Verwirrung um Posten des Kanzlers an der PH Weingarten
Bisheriger Kanzler Gregor Kutsch bereits ausgeschieden – Nachbesetzung unklar – Verantwortliche schweigen
WEINGARTEN - In der Führungsriege der Pädagogischen Hochschule Weingarten (PH) gibt es jede Menge Bewegung. Nachdem Ursula PfeifferBlattner, Prorektorin für Lehre und Studium, Ende März in den Ruhestand gegangen war, hat Rektor Werner Knapp mit Ablauf seiner Amtszeit im Februar 2018 eigentlich das vorgesehene Rentenalter erreicht. Allerdings steht er wohl für weitere drei Jahre zur Verfügung. Doch die wirklich brisante Personalie ist der Posten des Kanzlers. Denn der bisherige Kanzler Gregor Kutsch ist Ende Juli ausgeschieden, ohne dass bislang ein Nachfolger benannt wurde. Dass die PH weder die Ausschreibung der Stelle noch das Ausscheiden von Kutsch der Presse gegenüber mitgeteilt hat, irritiert.
Denn eigentlich ist es üblich, dass zumindest das Ausscheiden eines Mitgliedes des Führungsstabes einer solchen Institution wie der PH öffentlich kommuniziert wird. Erst im Juni war Prorektorin Pfeiffer-Blattner offiziell verabschiedet worden. Dazu hatte es eine umfangreiche Pressemitteilung gegeben. Warum Gregor Kutsch ganz still und leise die PH verlassen hat, ist also unklar. Umso mehr, weil sich die Verantwortlichen der PH auf Nachfrage zur Personalie Kutsch nicht äußern wollen. „Bitte haben Sie Verständnis, dass ich über Personalangelegenheiten nicht sprechen kann“, erklärte Pressesprecher Arne
Geertz. Auf erneute Nachfrage erklärte Karin Schweizer, Prorektorin für Forschung, zumindest, dass
Kutsch in den Ruhestand gegangen sei. Seine sechsjährige Amtszeit ist Ende Juli ausgelaufen. Ob er selbst entschieden hat, nicht noch ein paar Jahre zusätzlich dranzuhängen oder er vom Hochschulrat nicht mehr nominiert wurde, ist unklar. Über die Gründe wollten weder Geertz noch Schweizer Auskunft geben.
Das Kuriose dabei: Schon bei Kutschs Wahl vor sechs Jahren hatte es gewisse Unstimmigkeiten in der Führungsetage gegeben. Das hatte aber weniger mit Kutsch selbst als mit seinem Vorgänger Ulrich Kleiner zu tun. Dieser hatte seinen Posten als Kanzler eigentlich nicht räumen wollen. Doch als sein Vertrag auslief, wurde er vom Hochschulbeirat nicht mehr nominiert – obwohl er sich beworben hatte. „Die gesamte Belegschaft der Hochschule war wie vor den Kopf gestoßen, als sie erfuhr, dass Herr Kleiner noch nicht einmal zur Wiederwahl vorgeschlagen wird, sondern lediglich ein anderer Kandidat“, hatte eine PH-Mitarbeiterin seinerzeit auf Nachfrage der SZ berichtet. Kleiner habe es nicht verdient, „einen derartigen Tritt verpasst zu bekommen“. Allerdings hatte es damals auch andere Stimmen beim akademischen Personal gegeben, bei dem Kleiner nicht sehr geschätzt gewesen sein soll.
Wie die Belegschaft zu Kutsch und dessen Ausscheiden reagiert hat, ist nicht bekannt. Allerdings stand wohl schon länger fest, dass Kutschs bisherige Tätigkeit am 31. Juli 2017 enden wird. Bereits am 3. Dezember 2016 war die Stelle eines Kanzlers oder einer Kanzlerin an der PH Weingarten in verschiedenen Medien öffentlich ausgeschrieben. Diese erste Ausschreibung sei aber „leider nicht erfolgreich gewesen“, teilte Geertz auf Anfrage mit. Daher wird erneut eine Persönlichkeit gesucht, die an der PH als hauptamtliches Vorstandsmitglied für den Bereich Wirtschaftsund Personalverwaltung tätig ist. Neu besetzt werden soll die Stelle zum 1. November 2017. Dieser späte Termin erklärt sich nicht nur damit, dass Ausschreibungsfristen eingehalten werden müssen, sondern auch mit dem komplizierten Wahlverfahren, in das sowohl der Senat als auch der Hochschulrat eingebunden sind. Gesucht wird eine Persönlichkeit mit einer Befähigung zum höheren Verwaltungsdienst oder einem anderen Hochschulabschluss. „Grundlage sollte eine mehrjährige leitende Tätigkeit insbesondere in der Personalführung und Wirtschaftsverwaltung sein“, heißt es in der Stellenbeschreibung.
Knapp will sich wieder bewerben
Die Amtszeit des Kanzlers oder der Kanzlerin kann laut Hochschulgesetz sechs oder acht Jahre betragen. Darüber entscheiden Senat und Hochschulrat. In der Ausschreibung teilt die PH ferner mit, dass sie bei gleicher Qualifikation und Eignung eine Frau bevorzugt, weil sie den Frauenanteil in Leitungspositionen erhöhen will. Ob das auch auf den Posten des Kanzlers zutrifft, bleibt abzuwarten. Schließlich erreicht Rektor Werner Knapp in einigen Monaten das gesetzliche Pensionsalter. Laut Karin Schweizer hat er sich allerdings um drei weitere Jahre beworben. Über seine Zukunft wird der Hochschulrat noch in diesem Herbst entscheiden. Allerdings gibt es bei solchen Posten üblicherweise auch zahlreiche externe Bewerber.
Bei der letzten Besetzung eines Führungspostens gab es im Übrigen eine interne Lösung. Denn die Nachfolge von Pfeffer-Blattner trat direkt zum 1. April Florian Theilmann, Professor für Naturwissenschaftliches Lernen mit Schwerpunkt Physik, an.