Möglicher OB-Kandidat sagt der Lindauer CSU ab
Querelen zwischen Ortsvorstand, Fraktion und JA enden mit Rückzug des auswärtigen Bewerbers
LINDAU (ee) - Eigentlich hat sich der Lindauer CSU-Ortsvorstand mit Blick auf die im Frühjahr anstehende OB-Wahl schon auf einem guten Weg gesehen: Aus gut zwei Dutzend Bewerbungen hatten der Ortsvorsitzende David Graf und sein Vorstandsteam einen jungen Verwaltungsfachmann aus Unterfranken als den geeignetsten Kandidaten für den Lindauer Oberbürgermeisterposten ausgewählt. Doch der hat kurzfristig vor jener Mitgliederversammlung, in der er sich offiziell vorstellen sollte, abgesagt: Er wolle nicht für einen Ortsverein antreten, „der – vermutlich aus Machtbesessenheit – zunehmend künstlich zerrissen wird“.
Graf und sein Stellvertreter Guiseppe Carmona sind sichtlich sauer, als die LZ die beiden CSU-Männer nach der Kandidatensuche für die Oberbürgermeisterwahl fragt. Er sei „fassungslos“über die Ereignisse der vergangenen Tage in seiner Partei, sagt Graf: „Das ist ein unerhörtes Verhalten.“Was ihn so aufregt, ist eine E-Mail der JA, der Jungen Aktive Lindau, an den geplanten OB-Kandidaten der CSU: Die habe dem Bewerber zwei Tage vor dem Mitgliedertreffen mitgeteilt, dass die JA einen eigenen OB-Kandidaten aufstelle.
Dieses Schreiben und „das Eingreifen einiger CSU-Mandatsträger in das Bewerbungs- und Auswahlverfahren“ (so Graf ) führten bei dem Unterfranken zum Entschluss, auf eine OB-Kandidatur in Lindau zu verzichten. Das Geschehen werfe „nicht nur Fragen hinsichtlich der Ehrlichkeit verschiedener Personen gegenüber Parteifreunden und Vorstandskollegen auf, sondern lässt letztlich auch dasjenige Quantum Professionalität vermissen, dass ich für eine Zusammenarbeit voraussetze“, heißt es in der schriftlichen Absage des Bewerbers, die der LZ vorliegt.
Graf erinnert daran, dass die Parteimitglieder den Ortsvorstand im April damit beauftragt hätten, einen „Herausforderer“für den amtierenden Lindauer Oberbürgermeister Gerhard Ecker zu finden. Und das auch mit den Stimmen der drei JAVertreter, die dem CSU-Ortsverstand angehören, so Carmona. „Das waren alles einstimmige Beschlüsse“, sagt Graf, auch der zur Vorstellung bei den CSU-Mitgliedern.
Deren Treffen fand statt – nur ohne den Kandidaten. Die nach Carmonas Worten knapp 40 erschienenen Mitglieder seien über die Vorgänge erschüttert gewesen. „Wir haben über fünf Wochen lang mit dem Mann gute Gespräche geführt, ihm die Situation in Lindau geschildert.“Man habe „angenehm und zielführend“miteinander verhandelt, meint auch der Bewerber rückblickend.