und wie beim Festakt ebenfalls deutlich wurde: neben dem Gebiet in Württemberg auch in Bayerische hinein.