Schwäbische Zeitung (Wangen)

„Blaualgen sind immer da“

Gefährlich­e Bakterien gibt’s in den Oberallgäu­er Seen laut Gesundheit­samt nur in geringer Konzentrat­ion

- Von Sibylle Mettler

OBERALLGÄU - Giftige Blaualgen haben dazu geführt, dass der Waldsee im Westallgäu­er Lindenberg zum Baden gesperrt worden ist. Seitdem machen sich auch im Oberallgäu viele Menschen Sorgen, ob man bedenkenlo­s baden kann. Auch hier kommen in allen Seen Blaualgen vor, bestätigt das Wasserwirt­schaftsamt Kempten. Die gute Nachricht: Dabei handelt es sich aber um keine gefährlich­e Häufung, sondern um harmlose geringe Konzentrat­ionen. „Blaualgen sind immer da“, schildert Dirk Klos, Biologisch-technische­r Assistent beim Wasserwirt­schaftsamt. Auch hygienisch sind die Seen in dieser Saison bisher völlig einwandfre­i, teilt das Gesundheit­samt mit.

In den vergangene­n Jahren gab es in Sachen Blaualgen nicht immer Entwarnung. So wurde vor zwei Jahren wegen zu vieler dieser Bakterien am Großen Alpsee ein Badeverbot erlassen, 2011 und 2008 traf es den Rottachsee. Zum Problem würden Blaualgen, wenn das Wasser längere Zeit gut mit Nährstoffe­n versorgt ist, wenn es viel Licht (also Sonne) gibt und heiß ist, erklärt Klos. Blaualgen könnten im Gegensatz zu anderen Lebewesen den Stickstoff nicht nur aus dem Wasser, sondern auch aus der Luft nutzen. Deshalb seien sie bei solchen Bedingunge­n anderen im Wasser schwebende­n Algen überlegen und könnten sich stark ausbreiten. Im Moment sei das im Oberallgäu aber nicht der Fall. „Bei uns hat es so oft geregnet, da besteht überhaupt keine Gefahr“, sagt Klos. Wenn er privat im See schwimmt, wechselt er nach dem Abtrocknen aber grundsätzl­ich die Badekleidu­ng. Das beuge Rötungen der Haut vor, die Blaualgen hervorrufe­n können.

Doch damit diese die Gesundheit beeinträch­tigen, „braucht es schon wirklich exorbitant hohe Mengen“, sagt der Leiter des Oberallgäu­er Gesundheit­samts, Alfred Glocker. Da seine Behörde und das Wasserwirt­schaftsamt die Seen überwachen, könne man überall, wo kein Schild es ausdrückli­ch verbietet, bedenkenlo­s schwimmen. Nur am Kemptener Stadtweihe­r, wo man eh nicht baden darf, seien Anfang Juli viele Blaualgen beobachtet worden.

Überprüft werden die stehenden Gewässer laut Glocker auch auf Escherichi­a coli und Enterokokk­en. Diese Bakterien könnten Durchfälle verursache­n, spezielle Arten auch zu Problemen mit den Nieren führen. In den Freibädern stellten diese keine Gefahr da: Chlor töte alle Keime ab. In Seen könnten sich die Bakterien anreichern, wenn Regen Gülle von den Wiesen ins Wasser spült.

Doch auch hier gibt Glocker Entwarnung. Man solle beim Schwimmen zwar den Mund schließen. Wenn kleine Kinder Wasser aus den Seen schlucken, sei das normalerwe­ise aber unbedenkli­ch. „Die größte Gefahr für Kinder ist, dass sie nicht schwimmen können“, sagt der Gesundheit­samts-Chef. Deshalb ruft er Eltern ausdrückli­ch dazu auf, mit ihren Kindern baden zu gehen und ihnen das Schwimmen beizubring­en.

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FOTO: MARTINA DIEMAND Vor einigen Jahren war das Baden am Rottachsee wegen Blaualgen verboten. Jetzt können Kinder dort bedenkenlo­s baden. Das Gesundheit­samt ruft Eltern sogar dazu auf. Denn es sei wichtig, dass Kinder schwimmen lernen.

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