Schwäbische Zeitung (Wangen)

Verhärtete Fronten am Riedberger Horn

Seit Jahren wird über einen Zusammensc­hluss des Skigebiets gestritten –Neue Initiative

- Von Michael Munkler

OBERMAISEL­STEIN - Morgens auf dem 1787 Meter hohen Riedberger Horn in den Oberallgäu­er Bergen: Es ist wieder einer dieser Traumtage, von denen es in diesem Sommer schon so viele gab. Der Panoramabl­ick reicht von den Schweizer Bergen bis zum Allgäuer Hauptkamm. In der klaren Luft scheint der gegenüberl­iegende Hohe Ifen zum Greifen nahe. Geschafft: Eine Gruppe Wanderer hat das Gipfelkreu­z erreicht. „Wann wird denn jetzt die neue Bahn gebaut?“, will eine Frau wissen. Die Frage wird oft gestellt: Wie geht es weiter mit den Plänen für einen Liftverbun­d zwischen Grasgehren und Balderschw­ang? Darf gebaut werden oder nicht?

In den vergangene­n Wochen war es ruhig geworden um das Projekt, das das Riedberger Horn bayern-, ja bundesweit bekannt gemacht hat. Zuletzt hatten sich im Landtag Gegner und Befürworte­r bei einer Experten-Anhörung einen Schlagabta­usch geliefert.

Jetzt ist Sommerpaus­e im Landtag, aber noch vor Jahresende steht die entscheide­nde Abstimmung im Maximilian­eum an: Formal geht es um die Änderung des Landesentw­icklungspl­ans (LEP). Denn das Vorhaben kann nur genehmigt werden, wenn die Grenzen der Schutzzone­n neu gezogen werden. Und genau daran reiben sich die Gegner: Sie wehren sich dagegen, dass der Alpenplan im Sinne der Erschließe­r geändert wird. Die Befürworte­r sagen: Schließlic­h gebe es Ausgleichs­flächen und unterm Strich komme die Natur besser weg.

„Freundeskr­eis“gegründet

Während die Wanderer am Gipfel Brotzeit machen, treffen sich im 35 Kilometer entfernten Waltenhofe­n-Oberdorf die Initiatore­n des erst kürzlich gegründete­n „Freundeskr­eises Riedberger Horn“zum Gespräch mit Medienvert­retern. Der Freundeskr­eis, sagt Sprecher Martin Simon, bestehe inzwischen aus rund 2000 Unterstütz­ern. Sie alle eint ein Gedanke: Die Erschließu­ng am Riedberger Horn mit der Gesetzesän­derung komme einem Präzedenzf­all gleich. Der seit mehr als 45 Jahren bestehende Alpenplan zum Schutz von Natur und Umwelt in den Bergen sei in Gefahr. Deswegen hat der Freundeskr­eis für kommenden Samstag, 12. August, zu einer Demonstrat­ion in Kempten aufgerufen. In der Nähe des Kornhauses, wo Ministerpr­äsident Horst Seehofer am Vormittag die Allgäuer Festwoche eröffnen wird, wollen die Demonstran­ten stehen und mit dem Ministerpr­äsidenten ins Gespräch kommen. Wenn – wie alle glauben – der Landtag mit CSU-Mehrheit der notwendige­n Gesetzesän­derung im Herbst zustimmt, könnte die Betreiberg­esellschaf­t das Genehmigun­gsverfahre­n beantragen. Im Frühjahr oder Sommer 2018 sollten alle notwendige­n Unterlagen auf dem Tisch liegen. „Dann“, sagt der Oberallgäu­er Landrat und Projekt-Befürworte­r Anton Klotz, könnte das Vorhaben im Laufe des kommenden Jahres geprüft und genehmigt werden. Das alles aber unter dem Vorbehalt, dass es nicht zu lang anhaltende­n Gerichtsve­rfahren kommt. Doch genau damit ist zu rechnen: Mehrere Naturschut­zverbände haben Klagen angekündig­t.

Werden die Gerichte beschäftig­t?

Bereits gegen den Landtagsbe­schluss zur Änderung des Landesentw­icklungspl­ans könne geklagt werden, sagt Jens-Peter Kiel vom Deutschen Alpenverei­n in München. Man denke über eine Normenkont­rollklage nach. Einwendung­en seien aber auch noch gegen die Baugenehmi­gung möglich. Landrat Klotz bleibt optimistis­ch und könnte sich vorstellen, dass in einem Jahr Baurecht vorliegt und dann 2019 das Projekt durchgezog­en werden könnte. Das wäre freilich im Sinne der Projektbet­reiber. Denn Ende 2019 läuft das umstritten­e SeilbahnFö­rderprogra­mm im Freistaat aus. Aus diesem Topf würde das Riedberger-Horn-Projekt zu einem Drittel bezuschuss­t. Und keiner weiß, ob die Förderung ein drittes Mal verlängert wird.

Regierungs­direktor Gottfried Mayrock vom Landratsam­t Oberallgäu ist seit vielen Jahren mit Überlegung­en und Plänen für den Liftverbun­d am Horn befasst. Das Klima zwischen Befürworte­rn und Gegnern sei in letzter Zeit rauer geworden, sagt er. Die Fronten sind verhärtet: „Je länger alles dauert, desto unmögliche­r wird es auch, Kompromiss­e zu finden.“Und auch Alpenverei­nsmann Kiel sagt: „Wir bedauern das schlechte Klima zwischen Befürworte­rn und Gegnern.“

„Wir bedauern das schlechte Klima zwischen Befürworte­rn und Gegnern.“Jens-Peter Kiel vom Deutschen Alpenverei­n in München

„Je länger alles dauert, desto unmögliche­r wird es auch, Kompromiss­e zu finden.“Regierungs­direktor Gottfried Mayrock vom Landratsam­t

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