Kombi-Tonne für Papier und gelbe Säcke
CDU fordert, das Modell aus Biberach auch im Kreis Ravensburg einzuführen
KREIS RAVENSBURG - Bürger im Landkreis Ravensburg werden künftig gelbe Säcke wohl nicht mehr zu den Sammelstellen bringen müssen und brauchen dennoch keine weitere Mülltonne: Die CDU-Fraktion im Kreistag will das Müllsystem deutlich servicefreundlicher gestalten und setzt dabei auf das „Modell Biberach“. Die Kreisverwaltung denkt bei diesem Thema bereits in eine ähnliche Richtung.
In Biberach ist es so, dass die Papiertonne gleichzeitig als Aufbewahrungsmöglichkeit für gelbe Säcke genutzt wird. Die Idee: In der Tonne wird wie bisher Papier gesammelt. Gleichzeitig füllen die Bürger die gelben Säcke auf. Direkt nach der Abfuhr des Papiermülls können die Haushalte die Papiertonne dann mit den gelben Säcken bestücken, die einen Tag später abgeholt werden. Bis zu drei Säcke passen in den Behälter, weitere können bei Bedarf danebengestellt werden. Die Vorteile: Die Bürger brauchen keine zusätzliche Tonne unterzubringen, das Volumen ist nicht beschränkt, die Gefahr, dass Verpackungsmüll durch die Straßen fliegt, gering. Und niemand muss mehr Säcke zu den Sammelstellen schleppen.
„Die Idee ist ideal“, sagen Volker Restle, Fraktionschef der CDU im Kreistag, und seine Stellvertreter Daniel Rapp und Dieter Krattenmacher. Seit eineinhalb Jahren ist der Kreis wieder für die Abfallwirtschaft zuständig (Ausnahmen Isny und Wangen). Das System soll jetzt reformiert werden, bis Jahresende stehen wichtige Entscheidungen an. Die CDU (30 von 72 Sitzen) hat sich nun über ein Gesamtkonzept Gedanken gemacht und will damit die Debatte eröffnen.
Ein guter Service soll obenan stehen. Ravensburgs Oberbürgermeister Daniel Rapp: „Komfort ist entscheidend für die Akzeptanz. Regeln muss man so machen, dass sie den Menschen sinnvoll erscheinen. Wird es umständlich und teuer, landet der Abfall im Wald oder an anderen Stellen, wo wir ihn nicht haben wollen.“Wo die Kreisverwaltung in ihren Überlegungen bislang die Wirtschaftlichkeit an erster Stelle sehe, setze die CDU-Fraktion auf ein System, das etwas bequemer ist als das bisherige und will gleichzeitig die Gebühren stabil halten. Das gilt auch für das Thema Grünmüll: Die Abgabe von Gartenabfällen soll kostenlos sein, die höchst umstrittene Grünmüllkarte abgeschafft werden. „Wir wollen nicht diejenigen bestrafen, die mit ihren Gärten zur Lebensqualität für alle beitragen“, sagen die drei Bürgermeister Restle, Krattenmacher und Rapp.
Beibehalten werden soll nach dem Willen der größten Fraktion des Kreistags das bisherige System für Windeln. Der Abholservice ist eine Sozialleistung des Kreises, der diese über seinen Haushalt jedes Jahr mit einer dreiviertel Million Euro finanziert. „Wir verstehen uns als familienfreundlichen Landkreis, in dem es gleichzeitig besonders viele Einrichtungen für behinderte Menschen gibt, deshalb möchten wir hier nichts verändern.“Das Prinzip, insgesamt stärker auf ein Abholsystem zu setzen, funktioniere nur, weil der Landkreis seit der sogenannten Rückdelegation beim Müll einheitlich arbeite. „Erst dadurch sind jetzt wirtschaftliche Lösungen möglich“, sagt Dieter Krattenmacher.
Auf den Prüfstand sollen in den nächsten Jahren die Wertstoffhöfe kommen: Wenn dort weniger Papier und Rawegsäcke anfallen, müsse der Kreis über Standorte und Strukturen nachdenken. Eine Lösung könnten größere Wertstoffzentren mit einem erweiterten Angebot und längeren Öffnungszeiten sein. Das betrifft unter anderem auch das Thema Sperrmüll. „Die Entsorgung ist richtig teuer. Die Frage ist, ob das Abholen vor der Haustüre noch so hoch subventioniert werden muss oder ob es andere Lösungen gibt“, so Krattenmacher. Die sollen möglichst kostenlos sein. „Wenn es eine Sperrmüllkarte gibt, die 60 Euro kostet, dann macht das niemand und der Müll landet in der Landschaft.“Die CDU setzt beim Sperrmüll eher auf das Bringsystem: „Wer mit einem Transporter zum Rundel fährt, um ein neues Sofa zu kaufen, der kann vorher sein altes direkt zum Wertstoffzentrum bringen.“
Die Kombi-Tonne könne schnell eingeführt werden, der gesamte Wandel brauche Zeit. Stehe das neue Konzept, dann müsse Schluss sein mit der „sanften Rückdelegation“, fordert die CDU. „Dann muss der Kreis komplett seine Aufgaben erfüllen.“In diesem Zusammenhang will Restle auch noch einmal mit den „Rebellen“Wangen und Isny über einen gemeinsamen Weg diskutieren.