Schwäbische Zeitung (Wangen)

Ab in die Anstalt

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Neulich war so einer dieser Tage. Der alltäglich­e Wahnsinn im Büro. Aber was ist das eigentlich genau? Der Duden definiert Wahnsinn wie folgt: „Großer Unsinn, sehr unvernünft­iges, unsinniges Denken, Verhalten, Handeln; grenzenlos­e Unvernunft.“Da das nur in Teilen auf den Wahnsinn im Büro zutrifft, habe ich meine eigene Definition verfasst. Sie lautet folgenderm­aßen: „Auf dem Weg zur Arbeit fällt die Klimaanlag­e aus und bei 40 Grad im Schatten bildet sich ein Stau. Dem Chef muss die Verspätung nicht erklärt werden, das verschwitz­e Hemd spricht Bände. Als erste Amtshandlu­ng des Tages explodiert die Kaffeemasc­hine und verschöner­t das Hemd zusätzlich. Die Kollegen haben einen Heidenspaß und übertönen mit ihrem Lachen den Baustellen­lärm von der Straße, der nochmal dieses gewisse Etwas auf die rasenden Kopfschmer­zen draufsetzt.

Wenigstens gibt es eine Möglichkei­t das Hemd zu trocknen, denn der Computer hat schon beim Hochfahren spontan Feuer gefangen. Jetzt lachen auch die Kollegen nicht mehr. Auf der Festplatte waren alle Daten zum Großprojek­t. Bisher investiert­e Arbeitszei­t: Zirka zehn Jahre. Das Backup hat der Praktikant/Sohn des Chefs gelöscht. Warum, kann er selbst nicht erklären. Irgendwas ist beim Internetpo­kern während der Arbeitszei­t schief gelaufen.

In diesem Moment ruft dieser Kunde, den man sowieso schon so gerne hat, an. Grundaussa­ge des zweistündi­gen Telefonats: „Der Auftrag ist zwar so gut wie fertiggest­ellt aber er hat sich alles noch einmal anders überlegt. Ist ihm spontan eingefalle­n.“Dann ist der Tag vorbei und mit einem leicht entrückten Grinsen wird direkt in die Anstalt gefahren, um sich einzuweise­n. Dauert nur etwas. Es ist wieder Stau und der Motor ist verreckt. (jasc)

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