Verhärtete Fronten am Riedberger Horn
Seit Jahren wird über einen Zusammenschluss des Skigebiets gestritten –Neue Initiative
OBERMAISELSTEIN - Morgens auf dem 1787 Meter hohen Riedberger Horn in den Oberallgäuer Bergen: Es ist wieder einer dieser Traumtage, von denen es in diesem Sommer schon so viele gab. Der Panoramablick reicht von den Schweizer Bergen bis zum Allgäuer Hauptkamm. In der klaren Luft scheint der gegenüberliegende Hohe Ifen zum Greifen nahe. Geschafft: Eine Gruppe Wanderer hat das Gipfelkreuz erreicht. „Wann wird denn jetzt die neue Bahn gebaut?“, will eine Frau wissen. Die Frage wird oft gestellt: Wie geht es weiter mit den Plänen für einen Liftverbund zwischen Grasgehren und Balderschwang? Darf gebaut werden oder nicht?
In den vergangenen Wochen war es ruhig geworden um das Projekt, das das Riedberger Horn bayern-, ja bundesweit bekannt gemacht hat. Zuletzt hatten sich im Landtag Gegner und Befürworter bei einer Experten-Anhörung einen Schlagabtausch geliefert.
Jetzt ist Sommerpause im Landtag, aber noch vor Jahresende steht die entscheidende Abstimmung im Maximilianeum an: Formal geht es um die Änderung des Landesentwicklungsplans (LEP). Denn das Vorhaben kann nur genehmigt werden, wenn die Grenzen der Schutzzonen neu gezogen werden. Und genau daran reiben sich die Gegner: Sie wehren sich dagegen, dass der Alpenplan im Sinne der Erschließer geändert wird. Die Befürworter sagen: Schließlich gebe es Ausgleichsflächen und unterm Strich komme die Natur besser weg.
„Freundeskreis“gegründet
Während die Wanderer am Gipfel Brotzeit machen, treffen sich im 35 Kilometer entfernten Waltenhofen-Oberdorf die Initiatoren des erst kürzlich gegründeten „Freundeskreises Riedberger Horn“zum Gespräch mit Medienvertretern. Der Freundeskreis, sagt Sprecher Martin Simon, bestehe inzwischen aus rund 2000 Unterstützern. Sie alle eint ein Gedanke: Die Erschließung am Riedberger Horn mit der Gesetzesänderung komme einem Präzedenzfall gleich. Der seit mehr als 45 Jahren bestehende Alpenplan zum Schutz von Natur und Umwelt in den Bergen sei in Gefahr. Deswegen hat der Freundeskreis für kommenden Samstag, 12. August, zu einer Demonstration in Kempten aufgerufen. In der Nähe des Kornhauses, wo Ministerpräsident Horst Seehofer am Vormittag die Allgäuer Festwoche eröffnen wird, wollen die Demonstranten stehen und mit dem Ministerpräsidenten ins Gespräch kommen. Wenn – wie alle glauben – der Landtag mit CSU-Mehrheit der notwendigen Gesetzesänderung im Herbst zustimmt, könnte die Betreibergesellschaft das Genehmigungsverfahren beantragen. Im Frühjahr oder Sommer 2018 sollten alle notwendigen Unterlagen auf dem Tisch liegen. „Dann“, sagt der Oberallgäuer Landrat und Projekt-Befürworter Anton Klotz, könnte das Vorhaben im Laufe des kommenden Jahres geprüft und genehmigt werden. Das alles aber unter dem Vorbehalt, dass es nicht zu lang anhaltenden Gerichtsverfahren kommt. Doch genau damit ist zu rechnen: Mehrere Naturschutzverbände haben Klagen angekündigt.
Werden die Gerichte beschäftigt?
Bereits gegen den Landtagsbeschluss zur Änderung des Landesentwicklungsplans könne geklagt werden, sagt Jens-Peter Kiel vom Deutschen Alpenverein in München. Man denke über eine Normenkontrollklage nach. Einwendungen seien aber auch noch gegen die Baugenehmigung möglich. Landrat Klotz bleibt optimistisch und könnte sich vorstellen, dass in einem Jahr Baurecht vorliegt und dann 2019 das Projekt durchgezogen werden könnte. Das wäre freilich im Sinne der Projektbetreiber. Denn Ende 2019 läuft das umstrittene SeilbahnFörderprogramm im Freistaat aus. Aus diesem Topf würde das Riedberger-Horn-Projekt zu einem Drittel bezuschusst. Und keiner weiß, ob die Förderung ein drittes Mal verlängert wird.
Regierungsdirektor Gottfried Mayrock vom Landratsamt Oberallgäu ist seit vielen Jahren mit Überlegungen und Plänen für den Liftverbund am Horn befasst. Das Klima zwischen Befürwortern und Gegnern sei in letzter Zeit rauer geworden, sagt er. Die Fronten sind verhärtet: „Je länger alles dauert, desto unmöglicher wird es auch, Kompromisse zu finden.“Und auch Alpenvereinsmann Kiel sagt: „Wir bedauern das schlechte Klima zwischen Befürwortern und Gegnern.“
„Wir bedauern das schlechte Klima zwischen Befürwortern und Gegnern.“Jens-Peter Kiel vom Deutschen Alpenverein in München
„Je länger alles dauert, desto unmöglicher wird es auch, Kompromisse zu finden.“Regierungsdirektor Gottfried Mayrock vom Landratsamt