Weiter mit Pragmatismus
Der Streit um die Besuchsrechte deutscher Parlamentarier auf türkischen NatoStützpunkten ist vorerst entschärft. Die Notlösung ist ein gutes Beispiel dafür, wie die Bundesregierung derzeit ihre politischen Ziele in der Türkei erreichen und dabei weiteren Krisen in den belasteten Beziehungen mit Präsident Recep Tayyip Erdogan aus dem Weg gehen kann. Was bilateral nicht klappt, wird durch koordinierten Druck auf Nato-Ebene möglich. Dies eine Kapitulation zu nennen, zeugt von Naivität.
Durch neue Runden von verbalen Scharmützeln zwischen Berlin und Ankara wäre heute nichts gewonnen. Auch im gemeinsamen Interesse der Nato, die nicht von internen Konflikten geschwächt werden darf, muss Deutschland pragmatische Wege suchen. Dazu gehört die Einsicht, seine Partner um Vermittlung zu bitten. Zu diesem Pragmatismus gehört aber auch, dass Erdogan sein Gesicht wahren darf, wenn dies der Deeskalation dienlich ist.