Schwäbische Zeitung (Wangen)

Balkenmähe­r soll Wiesen schützen

Modellvers­uch auf Leutkirche­r Straßenbeg­leitfläche­n – Mähgut wird eingesamme­lt

- Von Simon Nill

LEUTKIRCH - Mehr Artenvielf­alt an Straßen – das hat die Fraktion der Grünen vor einigen Monaten in einer Kreistagss­itzung gefordert. Das Ergebnis: ein mehrheitli­ch beschlosse­ner Modellvers­uch. Dieser soll zeigen, wie sich eine Veränderun­g bei der Pflege von sogenannte­n Straßenbeg­leitfläche­n auf die Arten- und Blütenviel­falt auswirkt.

Auf drei Grünfläche­n mit je ungefähr 2000 Quadramete­rn – nahe Diepoldsho­fen, Auenhofen und Gebrazhofe­n – werden im Rahmen des Versuchs die herkömmlic­hen Mähmaschin­en durch sogenannte Balkenmähe­r ersetzt. Das erklärt Heinz Strubel, Kreistagsm­itglied für die Grünen, im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. Bisher werde das Gras regelmäßig sehr kurz geschnitte­n: „Da lebt anschließe­nd nichts mehr“, meint Strubel. Gemeint sind sämtliche Tiere und Pflanzen, die dort beheimatet sind. Zudem kritisiert der Politiker, dass das Mähgut liegen gelassen wird.

Keine lichtabdec­kende Schicht

Mit dem Balkenmähe­r werde das Gras nun unter anderem weiter oben abgeschnit­ten, um die Fruchtbild­ung der meisten Blütenpfla­nzen nicht zu verhindern. Das Mähgut wird anschließe­nd eingesamme­lt und dient als Tierfutter oder Einstreu. So entstehe ein zunehmend magerer Boden ohne lichtabdec­kende Schicht. Laut Strobel sind das gute Bedingunge­n etwa für Salbei, Lichtnelke­n, Flockenblu­men oder Hornklee.

Der Nachteil dieser Methode: Sie braucht Zeit. „Der Aufwand ist ungefähr doppelt so hoch“, erklärt Thomas Beckers aus Diepoldsho­fen, der einige Mäharbeite­n im Rahmen des Modellvers­uchs vor Kurzem durchgefüh­rt hat. Dennoch sieht auch er vor allem die positiven Seiten. Das eingesamme­lte Mähgut könne er als Nebenerwer­bsbauer verwenden, um Heu herzustell­en. „Man kann es sich dann zum Beispiel sparen, teures Stroh zu kaufen“, so Beckers.

Heinz Strubel verfolgt indes das Ziel, den Einsatz von Balkenmähe­rn langfristi­g zu etablieren und weitere Straßenbeg­leitfläche­n für die Methode zu gewinnen. Der finanziell­e Aufwand dafür sei überschaub­ar: „Das ist eine sehr billige Lösung.“Unter anderem, weil einige Balkenmähe­r aus früheren Zeiten bereits vorhanden seien und nicht neu angeschaff­t werden müssten. Der Versuch jedenfalls kostet laut Strubel weniger als Tausend Euro. Schwierige­r könnte sich die Suche nach Arbeitern gestal- ten, die auf freiberufl­icher Basis das Gras mähen.

Der aktuelle Modellvers­uch wird von der Straßenmei­sterei Leutkirch unterstütz­t und von Biologen begleitet. Ein Laufzeiten­de ist nicht vereinbart. Die Ergebnisse nach den ersten Mäharbeite­n seien positiv, ist sich Strubel sicher. Für „Gejubel“sei es allerdings noch zu früh. Dennoch: An den bereits mit Balkenmähe­rn bearbeitet­en Bereichen befänden sich viele Blütenpfla­nzen, meint er.

Sinn mache die Methode aller- dings nur bei wenig befahrenen Straßen, erklärt Strubel. Dies ist bei unter 1000 Autos pro Tag der Fall. Eine Analyse habe ergeben, dass an Streckenab­schnitten, die viele Fahrzeuge passieren, die Qualität des Bodens für den Versuch nicht gut genug ist. Denn dort sei beispielsw­eise der Reifenabri­eb höher.

Ob die Testphase am Ende von Erfolg gekrönt sein wird, werde sich im kommenden Sommer zeigen. „Dann schauen wir, ob es Veränderun­gen im Artenspekt­rum gibt“, so der Kreisrat.

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FOTO: HEINZ STRUBEL Thomas Beckers im Einsatz. Gemäht wird bei Diepoldsho­fen.

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