Ein Adler-Weibchen als Kamerafrau
Tourismusverband Allgäu/Bayerisch-Schwaben wirbt künftig mit Bildern eines Vogels
OBERSTDORF - Er schlägt nicht mit den Flügeln, und doch steigt der Adler immer höher und höher. Die Thermik an diesem Tag ist gut am Nebelhorn. Der Adler zieht ruhig seine Kreise – und setzt plötzlich zum Sturzflug an. Spitzengeschwindigkeit: 113 Stundenkilometer. „Das gibt tolle Bilder“, jubeln die Beteiligten. Warum? Der Adler trägt eine Kamera auf dem Rücken. Er dreht Werbematerial für den Tourismusverband Allgäu/Bayerisch-Schwaben.
Steinadler-Weibchen Fritzi ist ein Filmadler. Mal steht sie als Protagonistin vor der Kamera, mal trägt sie die Kamera auf dem Rücken und liefert Bilder aus der Vogelperspektive. Jetzt war sie für den Tourismusverband Allgäu/Bayerisch-Schwaben am Nebelhorn im Einsatz. Den Dreh hat Geschäftsführer Bernhard Joachim beim bayerischen Tourismustag für seinen Verband gewonnen. Dort präsentierte Andreas Gall vom Red Bull Media House Möglichkeiten, wie Emotionen und Technik in Tourismusfilmen eingesetzt werden können. Zum Beispiel eben durch einen Adlerflug, den er als Preis für ein Spiel aussetzte.
Die große Frage nach dem Gewinn: Wo sollte der Flug stattfinden? Im Gespräch waren unter anderem das Donautal und Schloss Neuschwanstein. Letztlich entschieden sich die Verantwortlichen aber für das Nebelhorn. Denn um gute Bilder zu bekommen, sollte der Adler möglichst wenig mit den Flügeln schlagen.
„Wo es für einen Gleitschirmflieger gut ist, ist es auch für einen Adler gut“, erklärt Falkner Paul Klima, der Fritzi trainiert. Und da bot sich das Nebelhorn an, zumal der Adler dort vorab schon viele Höhenmeter in der Gondel zurücklegen konnte.
Direkt vom Gipfel fliegt Fritzi dann auch los. Aber erst, nachdem Klima ihr einen Rucksack samt Kamera umgeschnallt hat. 150 Gramm wiegt das Equipment, das das Tier bei seinen Flügen auf dem Rücken trägt. Mit dabei ist auch Henning Werth, Gebietsbetreuer der Allgäuer Hochalpen. Er stellt sicher, dass Fritzi nicht den wilden Adlern in der Gegend ins Gehege kommt. Falkner Paul Klima
Sein eigener Herr
Wo der Adler genau hinfliegt, kann man vorab aber nicht wissen, sagt Klima: „Der Adler ist sein eigener Herr.“Flüge mit einer Strecke von bis zu 300 Meter seinen gut planbar, was darüber hinaus geht, nicht mehr.
Klima arbeitet mit positiver Motivation: „Ein Leckerli zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist hilfreich.“Fritzi ist zwar nicht auf den Falkner geprägt, kommt aber dennoch immer wieder zu ihm zurück. Und falls sie doch einmal völlig eigene Wege fliegt, bleibt sie trotzdem auffindbar: Sowohl die Kamera als auch der Adler selbst sind mit GPS-Geräten ausgestatten.
Zum Einsatz kommen sie an diesem Tag aber nicht. Nach ihrem ersten Rundflug landet Fritzi direkt auf dem Gipfelkreuz des Nebelhorns. Joachim jedenfalls ist zufrieden. Wenn der Film ein Erfolg wird, könnte er sich vorstellen, noch weitere Adlerflüge im Allgäu aufzunehmen. Bis der Film fertig geschnitten ist, wird es allerdings noch mehrere Wochen dauern.
„Der Adler ist sein eigener Herr.“