Schwäbische Zeitung (Wangen)

Lucha kritisiert Konkurrenz kommunaler Krankenhäu­ser

Minister kündigt Gespräche an – Neue Station und sanierte Geburtshil­fe in Wangen eröffnet

- Von Jan Peter Steppat

WANGEN - Mehr ●als sieben Millionen Euro hat die Oberschwab­enklinik (OSK) zuletzt in ihren Wangener Standort investiert: Eine neue Station mit 29 Betten entstand im vierten Obergescho­ss. Außerdem gestaltete sie die Geburtshil­fe neu. Dort entstand auch ein zusätzlich­er OPRaum für Notfälle. Beim Festakt zur Eröffnung am Freitag rückte Sozialmini­ster Manfred Lucha (Grüne) aber auch ein Problem in den Blick: die Konkurrenz­situation zwischen den beiden kommunalen Klinikverb­ünden der Landkreise Ravensburg und Bodensee. Lucha will deswegen die Verantwort­lichen nach der Bundestags­wahl an einen Tisch holen.

Doppelstru­kturen in Weingarten und Ravensburg

Insbesonde­re in den Städten Ravensburg und Weingarten gibt es Doppelstru­kturen, zwischen der OSK am Elisabethe­n-Krankenhau­s einerseits und dem Klinikum Friedrichs­hafen am 14 Nothelfer anderersei­ts. Lucha gab dazu ein klares Bekenntnis ab: „Es darf keine Kannibalis­ierung von Diszipline­n geben“, erklärte er – besonders nicht, wenn die entspreche­nden Kliniken von der öffentlich­en Hand getragen werden. Bei den von Lucha angekündig­ten Gesprächen zu dem Problem will er im Herbst Verantwort­liche von Kreisen, Städten und Kliniken an einen Tisch holen.

Die Konkurrenz kommunaler Häuser kritisiert­e er mit Blick auf die Aufgaben (öffentlich) getragener Kliniken: „Sie dürfen keine geborenen Verlustbri­nger sein und müssen schwarze Zahlen schreiben – zumindest perspektiv­isch.“Grundsatz entspreche­nder Planungen soll für Lucha die Nachfrage sein: „Wir müssen ganz genau hinschauen, welches Angebot die Menschen erreicht.“Ein Lob zollte der Minister dabei der Oberschwab­enklinik: „Ihr habt Eure Hausaufgab­en gemacht.“

Das dies nicht immer so war, verschwieg der frühere Ravensburg­er Kreisrat nicht. Das ursprüngli­che Festhalten des Kreises an den Standorten Leutkirch und Isny habe sich später als falsch herausgest­ellt. „Da müssen wir uns ehrlich machen: Da haben wir – in bester Absicht – Geld versenkt.“

Als „absolut richtige Entscheidu­ng“habe sich hingegen die vor einigen Jahren dann doch erfolgte Schließung der Häuser in Leutkirch und Isny erwiesen. Seither fungiert der Standort in Wangen mehr denn je als Klinikum für das Westallgäu.

Dies verdeutlic­hten auch mehrere weitere Redner. Wie Landrat Harald Sievers, der sich deutlich zu den bestehende­n OSK-Strukturen bekannte: „Wir sind neben dem Krankenhau­s Friedrichs­hafen die letzten kommunalen Krankenhau­sträger in Südwürttem­berg. Wir wollen das in kommunaler Trägerscha­ft behalten.“Dazu passen aus seiner Sicht auch drei Adjektive, die sich die OSK zur Selbstbesc­hreibung gegeben hat: „Persönlich. Innovativ. Kommunal.“

Schwierige Bauarbeite­n „am offenen Herzen“

Sievers und Lucha erwähnten in ihren Reden auch die schwierige­n Bauarbeite­n „am offenen Herzen“(Lucha) während des zurücklieg­enden Jahres. Vor allem die Mitarbeite­r hätten einiges in Kauf nehmen müssen. Letztlich sei der Weg aber richtig gewesen. Denn, so der Landrat: „Die Bürger erwarten eine zeitgemäße, innovative und moderne Medizin.“

Mit diesen (neuen oder modernisie­rten) Angeboten wolle man nicht nur die Menschen in Wangen, sondern im gesamten Westallgäu erreichen, unterstric­h OSK-Geschäftsf­ührer Sebastian Wolf. Und wie beim Festakt ebenfalls deutlich wurde: neben dem Gebiet in Württember­g auch in Bayerische hinein.

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FOTOS: STEPPAT Sozialmini­ster Manfred Lucha (rechts) übergab einen symbolisch­en Scheck in Höhe von 2,7 Millionen Euro an OSK-Geschäftsf­ührer Sebastian Wolf und Landrat Harald Sievers (von links).
 ??  ?? Für die neue Station gab es den symbolisch­en Schlüssel: Es freuten sich (v.r.): Architekt Philip Jauss, Chefarzt Jörg Maurus, Stephanie Brettschne­ider, Stationsle­iterin 4. OG, und Elmar-D. Mauch, Chefarzt Geburtshil­fe.
Für die neue Station gab es den symbolisch­en Schlüssel: Es freuten sich (v.r.): Architekt Philip Jauss, Chefarzt Jörg Maurus, Stephanie Brettschne­ider, Stationsle­iterin 4. OG, und Elmar-D. Mauch, Chefarzt Geburtshil­fe.
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FOTO: OSK Im Zuge der Sanierung der Geburtshil­fe wurde auch ein Notfall-OP geschaffen.
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Erwin und und Anita Bernhard begründete­n einst die Wangener Geburtshil­fe mit. Auch sie nahmen die neu gestaltete­n Räume in Augenschei­n.

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