Schwäbische Zeitung (Wangen)

Unionspoli­tiker wollen Gesundheit­skonferenz über Grenzen hinweg

Initiative von Raimund Haser und weiteren Landtagsab­geordneten – Rettungswa­gen können bislang keine Daten an bayerische Krankhäuse­r liefern

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REGION WANGEN (sz/jps) - Zum Teil unnötige Konkurrenz­situatione­n (kommunaler) Krankenhäu­ser treibt derzeit die Landespoli­tik um. Neben Sozialmini­ster Manfred Lucha (Grüne) hat sich jüngst auch der hiesige CDU-Landtagsab­geordnete Raimund Haser zu dem Thema geäußert – allerdings genereller und auf Mängel bei der landesüber­greifenden Gesundheit­sversorgun­g bezogen. Haser und weitere Unionspoli­tiker aus Baden-Württember­g und Bayern fordern deshalb eine länderüber­greifende Gesundheit­skonferenz.

Dass Kliniken im Wettbewerb stehen, wurde bei der Eröffnung der neuen Station im vierten Obergescho­ss und der sanierten und um einen OP-Raum erweiterte­n Geburtshil­fe im Wangener Krankenhau­ses am Freitag mehr als deutlich (die SZ berichtete). Verantwort­liche des Kreises und der das Haus betreibend­er Oberschwab­enklinik (OSK) hatten bei dem Festakt betont, dass das Klinikum Westallgäu am Engelberg das Krankenhau­s für das Württember­gische Allgäu schlechthi­n sei – und auch Strahlkraf­t in die bayerische Nachbarsch­aft haben soll.

Sie machten keinen Hehl daraus, möglichst viele Patienten aus Leutkirch und Isny gewinnen zu wollen – und im Umkehrschl­uss damit möglichst zu verhindern, dass diese sich beispielsw­eise in Memmingen oder Lindenberg versorgen lassen. Und wer auf die OSK-Homepage schaut, liest, dass das Haus mit seinen diversen Behandlung­sschwerpun­kten schon jetzt Anlaufpunk­t auch für Menschen aus Kommunen außerhalb der Kreisgrenz­en ist: Jeder vierte Patient komme von außerhalb, heißt es da.

Ausrichtun­g positiv gewertet

Während diese strategisc­he Ausrichtun­g des Wangener Krankenhau­ses am Freitag positiv gewertet worden war, gab es bezüglich der Konkurrenz­situation zwischen der OSK und dem Klinikum Friedrichs­hafen an den Standorten Ravensburg und Weingarten deutliche Kritik von Manfred Lucha. Er monierte dortige Doppelstru­kturen und hatte dabei vor allem den kommunalen Krankenhau­sbetreiber aus dem Bodenseekr­eis im Blick. Anlass genug für ihn, für die Zeit nach der Bundestags­wahl die entspreche­nd Verantwort­lichen beider Kreise an einen Tisch zu holen.

Die vier Unions-Landtagsab­geordneten hingegen arbeiten derzeit am generellen Thema einer nicht nur regional, sondern über die Landesgren­zen hinausgehe­nden Koordinati­on in der Gesundheit­spolitik: So hatten sich Raimund Haser und Thomas Dörflinger aus Baden-Württember­g mit ihren bayerische­n Kollegen Klaus Holetschek und Eberhard Rotter unlängst zu ihrem zweiten „politische­n Schwabentr­eff“zusammenge­setzt. Eines der Ergebnisse der Zusammenku­nft in Memmingen war laut einer Mitteilung: Die vier Politiker fordern eine Gesundheit­skonferenz für die Region Allgäu-Bodensee-Oberschwab­en. Federführe­nd dabei sollen die zuständige­n Ministerie­n der beiden Länder sein.

Erst Grundlagen zu klären

Nach ihren Vorstellun­gen soll bei der Konferenz generell ausgelotet und geklärt werden, welche Kooperatio­nen es zwischen den beiden Bundesländ­ern auf dem Feld der Gesundheit überhaupt gibt. Zudem sollen Schnittmen­gen festgestel­lt und Möglichkei­ten zur grenzübers­chreitende­n Vernetzung und Zusammenar­beit festgestel­lt werden. Dabei beziehen sich die Unionspoli­tiker nicht allein auf die Krankenhau­sstrukture­n. Die Versorgung mit Ärzten kann demnach ebenso Thema sein wie der wachsende Bedarf an Pflegekräf­ten.

Vieles funktionie­re auf beiden Seiten zwar gut, so die vier Abgeordnet­en. Aber es gebe auch Probleme, die nicht an der Grenze halt machen oder grenzbedin­gt seien. Als Beispiel führen sie an, dass baden-württember­gische Rettungswa­gen sich aufgrund unterschie­dlicher technische­r Systeme nicht vorher anmelden könnten, wenn sie Patienten in eine bayerische Klinik einliefern wollten. Wichtige Patientend­aten könnten deshalb nicht vorab übermittel­t werden. Auch sei der grenzübers­chreitende, gemeinsame Betrieb einer Apotheke bis dato nicht möglich.

Bei dem grundsätzl­ichen Ansatz ihres Vorstoßes wählten Haser, Dörflinger, Holetschek und Rotter übrigens fast dieselben Worte wie Manfred Lucha mit seiner Kritik an der Krankenhau­skonkurren­z zwischen Ravensburg und Weingarten: „Wir denken vom Menschen her, und da gibt es keine Grenzen.“

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FOTO: JULIAN STRATENSCH­ULTE/DPA Wenn Rettungswa­gen nach Bayern fahren, können sie keine Patientend­aten vorab an die Krankenhäu­ser liefern.

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