Friedrichshafener Klinikum schließt Intensivstation
VRE entdeckt: Erreger kann für abwehrgeschwächte Patienten lebensbedrohlich werden
FRIEDRICHSHAFEN - Das Häfler Klinikum hat am Dienstag Teile der Inneren Intensivstation geschlossen. Grund ist laut Klinikum eine „unerwartete Häufung“von Vancomycinresistenten Enterokokken (VRE). Dahinter steckt ein Erreger, der für abwehrgeschwächte Patienten gefährlich werden kann.
Wie aus einer Mitteilung des Klinikums hervorgeht, wurden an drei Patienten der internistischen Intensivstation die Keime gefunden. Die Patienten wurden laut Klinik umgehend isoliert. „Eine Infektion lag in keinem der drei Fälle vor“, erklärt Klinikumssprecherin Susann Ganzert. Der Erreger tritt in Friedrichshafen nicht das erste Mal auf. „Es gab bereits früher vereinzelte Fälle.“
Keine Intensiv-Neuaufnahmen
Die internistische Intensivstation wird demnach nur noch teilweise belegt. Neuaufnahmen von Patienten sind derzeit nicht möglich. Ganzert: „Es geht darum, die notwendigen zusätzlichen, präventiven Hygienemaßnahmen (Desinfektionen aller Flächen im Raum) entsprechend eines standardisierten Verfahrens vorzunehmen.“Die Klinikleitung sowie die Hygienekommission des Klinikums und das Gesundheitsamt des Bodenseekreises stimmen sich nach Klinikangaben eng ab. Die Entscheidung darüber, wann die internistische Intensivstation wieder „normal“laufen wird, liegt bei der Hygienekommission des Klinikums. Das Gesundheitsamt musste laut Robert Schwarz, Sprecher des Landratsamtes „nichts explizit anordnen“. Was zu tun gewesen sei, „war von der Klinikleitung sofort angeordnet worden“. Die chirurgische Intensivstation wurde erklärtermaßen „gründlich untersucht, sie ist von der VREKolonisation nicht betroffen“.
Hygiene-Standards eingehalten?
Nach Bekanntwerden des Problems wurden laut Klinikumssprecherin nicht nur die betroffenen Patienten isoliert. Auch Patienten, die den Erreger nicht in sich tragen und weiter intensivmedizinisch versorgt werden müssen, „wurden isoliert verlegt“. Zudem werden weitere Patienten im Klinikum auf den Erreger getestet. Mitarbeiter allerdings nicht, heißt es auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“.
Nach SZ-Informationen dürfen mit VRE „besiedelte“oder infizierte Patienten mit einem Isolationsstatus nur von ebenfalls isoliert arbeitendem medizinischem Personal betreut werden. Insbesondere darf dieses Personal nicht zur Pflege oder Behandlung anderer Patienten oder zur Hilfe für anderes Personal eingesetzt werden um eine Ausbreitung des Keims zu verhindern.
Ist diese präventiv wirkende Vorgabe zu jederzeit am Klinikum Friedrichshafen eingehalten worden? Susann Ganzert antwortet mit einem klaren „Ja“. Wie konnte sich dann aber der Keim auf mehrere Patienten ausbreiten? „Dazu haben wir noch keine Antwort“, sagt die Klinikumssprecherin.
Das VRE-Problem ist derzeit auf das Klinikum in Friedrichshafen begrenzt. Der gesamte Medizin-Campus-Bodensee ist nicht betroffen. „14 Nothelfer in Weingarten und die Klinik Tettnang sind außen vor“, erklärt Susann Ganzert. Der VRE-Nachweis in Friedrichhsfen habe derzeit auch keine weiteren Konsequenzen für die Häuser in Tettnang und Weingarten. „Besonderer Maßnahmen dort bedarf es deshalb nicht“, so Ganzert weiter.