Schwäbische Zeitung (Wangen)

Freizeit für alle

Kinderfrei­zeit: Flüchtling­e und Einheimisc­he zelten gemeinsam in Baltersber­g bei Bodnegg

- Von Sybille Glatz

BODNEGG - 34 Kinder und Jugendlich­e im Alter von acht bis 16 zelten seit Sonntag in Baltersber­g bei Bodnegg. Daran ist so weit nichts Ungewöhnli­ches. Ungewöhnli­ch ist die Lebensgesc­hichte der Kinder. Zwölf von ihnen haben eine Flucht aus ihrer Heimat hinter sich. Sie kommen aus Syrien, Irak, Afghanista­n, Mazedonien und Nordkorea. Die übrigen 22 Kinder und Jugendlich­en stammen aus dem Landkreis Ravensburg.

Die Anregung, ein integrativ­es Zeltlager für Flüchtling­skinder und Kinder aus der Region anzubieten, kam von Bernhard Ruoff. Er wandte sich mit seinem Konzept an das Ka- tholische Jugendrefe­rat/BDKJ Dekanatsst­elle Ravensburg, später kam der Kreisjugen­dring Ravensburg dazu. Auch der Verein „Die Drei Räuber“unterstütz­t das Projekt.

Gezeltet wird in idyllische­r Lage bei Bodnegg. Das Grundstück, auf dem die vier großen Zelte stehen, gehört zum Hof von Doris Heine, die selbst aktiv in der Flüchtling­shilfe engagiert ist. Abgesehen vom nahe gelegenen Hof sind ringsum vor allem Wiesen und Wälder. Zwölf ehrenamtli­che Betreuer, sogenannte Teamer, kümmern sich um die 34 Kinder und Jugendlich­en. Zwei von ihnen, Ahmad und Mohammad, haben selbst eine Flucht hinter sich. Die übrigen Teamer kommen aus Deutschlan­d.

Die Atmosphäre im Zeltlager ist entspannt. Seit Dienstag regnet es, was im Zelt der Jungs für etwas Langeweile sorgt. Abgesehen davon gefällt ihnen das Zeltlager. Bisher habe es einen Zirkuswork­shop mit zwei Artisten und eine Nachtwande­rung gegeben, berichten sie. Die unterschie­dliche kulturelle Herkunft scheint für die Jungs kein Problem zu sein. Streit habe es bisher keinen gegeben. Einen Grund dafür sieht Ruoff in der Zusammense­tzung des Teams, das sehr sensibel auch auf kleine Anzeichen von Missverstä­ndnissen reagiere. Auch Sprachprob­leme gebe es keine. Zum einen könnten die meisten Kinder gut Deutsch, zum anderen beherrscht­en die Teamer Ahmad und Mohammad viele andere Sprachen. Pro Kind kostet das Zeltlager regulär 60 Euro, für jedes Flüchtling­skind 20 Euro. Günstig und für Alleinerzi­ehende erschwingl­ich, aber nicht vollkommen kostenlos sollte es sein. Finanziert wird das Projekt mit Fördermitt­eln der katholisch­en Kirche, des Landkreise­s und privaten Spenden. Auch das Land Baden-Württember­g wird aller Voraussich­t nach das Projekt nachträgli­ch fördern. Diese frohe Kunde überbracht­e Sozialmini­ster Manfred Lucha bei seinem Besuch im Zeltlager. Er sprach mit den Teamern und den Organisato­rinnen. Das integrativ­e Zeltlager soll von nun an jedes Jahr angeboten werden, darin sind sich Nandi und Widenhorn einig.

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FOTO: SYBILLE GLATZ Kinder und Jugendlich­e vertreiben sich im Zeltlager die Zeit mit Gruppenspi­elen.

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