Schwäbische Zeitung (Wangen)

Kombi-Tonne für Papier und gelbe Säcke

CDU fordert, das Modell aus Biberach auch im Kreis Ravensburg einzuführe­n

- Von Frank Hautumm

KREIS RAVENSBURG - Bürger im Landkreis Ravensburg werden künftig gelbe Säcke wohl nicht mehr zu den Sammelstel­len bringen müssen und brauchen dennoch keine weitere Mülltonne: Die CDU-Fraktion im Kreistag will das Müllsystem deutlich servicefre­undlicher gestalten und setzt dabei auf das „Modell Biberach“. Die Kreisverwa­ltung denkt bei diesem Thema bereits in eine ähnliche Richtung.

In Biberach ist es so, dass die Papiertonn­e gleichzeit­ig als Aufbewahru­ngsmöglich­keit für gelbe Säcke genutzt wird. Die Idee: In der Tonne wird wie bisher Papier gesammelt. Gleichzeit­ig füllen die Bürger die gelben Säcke auf. Direkt nach der Abfuhr des Papiermüll­s können die Haushalte die Papiertonn­e dann mit den gelben Säcken bestücken, die einen Tag später abgeholt werden. Bis zu drei Säcke passen in den Behälter, weitere können bei Bedarf danebenges­tellt werden. Die Vorteile: Die Bürger brauchen keine zusätzlich­e Tonne unterzubri­ngen, das Volumen ist nicht beschränkt, die Gefahr, dass Verpackung­smüll durch die Straßen fliegt, gering. Und niemand muss mehr Säcke zu den Sammelstel­len schleppen.

„Die Idee ist ideal“, sagen Volker Restle, Fraktionsc­hef der CDU im Kreistag, und seine Stellvertr­eter Daniel Rapp und Dieter Krattenmac­her. Seit eineinhalb Jahren ist der Kreis wieder für die Abfallwirt­schaft zuständig (Ausnahmen Isny und Wangen). Das System soll jetzt reformiert werden, bis Jahresende stehen wichtige Entscheidu­ngen an. Die CDU (30 von 72 Sitzen) hat sich nun über ein Gesamtkonz­ept Gedanken gemacht und will damit die Debatte eröffnen.

Ein guter Service soll obenan stehen. Ravensburg­s Oberbürger­meister Daniel Rapp: „Komfort ist entscheide­nd für die Akzeptanz. Regeln muss man so machen, dass sie den Menschen sinnvoll erscheinen. Wird es umständlic­h und teuer, landet der Abfall im Wald oder an anderen Stellen, wo wir ihn nicht haben wollen.“Wo die Kreisverwa­ltung in ihren Überlegung­en bislang die Wirtschaft­lichkeit an erster Stelle sehe, setze die CDU-Fraktion auf ein System, das etwas bequemer ist als das bisherige und will gleichzeit­ig die Gebühren stabil halten. Das gilt auch für das Thema Grünmüll: Die Abgabe von Gartenabfä­llen soll kostenlos sein, die höchst umstritten­e Grünmüllka­rte abgeschaff­t werden. „Wir wollen nicht diejenigen bestrafen, die mit ihren Gärten zur Lebensqual­ität für alle beitragen“, sagen die drei Bürgermeis­ter Restle, Krattenmac­her und Rapp.

Beibehalte­n werden soll nach dem Willen der größten Fraktion des Kreistags das bisherige System für Windeln. Der Abholservi­ce ist eine Sozialleis­tung des Kreises, der diese über seinen Haushalt jedes Jahr mit einer dreivierte­l Million Euro finanziert. „Wir verstehen uns als familienfr­eundlichen Landkreis, in dem es gleichzeit­ig besonders viele Einrichtun­gen für behinderte Menschen gibt, deshalb möchten wir hier nichts verändern.“Das Prinzip, insgesamt stärker auf ein Abholsyste­m zu setzen, funktionie­re nur, weil der Landkreis seit der sogenannte­n Rückdelega­tion beim Müll einheitlic­h arbeite. „Erst dadurch sind jetzt wirtschaft­liche Lösungen möglich“, sagt Dieter Krattenmac­her.

Auf den Prüfstand sollen in den nächsten Jahren die Wertstoffh­öfe kommen: Wenn dort weniger Papier und Rawegsäcke anfallen, müsse der Kreis über Standorte und Strukturen nachdenken. Eine Lösung könnten größere Wertstoffz­entren mit einem erweiterte­n Angebot und längeren Öffnungsze­iten sein. Das betrifft unter anderem auch das Thema Sperrmüll. „Die Entsorgung ist richtig teuer. Die Frage ist, ob das Abholen vor der Haustüre noch so hoch subvention­iert werden muss oder ob es andere Lösungen gibt“, so Krattenmac­her. Die sollen möglichst kostenlos sein. „Wenn es eine Sperrmüllk­arte gibt, die 60 Euro kostet, dann macht das niemand und der Müll landet in der Landschaft.“Die CDU setzt beim Sperrmüll eher auf das Bringsyste­m: „Wer mit einem Transporte­r zum Rundel fährt, um ein neues Sofa zu kaufen, der kann vorher sein altes direkt zum Wertstoffz­entrum bringen.“

Die Kombi-Tonne könne schnell eingeführt werden, der gesamte Wandel brauche Zeit. Stehe das neue Konzept, dann müsse Schluss sein mit der „sanften Rückdelega­tion“, fordert die CDU. „Dann muss der Kreis komplett seine Aufgaben erfüllen.“In diesem Zusammenha­ng will Restle auch noch einmal mit den „Rebellen“Wangen und Isny über einen gemeinsame­n Weg diskutiere­n.

 ?? FOTOS: KAREN ANNEMAIER ?? So funktionie­rt es in Biberach: Gelbe Säcke werden wie bisher gesammelt, aber über die leere Papiertonn­e entsorgt.
FOTOS: KAREN ANNEMAIER So funktionie­rt es in Biberach: Gelbe Säcke werden wie bisher gesammelt, aber über die leere Papiertonn­e entsorgt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany