Städte wollen Gespräche zur VHS-Fusion
Weingarten und Ravensburg möchten Thema prüfen – Ravensburger Verein: keine Notwendigkeit
WEINGARTEN - Egal ob große oder kleine Posten: Die Stadt Weingarten versucht derzeit an allen Ecken und Enden zu sparen. Ein Bereich, der bislang – zumindest öffentlich – ausgeklammert wurde, ist die Weingartener Volkshochschule (VHS). Doch bei jährlichen Zuschüssen von knapp 140 000 Euro aus dem städtischen Haushalt kommt man daran eigentlich nicht vorbei. Gerade weil es in direkter Nachbarschaft in Ravensburg ebenfalls eine VHS gibt. Bei all den Doppelstrukturen scheint eine Fusion beider Institutionen doch recht naheliegend. Daher hat es im vergangenen Jahr Gespräche zwischen den Städten gegeben. „Im Rahmen des Leitungswechsels bei beiden VHS im Jahr 2016 wurde eine mögliche Fusion erwogen. Beide Städte sind damals jedoch zum Ergebnis gelangt, die Eigenständigkeit beider Volkshochschulen – auch mit Blick auf die unterschiedlichen Organisationsstrukturen – zu bewahren. Ein wirtschaftlicher Vorteil konnte nicht festgestellt werden“, sagt Fachbereichsleiter Rainer Beck, zu dessen Bereich Gesellschaft, Bildung und Soziales auch die VHS gehört.
Man könnte sich Geld sparen
Doch das sieht man mittlerweile in der Nachbarstadt etwas anders. Es gäbe genügend Doppelstrukturen in der Verwaltung, der EDV oder der Buchhaltung, durch deren Zusammenlegung man sich Geld sparen könnte, meint Ravensburgs Erster Bürgermeister Simon Blümcke. „Es ist sonnenklar, dass man in der Verwaltung Dinge zweifach macht“, sagt er. „Betriebswirtschaftlich ist das nicht leugnenbar.“Daher meint auch Beck auf erneute Nachfrage: „Um konkrete Zahlen zu erhalten, müsste das erst noch belastbar geprüft werden.“Allerdings bräuchte es dafür die Bereitschaft des Vereins „Volkshochschule Ravensburg“, der für die VHS verantwortlich ist.
Und diese scheint aktuell kaum vorhanden. „Nach fast 70 Jahren müsste das nicht der Verein beweisen. Jemand anderes müsste das beweisen“, sagt Berthold Traub, 1. Vorsitzender des Vereins. Er beruft sich auf die Gespräche zwischen den beiden Städten, zu denen der Verein nicht eingeladen worden sei, aber dass dabei ja keine finanziellen Einsparmöglichkeiten aufgezeigt worden wären. „Wir werden uns nicht erdreisten, klüger als die Stadt zu sein“, sagt Traub, der eine Fusion grundsätzlich ablehnt: „Eine Fusion ist für mich erst einmal gar nichts“, sagt er. Man arbeite ohnehin schon am „obersten Minimum“und könne weitaus besser besetzt sein. Wenn man fusioniere, mache man all die ehrenamtliche Arbeit kaputt. „Ich wende mich gegen die Liquidation des Vereins“, sagt Traub, der auf mehrfa- che Nachfrage doch eingesteht, dass Geld eingespart werden könnte – allerdings nur im Personalbereich. Und das würde aus seiner Sicht wieder auf Kosten des Services gehen. „Wenn wir den Service verschlechtern, geht das an unsere Akzeptanz“, sagt er.
Das glaubt Simon Blümcke nicht. Auch will er keinen Standort schließen, sondern das Ganze einfach evaluieren. „Es ist nicht verboten, darüber nachzudenken“, sagt Blümcke. „Dann hätten wir eine Stimme, eine VHS.“Doch wenn es auf die Tagesordnung des Vorstandes komme, dann sei es nicht gewollt, so Blümcke, der zwar beratendes Mitglied im Vereinsvorstand ist, aber kein Stimmrecht hat. „Ich merke, der Vorstand möchte nicht über die Strukturen sprechen“, sagt Blümcke. „Da ist 0,0 Bereitschaft vom Verein, in die Gespräche einzusteigen.“Doch auf Nachfrage der SZ hat Traub zumindest in Aussicht gestellt, dass man sich mit dem Thema „zwangsweise im Vorstand diskutieren“werde.
Doch warnt Blümcke vor Stillstand. Bis auf die Sprachkurse verzeichne die Ravensburger VHS in allen Bereichen Rückgänge, so der Bürgermeister. Wenn perspektivisch diese Sprachkurse wieder zurückgingen, was zu erwarten sei, werde es noch schwieriger. „Es ist sonnenklar, dass dieser Bereich wieder abschwellen wird“, sagt Blümcke, der betont, dass es sein vordringliches Ziel sei, „die VHS wieder auf einen stabilen Kurs zu bringen“. Auf diesem sieht sich Berthold Traub schon längst. Der Rückgang der Kurse entspreche den ganz normalen Schwankungen. Das habe er in seinen knapp 35 Jahren bei der VHS in Ravensburg gelernt.
Angebote optimieren
Doch zeigt der Blick auf die Zahlen, wie abhängig der Verein von der Stadt ist. 180 000 Euro gibt es von Ravensburg im Jahr. Dazu kommen weitere Zuschüsse von Land (120 000 Euro) und dem Gemeindeverband Mittleres Schussental, kurz GMS (144 000 Euro). Im Vergleich dazu steht Weingarten besser da. Die Stadt musste nur 140 000 Euro zuschießen. Dennoch sei Weingarten weiterhin offen für eine Fusion, allerdings vornehmlich wegen der inhaltlichen Aufstellung. Eine fusionierte VHS könnte sich, so meint Beck, als großer Weiterbildungspartner noch besser in der Region verankern. „Die Stadt Weingarten ist offen für Gespräche zur Intensivierung der Kooperation und steht auch weitergehenden Fusionsüberlegungen mit Vorteilen für beide Partner – sofern dies von den politischen Gremien gewünscht wird – in einem partnerschaftlich geführten Dialog ergebnisoffen gegenüber“, sagt Beck. Besonders beim Optimieren von Angeboten und der damit verbundenen besseren Auslastung könne es Vorteile geben.