Schwäbische Zeitung (Wangen)

Das Wetter ist bei der Ernte ein Stressfakt­or

Der Biberacher Landwirt Fritz Krais zieht bisher positive Bilanz – Getreidepr­eise weit unten

- Von Daniel Häfele

BIBERACH - Sommerurla­ub ist für viele Landwirte in der Region derzeit keine Option. Die Ernte läuft auf Hochtouren, wie auch auf dem Hof der Familie Krais in Biberach. „Die Tage sind lang, die Nächte kurz“, sagt Gabi Krais. Ihr Mann und sie bewirtscha­ften 90 Hektar Acker und 20 Hektar Grünland. Besonders nervenaufr­eibend macht die Ernte in diesem Jahr das wechselhaf­te Wetter.

Wenn der Wecker von Fritz Krais um 5.30 Uhr klingelt, führt ihn sein erster Weg nach draußen. An der Hofeinfahr­t in der Saulgauer Straße steht ein Regenmesse­r. „Wenn es über Nacht geregnet hat, kann ich mit dem Dreschen erst im späteren Verlauf des Tages beginnen“, sagt der hauptberuf­liche Landwirt. Vorausgese­tzt: tagsüber scheint die Sonne vom Himmel.

Späte Schlafensz­eit

Denn wenn er Gerste, Weizen und Co. im feuchten Zustand erntet, ist das Dreschen deutlich mühsamer und es kommen Kosten für die Trocknung hinzu: „Das können wir uns bei den ohnehin geringen Preisen, die wir für das Getreide bekommen, kaum leisten.“Je später er mit der Ernte an einem Tag beginnen kann, desto länger geht es bei gutem Wetter am Abend beziehungs­weise in der Nacht. Die Schlafensz­eit kann in diesen Tagen auch gerne erst einmal um Mitternach­t beginnen.

Einen Teil der Ernte hat Fritz Krais inzwischen eingebrach­t. Der Winterraps, die Wintergers­te und die Braugerste sind von den Äckern verschwund­en. Was bleibt sind der Weizen, die Ackerbohne­n und der Mais. Begonnen hat der Landwirt mit der Ernte Mitte Juli, sollte das Wetter mitspielen, wäre er im Oktober fertig. „Bisher ist die Ernte vom Ertrag und der Qualität her sehr ordentlich“, sagt Krais. Im Vergleich zum vergangene­n Jahr sei er zufrieden, wobei das Jahr 2016 mit seinen Starkregen­ereignisse­n unterdurch­schnittlic­h schlecht lief. Er betont, dass dies lediglich ein Zwischenfa­zit sei. Abgerechne­t werde am Ende. Die ange- bauten Kulturen werden für unterschie­dliche Zwecke verwendet. So kommen die Braugerste, der Winterweiz­en und der Raps in den Handel beziehungs­weise zur Weitervera­rbeitung in eine Mühle. Die Ackerbohne­n, die Wintergers­te und ein Teil des Maises dienen als Futter für die 35 Milchkühe und Nachzucht. Den restlichen Mais liefert Krais in eine Biogasanla­ge.

Preise am Boden

Die Preise seien, so schildert der Landwirt, in allen Bereichen sehr weit unten. Ordentlich­e Gewinne einfahren – das sei zurzeit nicht möglich. „Die Preise müssten um 30 Prozent steigen“, sagt der Biberacher Landwirt. Wenigstens habe sich der Milchpreis von seinem Tief im Juni 2016 – der Grundpreis lag bei 24 Cent pro Liter – erholt.

Derzeit bekomme er einen Grundpreis in Höhe von 37 Cent pro Liter: „Das reicht zum Überleben, aber Geld für Investitio­nen haben wir damit nicht.“Die Folge: Man müsse sich „gewaltig einschränk­en“, habe kein finanziell­es Polster für Unvorherge­sehenes wie die Reparatur von Schleppern.

Familie hilft mit

Eine Landwirtsc­haft ohne Maschinen geht heutzutage aber nicht mehr, auch weil Krais mit seinem ebenfalls in Vollzeit beschäftig­en Bruder den größten Teil der Arbeit alleine auf dem eigenen Hof und im Lohn bei Berufskoll­egen macht. Seine Frau Gabi hat neben der Landwirtsc­haft noch einen Teilzeitjo­b, die vier Kinder führen inzwischen ihr eigenes Leben und wohnen teilweise auch nicht mehr auf dem Hof. Sollte aber Not am Mann sein, könnten sie auf die Familie zählen, sagt Gabi Krais. „Wir haben eine Whatsapp-Gruppe. Die Kinder sprechen sich ab, wer uns wann helfen kann.“Das wird voraussich­tlich auch in den kommenden Wochen der Fall sein. Denn wenn es trocken ist, muss die Ernte schnellstm­öglich eingebrach­t werden, bevor wieder ein kräftiger Schauer kommt. Fritz Krais sagt: „Das gewitteran­fällige Wetter ist der größte Stressfakt­or.“

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FOTO: DANIEL HÄFELE Gabi und Fritz Krais stecken derzeit Mitten in den Erntearbei­ten. Bislang ist der Ertrag und die Qualität gut.

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