Das Wetter ist bei der Ernte ein Stressfaktor
Der Biberacher Landwirt Fritz Krais zieht bisher positive Bilanz – Getreidepreise weit unten
BIBERACH - Sommerurlaub ist für viele Landwirte in der Region derzeit keine Option. Die Ernte läuft auf Hochtouren, wie auch auf dem Hof der Familie Krais in Biberach. „Die Tage sind lang, die Nächte kurz“, sagt Gabi Krais. Ihr Mann und sie bewirtschaften 90 Hektar Acker und 20 Hektar Grünland. Besonders nervenaufreibend macht die Ernte in diesem Jahr das wechselhafte Wetter.
Wenn der Wecker von Fritz Krais um 5.30 Uhr klingelt, führt ihn sein erster Weg nach draußen. An der Hofeinfahrt in der Saulgauer Straße steht ein Regenmesser. „Wenn es über Nacht geregnet hat, kann ich mit dem Dreschen erst im späteren Verlauf des Tages beginnen“, sagt der hauptberufliche Landwirt. Vorausgesetzt: tagsüber scheint die Sonne vom Himmel.
Späte Schlafenszeit
Denn wenn er Gerste, Weizen und Co. im feuchten Zustand erntet, ist das Dreschen deutlich mühsamer und es kommen Kosten für die Trocknung hinzu: „Das können wir uns bei den ohnehin geringen Preisen, die wir für das Getreide bekommen, kaum leisten.“Je später er mit der Ernte an einem Tag beginnen kann, desto länger geht es bei gutem Wetter am Abend beziehungsweise in der Nacht. Die Schlafenszeit kann in diesen Tagen auch gerne erst einmal um Mitternacht beginnen.
Einen Teil der Ernte hat Fritz Krais inzwischen eingebracht. Der Winterraps, die Wintergerste und die Braugerste sind von den Äckern verschwunden. Was bleibt sind der Weizen, die Ackerbohnen und der Mais. Begonnen hat der Landwirt mit der Ernte Mitte Juli, sollte das Wetter mitspielen, wäre er im Oktober fertig. „Bisher ist die Ernte vom Ertrag und der Qualität her sehr ordentlich“, sagt Krais. Im Vergleich zum vergangenen Jahr sei er zufrieden, wobei das Jahr 2016 mit seinen Starkregenereignissen unterdurchschnittlich schlecht lief. Er betont, dass dies lediglich ein Zwischenfazit sei. Abgerechnet werde am Ende. Die ange- bauten Kulturen werden für unterschiedliche Zwecke verwendet. So kommen die Braugerste, der Winterweizen und der Raps in den Handel beziehungsweise zur Weiterverarbeitung in eine Mühle. Die Ackerbohnen, die Wintergerste und ein Teil des Maises dienen als Futter für die 35 Milchkühe und Nachzucht. Den restlichen Mais liefert Krais in eine Biogasanlage.
Preise am Boden
Die Preise seien, so schildert der Landwirt, in allen Bereichen sehr weit unten. Ordentliche Gewinne einfahren – das sei zurzeit nicht möglich. „Die Preise müssten um 30 Prozent steigen“, sagt der Biberacher Landwirt. Wenigstens habe sich der Milchpreis von seinem Tief im Juni 2016 – der Grundpreis lag bei 24 Cent pro Liter – erholt.
Derzeit bekomme er einen Grundpreis in Höhe von 37 Cent pro Liter: „Das reicht zum Überleben, aber Geld für Investitionen haben wir damit nicht.“Die Folge: Man müsse sich „gewaltig einschränken“, habe kein finanzielles Polster für Unvorhergesehenes wie die Reparatur von Schleppern.
Familie hilft mit
Eine Landwirtschaft ohne Maschinen geht heutzutage aber nicht mehr, auch weil Krais mit seinem ebenfalls in Vollzeit beschäftigen Bruder den größten Teil der Arbeit alleine auf dem eigenen Hof und im Lohn bei Berufskollegen macht. Seine Frau Gabi hat neben der Landwirtschaft noch einen Teilzeitjob, die vier Kinder führen inzwischen ihr eigenes Leben und wohnen teilweise auch nicht mehr auf dem Hof. Sollte aber Not am Mann sein, könnten sie auf die Familie zählen, sagt Gabi Krais. „Wir haben eine Whatsapp-Gruppe. Die Kinder sprechen sich ab, wer uns wann helfen kann.“Das wird voraussichtlich auch in den kommenden Wochen der Fall sein. Denn wenn es trocken ist, muss die Ernte schnellstmöglich eingebracht werden, bevor wieder ein kräftiger Schauer kommt. Fritz Krais sagt: „Das gewitteranfällige Wetter ist der größte Stressfaktor.“