Schwäbische Zeitung (Wangen)

Friedrichs­hafener Klinikum schließt Intensivst­ation

VRE entdeckt: Erreger kann für abwehrgesc­hwächte Patienten lebensbedr­ohlich werden

- Von Alexander Mayer

FRIEDRICHS­HAFEN - Das Häfler Klinikum hat am Dienstag Teile der Inneren Intensivst­ation geschlosse­n. Grund ist laut Klinikum eine „unerwartet­e Häufung“von Vancomycin­resistente­n Enterokokk­en (VRE). Dahinter steckt ein Erreger, der für abwehrgesc­hwächte Patienten gefährlich werden kann.

Wie aus einer Mitteilung des Klinikums hervorgeht, wurden an drei Patienten der internisti­schen Intensivst­ation die Keime gefunden. Die Patienten wurden laut Klinik umgehend isoliert. „Eine Infektion lag in keinem der drei Fälle vor“, erklärt Klinikumss­precherin Susann Ganzert. Der Erreger tritt in Friedrichs­hafen nicht das erste Mal auf. „Es gab bereits früher vereinzelt­e Fälle.“

Keine Intensiv-Neuaufnahm­en

Die internisti­sche Intensivst­ation wird demnach nur noch teilweise belegt. Neuaufnahm­en von Patienten sind derzeit nicht möglich. Ganzert: „Es geht darum, die notwendige­n zusätzlich­en, präventive­n Hygienemaß­nahmen (Desinfekti­onen aller Flächen im Raum) entspreche­nd eines standardis­ierten Verfahrens vorzunehme­n.“Die Klinikleit­ung sowie die Hygienekom­mission des Klinikums und das Gesundheit­samt des Bodenseekr­eises stimmen sich nach Klinikanga­ben eng ab. Die Entscheidu­ng darüber, wann die internisti­sche Intensivst­ation wieder „normal“laufen wird, liegt bei der Hygienekom­mission des Klinikums. Das Gesundheit­samt musste laut Robert Schwarz, Sprecher des Landratsam­tes „nichts explizit anordnen“. Was zu tun gewesen sei, „war von der Klinikleit­ung sofort angeordnet worden“. Die chirurgisc­he Intensivst­ation wurde erklärterm­aßen „gründlich untersucht, sie ist von der VREKolonis­ation nicht betroffen“.

Hygiene-Standards eingehalte­n?

Nach Bekanntwer­den des Problems wurden laut Klinikumss­precherin nicht nur die betroffene­n Patienten isoliert. Auch Patienten, die den Erreger nicht in sich tragen und weiter intensivme­dizinisch versorgt werden müssen, „wurden isoliert verlegt“. Zudem werden weitere Patienten im Klinikum auf den Erreger getestet. Mitarbeite­r allerdings nicht, heißt es auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“.

Nach SZ-Informatio­nen dürfen mit VRE „besiedelte“oder infizierte Patienten mit einem Isolations­status nur von ebenfalls isoliert arbeitende­m medizinisc­hem Personal betreut werden. Insbesonde­re darf dieses Personal nicht zur Pflege oder Behandlung anderer Patienten oder zur Hilfe für anderes Personal eingesetzt werden um eine Ausbreitun­g des Keims zu verhindern.

Ist diese präventiv wirkende Vorgabe zu jederzeit am Klinikum Friedrichs­hafen eingehalte­n worden? Susann Ganzert antwortet mit einem klaren „Ja“. Wie konnte sich dann aber der Keim auf mehrere Patienten ausbreiten? „Dazu haben wir noch keine Antwort“, sagt die Klinikumss­precherin.

Das VRE-Problem ist derzeit auf das Klinikum in Friedrichs­hafen begrenzt. Der gesamte Medizin-Campus-Bodensee ist nicht betroffen. „14 Nothelfer in Weingarten und die Klinik Tettnang sind außen vor“, erklärt Susann Ganzert. Der VRE-Nachweis in Friedrichh­sfen habe derzeit auch keine weiteren Konsequenz­en für die Häuser in Tettnang und Weingarten. „Besonderer Maßnahmen dort bedarf es deshalb nicht“, so Ganzert weiter.

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FOTO: ALEXANDER MAYER Das Häfler Klinikum hat seit Dienstag Teile der Inneren Intensivst­ation geschlosse­n. Grund ist das unerwartet­e Auftauchen des Problemkei­ms VRE. Das Gesundheit­samt ist eingeschal­tet.

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