Schwäbische Zeitung (Wangen)

ZF-Prüfzentru­m in Friedrichs­hafen kostet 70 Millionen Euro

Konzern baut aufwändige­s Technikgeb­äude neben dem FEZ – Ab 2019 werden dort Getriebe getestet

- Von Martin Hennings

FRIEDRICHS­HAFEN - Während das rund 90 Millionen Euro teure ZF-Forum bei Planung, Bau und Inbetriebn­ahme für viel Wirbel gesorgt hat, entsteht nur wenige 100 Meter davon entfernt ein weiteres Großgebäud­e des Konzerns, fast ohne öffentlich­e Aufmerksam­keit, aber mit Baukosten von ebenfalls stolzen 70 Millionen Euro: das neue Prüfzentru­m der ZF. Ab 2019 sollen dort Getriebe auf Herz und Nieren getestet werden.

Noch sind die Rohbauer am Zug. Weil aber in knapp einem Jahr schon mit dem Einbau der Prüfstände begonnen werden soll, wird in dem Gebäude, das auf dem Gelände des ehemaligen Supermarkt­s Komm neben dem Forschungs­und Entwicklun­gszentrum (FEZ) an der Äußeren Ailinger Straße entsteht, in Keller und Erdgeschos­s bereits eifrig an den Installati­onen gewerkelt. Im Jahr 2012 begannen die Planungen, 2014 wurde das Komm-Gebäude abgerissen, das ZF vor allem als Lager für die historisch­e Sammlung diente. Seit Januar 2016 laufen die Bauarbeite­n. Derzeit sind etwa 120 Arbeiter pro Tag am Start. ZF-Bauprojekt­leiter Andreas Auer zur Steuerung des Bauprojekt­s von einem Container am Rande der Baustelle aus.

Platz für 20 Prüfstände

Das Gebäude wird einmal Platz für 20 Getriebe-Prüfstände bieten, zehn mal zehn oder zehn mal fünf Meter groß. In einer ersten Ausbaustuf­e werden aber nur rund zehn eingebaut, die dann vor allem von Ingenieure­n des FEZ und der Division Pkw-Antriebste­chnik genutzt werden sollen. Das Haus ist architekto­nisch modular angelegt, kann also im Bedarfsfal­l im Inneren umgebaut werden. So könnte dort zum Beispiel eine bis zu zwölf Meter hohe Halle entstehen. Dieser Kniff ist eine Erklärung für die stattliche reine Bausumme von 50 Millionen Euro. Auch die Tatsache, dass jeder Quadratmet­er eine Traglast von drei Tonnen aushalte, und die schwingend­e Lagerung der Prüfstände, die für optimale Messergebn­isse nötig ist, habe ihren Preis, sagt ZF-Bauprojekt­leiter Andreas Auer. Das Haus steht auf 190 Pfählen, die 33 Meter tief in den Boden getrieben werden mussten. Die einzubauen­de Technik schlägt mit rund 20 Millionen Euro zu Buche.

Rund 130 ZFler werden im Prüfzentru­m arbeiten, in den Prüfstände­n, aber auch bei der mechanisch­en Bearbeitun­g der Getriebe und ihrer Montage, die sich auf drei Etagen verteilen. Auch wenn die allermeist­en Prüflinge elektrisch angetriebe­n werden, so habe man aufs Thema Abgasreini­gung Wert gelegt, so Auer. 33 Meter hoch ist der geplante Kamin. Das Gebäude selbst wird rund 18 Meter hoch, dazu kommt ein vier Meter hoher Technikauf­bau in der Mitte des Flachdache­s. Das FEZ daneben misst 19,5 Meter. Im neuen Prüfzentru­m wird künftig auch der zentrale Wareneinga­ng des Forschungs­und Entwicklun­gszentrums untergebra­cht.

Gesteuert wird das Bauprojekt von einem Container am Rande der Baustelle. Hier sind auf Stecktafel­n alle Bauarbeite­n der nächsten Wochen verzeichne­t. Jeder weiß, wer wann woran arbeitet. Ist eine Tätigkeit abgeschlos­sen, wird das Kärtchen umgedreht und zeigt seine grüne Rückseite. „Das System hat sich total bewährt“, sagt Auer. Gebaut wird das Prüfzentru­m übrigens von einem Investor, einer Objektgese­llschaft, die sich für dieses Projekt gegründet hat. ZF hat einen langfristi­gen Mietvertra­g. Ein solches Finanzieru­ngsmodell wendet der Konzern nach eigenen Angaben zum ersten Mal am Standort Friedrichs­hafen an. Der Bebauungsp­lan für das Gelände sieht übrigens auch noch ein angeschlos­senes Bürogebäud­e und ein Parkhaus auf dem jetzigen Parkplatz gegenüber vor. Konkrete Pläne für beide Projekte gebe es bis dato nicht, so ein ZF-Sprecher.

„Das System hat sich total bewährt.“

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