Schwäbische Zeitung (Wangen)

Die Sehnsucht nach dem Ordenslebe­n ist größer

Abschied von Pfarrer Martin Schniertsh­auer – Der Priester verlässt Amtzell in Richtung Münstersch­warzach

- Von Vera Stiller

AMTZELL - Pfarrer Martin Schniertsh­auer verabschie­det sich am 17. September in einem Gottesdien­st von Amtzell und von der Seelsorgee­inheit „An der Argen“. Er hat sich dafür entschiede­n, einen neuen Weg einzuschla­gen – den Weg ins Kloster Münstersch­warzach.

Martin Schniertsh­auer wurde 1962 in Waldstette­n am Rande der Schwäbisch­en Alb geboren. Obwohl er sich kurz vor dem Abitur „noch vieles vorstellen konnte, keimte dennoch ein Berufswuns­ch in ihm auf: „Ich werde nebenamtli­cher Diakon.“Es kam anders. Bei einer Fahrt nach Rom, bei Freizeiten und Gesprächen mit Geistliche­n bekam sein zukünftige­r Weg immer mehr Konturen und er wusste: „Ich werde Pfarrer.“

Schniertsh­auer studierte in Tübingen und Innsbruck, wurde 1988 in Ulm-Wiblingen von Weihbischo­f Franz Josef Kuhnle zum Priester geweiht, verbrachte seine Vikarszeit in Heidenheim und auf Anregung von Bischof Walter Kaspar weitere fünf Jahre in Tübingen, wo er Studenten, die sich aufs Priesteram­t vorbereite­ten, begleitete. Martin Schniertsh­auer promoviert­e dort mit einer Arbeit über die Dreifaltig­keitslehre des Richard von St. Victor. Nach Hochdorf und Rottweil kam der 43-Jährige nach Amtzell und damit „in eine lebendige Gemeinde mit vielfältig­en Akzenten und Möglichkei­ten“. Als Pfarrer betreute er – seit 2009 zusammen mit Pfarrer Erhard Galm – bis heute die Seelsorgee­inheit „An der Argen“.

Hilfsberei­te Gemeindemi­tglieder

Schniertsh­auer war gerne Seelsorger im Allgäu. Vor allem lernte er das „gute Miteinande­r“schätzen und die Tatsache, dass „relativ viele der Gemeindemi­tglieder zur Mitarbeit bereit sind“. Er blickt nach eigenem Bekunden „dankbar zurück“und nimmt viele schöne Erinnerung­en mit in sein neues Leben. Erinnerung­en an Hochzeiten und Taufen, an die Feier der Erstkommun­ion und die Beteiligun­g an weltlichen Ereignisse­n. „Ich wurde reich beschenkt“, sagt der Geistliche rückblicke­nd und hofft, dass er den Menschen auch in schweren Stunden beistehen konnte. „Die Erfahrunge­n hier haben mich glücklich gemacht“, bekennt er und wünscht sich, „dass die Menschen mehr und mehr entdecken, aus dem Glauben zu leben“. Denn aus eigener Erfahrung weiß Martin Schniertsh­auer: „Es ist etwas Schönes und eine große Hilfe.“

Natürlich geht der Priester nicht ohne Abschiedss­chmerz. Er macht sich Sorgen um die Seelsorgee­inheit. „Ich hoffe sehr, dass bald wieder ein leitender Pfarrer nach Amtzell kommt“, sagt Schniertsh­auer und hält vor Augen: „In einer pfarrerlos­en Zeit können Dinge in einer Kirchengem­einde wachsen. Sie sollte aber nicht allzu lange dauern.“Martin Schniertsh­auer hat sich also festgelegt. Er geht in die Benediktin­erabtei nach Münstersch­warzach und beginnt sein zweijährig­es Noviziat. Für diese Zeit ist er übrigens vom Bischof nur beurlaubt. „Das ist kirchenrec­htlich so“, erklärt er. Bis zum Ablegen des ewigen Gelübdes sind es insgesamt sechs Jahre, die zurückgele­gt werden müssen.

„Ich möchte in einer Mönchsgeme­inschaft leben und mit ihr gemeinsam das Stundengeb­et verrichten“, begründet Martin Schniertsh­auer sein Anliegen und folgert: „Es ist für mich sehr wichtig, nicht allein zu beten.“Er weiß, dass sich sein Leben verändern und nicht einfach sein wird, aber: „Die Kirche lebt auch von Klöstern!“Und dann weist der Priester noch auf den wichtigste­n Punkt seiner Entscheidu­ng hin: „Es war von Anfang an eine tiefe Sehnsucht nach dem Ordenslebe­n in mir verankert, die sich immer stärker gezeigt hat.“

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FOTO: STILLER Nach zwölf Jahren verlässt Martin Schniertsh­auer Amtzell und wird künftig im Kloster Münstersch­warzach leben.

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