Startschuss für ein „Lotsenprojekt“
Bundesgesundheitsminister besucht in Friedrichshafen die Klinik – Bund fördert Modellversuch in Weingarten
FRIEDRICHSHAFEN/WEINGARTEN - Drei Jahre lang wird der Medizin Campus Bodensee zum „Labor der Nation“, um es mit den Worten von Klinikums-Geschäftsführer Johannes Weindel auszudrücken. Knapp 4,6 Millionen Euro lässt sich die Bundesregierung einen bundesweiten Modellversuch kosten, der am Krankenhaus 14-Nothelfer in Weingarten umgesetzt werden soll (die SZ berichtete). Ab 1. Dezember wird dort das Pilotprojekt Gerinove (Regionales Geriatrisches Notfall-Versorgungszentrum) in Betrieb gehen. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe reiste am Donnerstag nach Friedrichshafen, um den Startschuss zu erteilen.
Als „Lotsenprojekt“lobte Bundesgesundheitsminister Gröhe das Vorhaben, das älteren Patienten eine reine Pflegestation abseits des normalen Krankenhausbetriebs bieten soll. Pflege, Wissen und medizinische Hilfe würden hier zusammengeführt, sagte der Minister. „Davon brauchen wir mehr, wir haben immer mehr hochbetagte Menschen“, so Gröhe. Konkret sollen im Gerinove ältere Menschen behandelt werden, die nicht im Krankenhaus bleiben müssen, aber auch noch nicht so pflegebedürftig sind, dass sie ins Altersheim müssen.
Immer wieder seien geriatrische Patienten in der Notaufnahme, die nicht dort sein müssten, wenn es eine andere Pflegeform gäbe, erklärte Gerinove-Projektleiterin Ingrid Jörg. Im Gerinove sollen 18 stationäre Betten bereitstehen – im Idealfall werde der Patient jedoch nur ambulant behandelt, die maximale Verweildauer sei auf fünf Tage angesetzt. „Ziel ist ein möglichst langes, selbstbestimmtes Leben zu Hause“, so Jörg.
Ein Team aus spezialisierten Pflegefachkräften, zum Teil mit akademischem Hintergrund, sollen diese Patienten in dem neuen Versorgungszentrum betreuen. Man arbeite dabei eng mit der Klinik zusammen, kündigte Ingrid Jörg an.
Für drei Jahre ist das Projekt voll finanziert, den Löwenanteil deckt dabei der Innovationsfonds der Bundesregierung, mit jeweils 70 000 Euro jährlich beteiligen sich der Medizin Campus sowie die Stiftung Liebenau, die außerdem auch Personal in Form von Ärzten und Pflegekräften beisteuert. „Das ist eine einzigartige Vernetzung in der Region zwischen kommunalen, privaten und frei gemeinnützigen Trägerschaften“, sagte Johannes Weindel.
Lücke schließen
Er will mit dem Projekt eine große Lücke schließen, die aus seiner Sicht derzeit noch im Pflegeangebot älterer Menschen klafft, und hofft, das Ganze in drei Jahren in den Regelbetrieb überführen zu können. „Hier können wir etwas lernen, was uns hilft, das Gesundheitswesen insgesamt weiterzuentwickeln“, sagte Hermann Gröhe.