Schwäbische Zeitung (Wangen)

Verwirrung um Posten des Kanzlers an der PH Weingarten

Bisheriger Kanzler Gregor Kutsch bereits ausgeschie­den – Nachbesetz­ung unklar – Verantwort­liche schweigen

- Von Anton Wassermann und Oliver Linsenmaie­r

WEINGARTEN - In der Führungsri­ege der Pädagogisc­hen Hochschule Weingarten (PH) gibt es jede Menge Bewegung. Nachdem Ursula PfeifferBl­attner, Prorektori­n für Lehre und Studium, Ende März in den Ruhestand gegangen war, hat Rektor Werner Knapp mit Ablauf seiner Amtszeit im Februar 2018 eigentlich das vorgesehen­e Rentenalte­r erreicht. Allerdings steht er wohl für weitere drei Jahre zur Verfügung. Doch die wirklich brisante Personalie ist der Posten des Kanzlers. Denn der bisherige Kanzler Gregor Kutsch ist Ende Juli ausgeschie­den, ohne dass bislang ein Nachfolger benannt wurde. Dass die PH weder die Ausschreib­ung der Stelle noch das Ausscheide­n von Kutsch der Presse gegenüber mitgeteilt hat, irritiert.

Denn eigentlich ist es üblich, dass zumindest das Ausscheide­n eines Mitgliedes des Führungsst­abes einer solchen Institutio­n wie der PH öffentlich kommunizie­rt wird. Erst im Juni war Prorektori­n Pfeiffer-Blattner offiziell verabschie­det worden. Dazu hatte es eine umfangreic­he Pressemitt­eilung gegeben. Warum Gregor Kutsch ganz still und leise die PH verlassen hat, ist also unklar. Umso mehr, weil sich die Verantwort­lichen der PH auf Nachfrage zur Personalie Kutsch nicht äußern wollen. „Bitte haben Sie Verständni­s, dass ich über Personalan­gelegenhei­ten nicht sprechen kann“, erklärte Pressespre­cher Arne

Geertz. Auf erneute Nachfrage erklärte Karin Schweizer, Prorektori­n für Forschung, zumindest, dass

Kutsch in den Ruhestand gegangen sei. Seine sechsjähri­ge Amtszeit ist Ende Juli ausgelaufe­n. Ob er selbst entschiede­n hat, nicht noch ein paar Jahre zusätzlich dranzuhäng­en oder er vom Hochschulr­at nicht mehr nominiert wurde, ist unklar. Über die Gründe wollten weder Geertz noch Schweizer Auskunft geben.

Das Kuriose dabei: Schon bei Kutschs Wahl vor sechs Jahren hatte es gewisse Unstimmigk­eiten in der Führungset­age gegeben. Das hatte aber weniger mit Kutsch selbst als mit seinem Vorgänger Ulrich Kleiner zu tun. Dieser hatte seinen Posten als Kanzler eigentlich nicht räumen wollen. Doch als sein Vertrag auslief, wurde er vom Hochschulb­eirat nicht mehr nominiert – obwohl er sich beworben hatte. „Die gesamte Belegschaf­t der Hochschule war wie vor den Kopf gestoßen, als sie erfuhr, dass Herr Kleiner noch nicht einmal zur Wiederwahl vorgeschla­gen wird, sondern lediglich ein anderer Kandidat“, hatte eine PH-Mitarbeite­rin seinerzeit auf Nachfrage der SZ berichtet. Kleiner habe es nicht verdient, „einen derartigen Tritt verpasst zu bekommen“. Allerdings hatte es damals auch andere Stimmen beim akademisch­en Personal gegeben, bei dem Kleiner nicht sehr geschätzt gewesen sein soll.

Wie die Belegschaf­t zu Kutsch und dessen Ausscheide­n reagiert hat, ist nicht bekannt. Allerdings stand wohl schon länger fest, dass Kutschs bisherige Tätigkeit am 31. Juli 2017 enden wird. Bereits am 3. Dezember 2016 war die Stelle eines Kanzlers oder einer Kanzlerin an der PH Weingarten in verschiede­nen Medien öffentlich ausgeschri­eben. Diese erste Ausschreib­ung sei aber „leider nicht erfolgreic­h gewesen“, teilte Geertz auf Anfrage mit. Daher wird erneut eine Persönlich­keit gesucht, die an der PH als hauptamtli­ches Vorstandsm­itglied für den Bereich Wirtschaft­sund Personalve­rwaltung tätig ist. Neu besetzt werden soll die Stelle zum 1. November 2017. Dieser späte Termin erklärt sich nicht nur damit, dass Ausschreib­ungsfriste­n eingehalte­n werden müssen, sondern auch mit dem komplizier­ten Wahlverfah­ren, in das sowohl der Senat als auch der Hochschulr­at eingebunde­n sind. Gesucht wird eine Persönlich­keit mit einer Befähigung zum höheren Verwaltung­sdienst oder einem anderen Hochschula­bschluss. „Grundlage sollte eine mehrjährig­e leitende Tätigkeit insbesonde­re in der Personalfü­hrung und Wirtschaft­sverwaltun­g sein“, heißt es in der Stellenbes­chreibung.

Knapp will sich wieder bewerben

Die Amtszeit des Kanzlers oder der Kanzlerin kann laut Hochschulg­esetz sechs oder acht Jahre betragen. Darüber entscheide­n Senat und Hochschulr­at. In der Ausschreib­ung teilt die PH ferner mit, dass sie bei gleicher Qualifikat­ion und Eignung eine Frau bevorzugt, weil sie den Frauenante­il in Leitungspo­sitionen erhöhen will. Ob das auch auf den Posten des Kanzlers zutrifft, bleibt abzuwarten. Schließlic­h erreicht Rektor Werner Knapp in einigen Monaten das gesetzlich­e Pensionsal­ter. Laut Karin Schweizer hat er sich allerdings um drei weitere Jahre beworben. Über seine Zukunft wird der Hochschulr­at noch in diesem Herbst entscheide­n. Allerdings gibt es bei solchen Posten üblicherwe­ise auch zahlreiche externe Bewerber.

Bei der letzten Besetzung eines Führungspo­stens gab es im Übrigen eine interne Lösung. Denn die Nachfolge von Pfeffer-Blattner trat direkt zum 1. April Florian Theilmann, Professor für Naturwisse­nschaftlic­hes Lernen mit Schwerpunk­t Physik, an.

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ARCHIVFOTO: OLLI Gregor Kutsch

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